Aalkönig Bad Honnef Ein Juncker als König

BAD HONNEF · Der Premierminister von Luxemburg regiert jetzt auch in Bad Honnef: das Aalvolk. Mancher orakelte, er würde mit dem Euro-Rettungsschirm im Kurpark landen.

Mancher orakelte, er würde mit dem Euro-Rettungsschirm im Kurpark landen. Das hat er nicht getan, aber rasant fiel Jean-Claude Junckers Auftritt zu seiner Aalkönigs-Krönung in Bad Honnef schon aus.

Es ist 19.10 Uhr, als eine schwarze Limousine am Freitag um die Ecke biegt und auf dem Platz vor dem Kursaal stoppt. Heraus steigen Friedhelm Ost, ehemaliger Regierungssprecher und heutiger Moderator im Team des Aalkönigskomitees, und der luxemburgische Premierminister.

Der eilt schnurstracks auf die andere Straßenseite. Dort haben sich hinter zwei rot-weißen Absperrungen zehn etwas verloren wirkende Demonstranten eingefunden. "Anscheinend stößt man hier auf ein verschuldetes Deutschland an. Dazu: Prosit!", hat der Mann am Megaphon zuvor den wartenden Festgästen vor dem Kursaal zugerufen.

Juncker, Vorsitzender der Euro-Gruppe und auch bekannt als "Monsieur Euro", tritt zu dem Vertreter der "Bürgerbewegung Pro NRW Raus aus dem Euro". Man wechselt einige Worte, man lächelt.

So richtig Freizeit hat Mister Euro auch an diesem Abend nicht. Er ist direkt vom EU-Gipfel in Warschau gekommen, er wird genau drei Stunden in seinem neuen Königreich Bad Honnef bleiben und dort zusammen mit rund 400 Gästen ein Benefiz-Dinner zugunsten von Vereinen und Institutionen genießen, die sich für Jugend und Soziales engagieren.

Er wird auch dort so manches Mal auf den Euro angesprochen werden, und er wird sich um 22.15 Uhr verabschieden und auf den Weg in seine Heimat Luxemburg machen. Keine Frage, Jean-Claude Juncker ist in den Zeiten der Euro-Krise ein viel beschäftigter Mann. Da passt es, dass die Krönung zum Aalkönig perfekt organisiert ist, der Zeitplan genau eingehalten wird.

Souverän führt Friedhelm Ost durch den Abend, seine Moderation sitzt wie der schwarze Anzug, den er trägt. "Als Staatsmann faszinierst Du uns - mit Deiner Glaubwürdigkeit, mit Deiner Geradlinigkeit, mit Deiner Weitsicht", wendet Ost sich an die künftige Aal-Majestät. "Wir sind überzeugt, dass Du das Reich der Aaldynastie am Rhein, dem großen europäischen Strom, in eine gute Zukunft führen wirst."

Besonders herzlich, das ist an diesem Abend spürbar, ist das Verhältnis zwischen Juncker und einem seiner Vorgänger im Amt des Aalkönigs, Peer Steinbrück. Die beiden Finanzfachleute umarmen sich zu Begrüßung und auch mal zwischendurch, und Steinbrück findet warme Worte für seinen Nachfolger. "Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich ein Aal ist, dafür hat er zu viel Profil und Ecken und Kanten, aber er ist ein guter Typ", schwärmt er. Und: "Jean-Claude, ich freue mich, dass es Dich gibt."

In Reimen nähert sich Rudolf Seiters, Junckers direkter Vorgänger als Aalkönig, dem Sujet seiner Laudatio. Von einer Reise nach Großbritannien berichtet er. "Eines hat uns besonders danach imponiert, für uns hatte die Queen extra Deutsch noch studiert, denn als ich beim Abschied rief: God save the Queen, da hob sie die Stimme: Gott schütze Bad Honnef, aber bloß nicht Berlin."

Was ihn auch freut: Der Aalschokker Aranka ist auf seiner fantastischen Weltreise zum Weltkulturerbe ernannt worden. Das Objekt seiner Ansprache, Jean-Claude Juncker, charakterisiert er kurz und prägnant: "Ein großer Staatsmann aus einem kleinen Land."

Mit der Größe seines Heimatlandes kokettiert auch Juncker in seiner Ansprache. In seinem unverwechselbaren Akzent erklärt er, warum Luxemburg auf keinen Fall eine militärische Auseinandersetzung mit China riskieren würde: "Wir haben gar keinen Platz, alle Gefangenen unterzubringen."

Er habe erst lernen müssen, dass er nicht Erlkönig, sondern Aalkönig würde, gibt Juncker unumwunden zu, habe sich aber alles von Wolfgang, Rudi und Peer erklären lassen. Da wundert es nicht, dass er auch nicht wusste, dass Clement, Seiters und Steinbrück bereits Aalkönige waren. Juncker betont die Vergangenheitsform, denn schließlich ist er jetzt zwar nicht König von Deutschland, aber doch immerhin König. Und sein Aalvolk im Kursaal feiert dies noch bis halb zwei am frühen Morgen.