Sommerfest des Hegerings Siebengebirge Ein fast perfekter Schuss

RHÖNDORF · Der Reiz der Jagd? „Das Draußensein in der Natur“, kommt es von Bernd Zimmermann, Schriftführer des Hegerings Siebengebirge, wie aus der Pistole geschossen. „Die Möglichkeit, die Vielfalt der Region aus der Nähe zu sehen. Und der Zusammenhalt mit den übrigen Mitjägern im Revier.“

 Früh übt sich, wer ein Jäger werden will: Der kleine Steppke bläst beim Sommerfest des Hegerings ins Horn.

Früh übt sich, wer ein Jäger werden will: Der kleine Steppke bläst beim Sommerfest des Hegerings ins Horn.

Foto: Frank Homann

Das, so Zimmermann, mache die Jagd zu einem ganz besonderen Erlebnis – ein Erlebnis, auf das am Sonntag rund 80 Jäger, Jungjäger und Gäste des Hegerings auf dem jährlichen Sommerfest, diesmal auf dem Gelände der befreundeten Hubertus-Schützenbruderschaft in Rhöndorf, anstießen.

Es wurde gegrillt, getrunken, ins Jagdhorn geblasen und gelacht, aber eines durfte auf einem Jägerfest natürlich auf gar keinen Fall fehlen: der Wettkampf am Schießstand. Zu gewinnen gab es diesmal eigens von Künstlerin Petra Holz angefertigte Ehrenscheiben. Und wenn ein GA-Reporter, der noch nie ein Gewehr in der Hand gehalten hat, bei ihnen aufkreuzt, lassen es sich die Jäger nicht nehmen, diesen blutigen Anfänger gleich selbst einmal zur Probe-Schießübung zu schicken.

„Na, kommen Sie“, meint Zimmermann, „ein paar Schüsse sind drin. Die Erfahrung sollte man gemacht haben.“ Alles klar, nun denn: der Selbstversuch eines Waffen-Unkundigen mit einem Luftgewehr der Hubertus-Schützen, selbstverständlich nur unter genauer und fachmännischer Aufsicht von Hegering-Schießobmann Piet Meyer. Das Ziel: eine handgroße Wildschwein-Pappkarte, aufgebahrt in mehreren Metern Entfernung.

Ein authentisches Ziel, denn Wildschweine gehören neben Rehwild und Rotwild zu den am meisten gejagten Tieren des Hegerings, der rund 370 Mitglieder im Alter von 16 bis über 90 Jahren zählt, darunter knapp ein Fünftel Frauen. Und die anderen Jäger machen zielgenaue Schüsse vor, als sei es kinderleicht: die Waffe anlegen, für besseren Halt dicht an die Schulter drücken, die Wange auflegen und zielen. Schnell folgt die Erkenntnis: Es ist komplizierter als es aussieht. „Kleiner Tipp: Zielen sie vom Vorderlauf aus diagonal hoch, dann landen sie den perfekten Schuss“, rät der Schießtrainer. „Da liegen die primär lebenswichtigen Organe.“

Es braucht einen scharfen Blick, um das Pappwildschwein en miniature detailliert zu erkennen, geschweige denn, es punktgenau zu treffen. Angelegt, gezielt, Finger an den Abzug, ein Knall – tatsächlich getroffen, aber der Schuss ist zu weit nach links ausgeschert. „Das nennen wir 'weich geschossen', das sollte idealerweise nicht passieren“, so Meyer. „Bei einem echten Tier wäre mein Rat jetzt: abwarten, um es nicht erneut fortzujagen, es sterben lassen.“

Das mag für den Nicht-Jäger martialisch klingen – nicht ohne Grund gilt für Jäger die Devise: Jeder Schuss muss so genau wie nur möglich sitzen; ein schmerzfreier, rascher Tod ist das Ziel. Nun gut, Versuch Nummer zwei. Erneut anlegen, zielen und das Fadenkreuz genau auf die Herzregion der Sau richten. Wenn es denn bliebe, wo es soll – jede noch so kleine Bewegung lässt das Sichtfeld verwackeln. „Wenn sie zu lange zielen, verlieren Sie die Konzentration“, wirft Bernd Zimmermann ein. „Dann lieber nochmal neu anlegen.

Und nicht die Luft anhalten, sonst sind sie unter Spannung und zittern. Feuern sie den Schuss beim Ausatmen ab, nicht ruckartig, sondern langsam und kontrolliert.“ Okay, die Sau ins Ziel nehmen, ausatmen, sachte abdrücken. Es knallt, diesmal sitzt der Schuss beinahe perfekt: „Ein Herzschuss, die Sau wäre tot.“ Der dritte Schuss trifft an exakt dieselbe Stelle. Gar nicht so übel für einen Anfänger, finden Meyer und Zimmermann. Ein kurzer, praxisnaher Einblick ins Jagd-Erlebnis, von dem die Jäger beim Sommerfest einen Nachmittag lang schwärmen – und das Wildschwein-Kärtchen gibt es als Andenken dazu.

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