Brigitte Meyer auf der Heide Ehemalige Bad Honnefer Stadträtin wird 90

Bad Honnef · Brigitte Meyer auf der Heide wird 90 Jahre alt. Sie war langjährige Stadträtin, Schöffin, gründete die Familienhilfe in Bad Honnef mit, erhielt das Bundesverdienstkreuz - und noch vieles mehr.

 Seit rund 50 Jahren engagiert sich Brigitte Meyer auf der Heide (l.) in Bad Honnef – unter anderem auf Basaren für die Sri Lanka-Hilfe.

Seit rund 50 Jahren engagiert sich Brigitte Meyer auf der Heide (l.) in Bad Honnef – unter anderem auf Basaren für die Sri Lanka-Hilfe.

Foto: Frank Homann

Brigitte Meyer auf der Heide lebt seit 1968 in Bad Honnef-Selhof. Bereits im Jahr darauf gewann sie ein Direktmandat für den Stadtrat. „Obwohl ich Zugezogene, Frau, evangelisch und Mitglied der SPD war“, staunt sie auch heute noch über diesen Wahlerfolg. Aber: Sie war durchsetzungsstark, mit vollem Herzen bei der Sache und immer für eine Überraschung gut. An diesem Samstag vollendet Brigitte Meyer auf der Heide, geboren am 10. April 1931 in Forst Lausitz, ihr 90. Lebensjahr.

Sie traute sich stets etwas: 2014 und 2015 reiste Meyer auf der Heide alleine für mehrere Wochen nach Sri Lanka, um dort junge Frauen in Patchwork-Technik zu unterrichten. Die Bundesverdienstkreuzträgerin von 1983 schwärmte nach diesem Einsatz für die Bad Honnefer Sri-Lanka-Hilfe von ihrer Aufgabe und wollte 2016 erneut aufbrechen. Doch die Flüchtlingswelle im Herbst 2015 durchkreuzte diese Pläne. Kurzentschlossen richtete Meyer auf der Heide mit anderen Mitstreitern eine Internationale Nähstube ein, um den in Honnef eingetroffenen Flüchtlingsfrauen eine Anlaufstelle zu bieten.

Das Soziale war Brigitte Meyer auf der Heide immer ein Anliegen. Und sie wird die Entwicklung der Nähstube weiterhin verfolgen, auch wenn sie sich mit Vollendung ihres 90. Lebensjahres vom ehrenamtlichen Wirken zurückzieht, dem sie sich mehr als ein halbes Jahrhundert in ihrer zweiten Heimat gewidmet hat. Im Februar 1945 musste sie mit Eltern und Bruder in den Westen flüchten. Pegnitz in Oberfranken war erste Anlaufstelle. Nach dem Abschluss des Gymnasiums mit der mittleren Reife absolvierte Brigitte eine Kaufmannslehre im Geschäft für Büromaschinen und Bürobedarf ihres Vaters, das er im Westen neu aufgebaut hatte und 1952 nach Bonn verlegte.

Nach der Ausbildung arbeitete sie bei ihm bis 1962 als Prokuristin. Dann zog sie mit ihrem Mann, Volkswirt und Computerfachmann Wolf-Dieter Meyer auf der Heide, nach Hamburg, später nach Duisburg und 1968 nach Bad Honnef. In dieser Zeit versorgte sie den Haushalt mit drei Töchtern. „Ich begann, meine Umwelt kritischer zu sehen und begriff, dass die Probleme in unserer Gesellschaft veränderbar sind“, erinnert sich Meyer auf der Heide. 1969 trat sie in die SPD ein, wurde Geschäftsführerin im SPD-Ortsverein und lenkte ihn später sechs Jahre. Bis 1983 saß sie im Stadtrat, ihre Schwerpunkte waren Jugend, Soziales, Stadtentwicklung und die Umweltproblematik, damals noch ein Stiefkind.

 Eröffnung der Blindenschule: Brigitte Meyer auf der Heide und Mallika Thiagarajah (r.).

Eröffnung der Blindenschule: Brigitte Meyer auf der Heide und Mallika Thiagarajah (r.).

Foto: privat/Privat

Auf ihre Initiative 1973 hin wurde die Einrichtung von Unterhaltsvorschusskassen im Jahr 1979 Bundesgesetz. Die Bad Honneferin gründete die Familienhilfe Bad Honnef mit, die ermöglichte, dass sechs Vollwaisenkinder weiterhin zusammen aufwachsen konnten. Ab 1993 holte der Verein 25 bosnische Flüchtlinge nach Deutschland und versorgte sie ohne finanzielle Hilfe durch den Staat. Meyer auf der Heide gründete die Brücke mit und die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, sie gehört der Arbeiterwohlfahrt und dem VdK an, war Schöffe und im Prüfungsausschuss für Kriegsdienstverweigerer.

Und immer wieder half sie Familien und Einzelpersonen beim Kampf mit Behörden. 1983 schied die Jubilarin aus dem Rat aus, arbeitete als PR-Beraterin für eine Frankfurter Agentur. Ihren Mann pflegte sie nach einem Schlaganfall, bis er 2013 verstarb. Er war der begeisterten Gärtnerin und Musikliebhaberin stets eine große Unterstützung bei der ehrenamtlichen Arbeit, die sie bis zum 90. Lebensjahr mit Verve ausübte.

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