Hoher Besuch im Adenauer-Haus Ein Orden vom Papst für den "Alten"

Rhöndorf · Der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte im Vatikan, Markus Graulich, besuchte die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Dabei entdeckte der hohe Kirchenmann auch die höchste Auszeichnung, die der Papst verleihen darf: den Christusorden.

Markus Graulich schaute gleich zweimal hin. Der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte im Vatikan besuchte die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus – und Vorstandsvorsitzender Manfred Speck führte den Gast aus Rom durch die neue Ausstellung. Dabei entdeckte der hohe Kirchenmann in einer Glasvitrine auch die höchste Auszeichnung, die der Papst verleihen darf: den Christusorden, ein rotes Prankenkreuz an einer goldenen Königskrone.

Da interessierte Graulich schon, wann Konrad Adenauer diese Auszeichnung zuteil wurde. Der Rhöndorfer hatte ihn bei seinem letzten Besuch im Vatikan vom 16. bis 18. September 1963 erhalten – von Papst Paul VI., der erst wenige Wochen zuvor zum Papst gekrönt worden war. Mit diesem Orden wurde der katholische Rheinländer für seinen Einsatz für dauerhaften Frieden gewürdigt.

Aufmerksam verfolgte der Jurist und Theologe Graulich, der vor seinem jetzigen Amt Auditor der Römischen Rota war, die Ausführungen während des Rundgangs. Staatssekretär a.D. Speck kennt Graulich aus der Zeit, als er mit Vertretern der Bundesregierung oft in Rom weilte. Er zeigte ihm auch das ergreifende Foto, auf dem Adenauer, in seinem greisen Alter dennoch aufrecht stehend, die Ansprache des Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier im Bundestag zu seinem Abschied verfolgt. Adenauers Leben und Wirken als Oberbürgermeister von Köln, die NS-Zeit und nach dem Krieg der Neustart in der Politik – die einzelnen Phasen im Leben des "Alten" ließ Speck Revue passieren. Da war etwa die Kniebank aus dem Kloster Maria Laach, die Adenauer zum Gebet zur Verfügung stand, als er in der Abtei Zuflucht vor den Nazis gefunden hatte.

"Wir haben seit Eröffnung dieser neuen Dauerausstellung 35 000 Besucher jährlich", berichtete Speck, ehe er mit Graulich die Treppen zum Wohnhaus Adenauers hoch stieg. Im Musikzimmer war noch ein Relikt des Besuches im Vatikan 1963 zu sehen. Von Papst Paul VI. erhielt Adenauer auch ein Kreuz mit einer Reliquie des heiligen Konrad. Damit hat es allerdings eine besondere Bewandtnis. Speck: "Es ist der falsche Konrad." Nämlich eine Reliquie des Konrad von Parzham. Zwar ein Namensvetter Adenauers, aber eben nicht sein Namenspatron – das war der heilige Konrad von Konstanz, dessen Reliquien allerdings während der Reformation im Bodensee verschwanden.

Dennoch bedankte sich Konrad Adenauer bald darauf beim Papst für die Kostbarkeit, die in seinem Hause ihren Platz gefunden habe und ihn immer wieder an den herzlichen Empfang im Vatikan erinnere. Adenauer kannte den Papst schon von seinen Reisen nach Cadenabbia, wo Paul VI. zuvor Erzbischof und Kardinal gewesen war.

Im Arbeitszimmer erklärte Speck: "Hier hängt normalerweise ein Bild Adenauers. Das ist derzeit als Leihgabe in Maria Laach." Heiligenskulpturen, religiöse Gemälde, Ikonen überall im Wohnhaus: "Man spürt die Frömmigkeit Adenauers", sagte Graulich. "Er handelte aus seiner christlichen Überzeugung heraus. Was hat er gemacht, bevor er mit seinen Kollegen die Römischen Verträge unterzeichnet hat? Sie sind zur Messe gegangen." Schließlich trug sich der Vertreter des Päpstlichen Rates ins Gästebuch ein.

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