Bad Honnefer Bahnhof Ein besonderes Konzert für die Reisenden
BAD HONNEF · So viel war im Honnefer Bahnhof schon lange nicht mehr los. Die Eingangshalle war rappelvoll: Zahlreiche Besucher hatten es sich rund um die aufgestellten Tische gemütlich gemacht und genossen einen Kaffee gegen das nasskalte Wetter. Sie alle waren gekommen, um einem besonderen Konzert an einem außergewöhnlichen Ort beizuwohnen: Mehrere Stunden lang ließ es das sechsköpfige Gespann Ton-Band 20.11 im Bahnhof krachen.
Von den fetzigen Rockklassikern angelockt, gesellten sich mit der Zeit auch einige normale Reisende dazu und machten große Augen. Denn so etwas hatten sie noch nicht erlebt.
Eine Perle unter den deutschen Bahnhöfen ist der hiesige bei Weitem nicht mehr. Angesichts des heruntergekommenen Zustands des Gebäudes wirkte der Begrüßungsspruch "Willkommen im romantischen Bad Honnef" auf viele Neuankömmlinge jahrelang beinahe wie ein schlechter Witz.
Doch mit dem weniger glanzvollen Image dieses zentralen Verkehrspunktes soll es bald vorbei sein: Das hat sich Hausbesitzer Andreas Dietl auf die Fahne geschrieben. Mit der Einrichtung eines nagelneuen Kiosks und dem Aufstellen eines Klaviers, an dem sich jeder die Wartezeit mit kleinen Improeinlagen versüßen kann, wurden bereits die ersten wichtigen Schritte getan.
Am Samstag hauchte dann die Ton-Band 20.11 dem Bahnhof neues Leben ein. Die fünf Stammmitglieder Günter Wragge, Gitta und Heiko Martin, Udo Probst und Thorsten Sautter hatten sich extra zu diesem Anlass Susanne Kurscheid als Gastmusikerin mit ins Boot geholt.
Mit einer Mischung aus "allem, was uns Spaß macht", so Wragge, begeisterten sie Groß und Klein: Egal ob legendäre Rocknummern von den Beatles, Rolling Stones und The Who oder auch der ein oder andere Schlager von Peter Maffay und Howard Carpendale - jeder kam hier voll auf seine Kosten.
Mal lauter, mal ruhiger, aber immer mit Spaß und Begeisterung mischten sie das Publikum auf und verbreiteten rundum gute Stimmung. Mit dem Erlös ihrer "Offenen Probe" unterstützten sie Dietl beim Vorhaben, dem Bahnhof einen behindertengerechten Zugang in Form eines Aufzugs zu verschaffen.
"Die Bahn sieht sich natürlich mit einer riesigen Anzahl an Anfragen für einen solchen Aufzug konfrontiert und kann sich daher nicht allen auf einmal widmen", so der Hausbesitzer.
"Daher will ich mit solchen Aktionen auf unseren Honnefer Bahnhof aufmerksam machen und zeigen, warum ausgerechnet dieser hier ausgebaut werden sollte." Der Honnefer Standort habe nämlich ein größeres Einzugsgebiet als die übrigen kleineren Bahnhöfe in der Region; außerdem seien in den letzten zwei Jahren erhebliche Investitionen zur Sanierung geleistet worden. Dietl: "Die Hausaufgaben hier wurden gemacht.
Jetzt stellt sich mir die Frage, warum es nicht weitergeht, obwohl die Planungen schon gelaufen sind." Als konfrontative Protestkundgebung seien Aktionen wie das Konzert jedoch nicht zu verstehen - eher als Aufmunterung an die Bahn, zu erkennen, dass im Honnefer Bahnhof viel Potenzial stecke, dass er neu aufblühen könne.
Das nächste Sanierungsprojekt hat der Hausbesitzer daher bereits geplant: Er beabsichtigt, den Kiosk zu erweitern und ihm Bistro-Qualität zu verleihen. Das sei ein weiterer Schritt, um den Bahnhof wieder zum Aushängeschild der Stadt zu machen, so Dietl.