Co-Working Space in Bad Honnef eröffnet Ein Testlabor für die Arbeit der Zukunft

Bad Honnef · Unprobiert schmeckt nach nichts: Im übertragenen Sinn gilt das auch für neue Formate in der Arbeitswelt. Dass die im Wandel ist, hat nicht zuletzt die Pandemie mit immer mehr Arbeitnehmern im Homeoffice gezeigt. Dass es besser geht als im Küchenbüro, beweisen immer mehr sogenannte Co-Working Spaces. In Bad Honnef gibt es einen solchen jetzt als Testphase für Jedermann.

 Bürgermeister Otto Neuhoff zerschneidet zur Erföffnung des Co-Working Space an der Bahnhofstraße das Band.

Bürgermeister Otto Neuhoff zerschneidet zur Erföffnung des Co-Working Space an der Bahnhofstraße das Band.

Foto: Frank Homann

Coworking, sagt Tobias Kollewe, „ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Zugleich seien die Konzepte „immer noch erklärungsbedürftig“, berichtet der Vorstand der Cowork AG. Eine Möglichkeit, seine Fragen zu stellen, selbst Erfahrungen mit Co-Working zu sammeln und Anregungen zu geben, welche Lösungen gebraucht werden, gibt es neuerdings in Bad Honnef: An der Bahnhofstraße 6 hat ein Pop-up Co-Working Space eröffnet: Fünf Monate lang können Bürgerinnen und Bürger die Arbeitsplätze dort kostenlos nutzen.

Ermöglicht wird dieses Angebot durch das Projekt „#ideenwerkstatt 2035“ der Stadt, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird. 150 000 Euro wurden Bad Honnef beim ersten Teillos des Fördertopfes „#mobildwandel 2035“ zuerkannt. Die Stadt schaffte es mit ihrem Konzept unter 140 Bewerbern im Bundesgebiet auf einen der zehn vorderen Plätze. Ein Dreh- und Angelpunkt für die Kommune im Speckgürtel von Köln und Bonn: Die Pendlerströme verringern, der Umwelt zuliebe. Frei nach dem Motto: Pendelst du noch oder lebst du schon?

 Im Co-Working Space Bad Honnef stehen moderne Arbeitsplätze zur Verfügung.

Im Co-Working Space Bad Honnef stehen moderne Arbeitsplätze zur Verfügung.

Foto: Frank Homann

Der Pop-up Co-Working Space ist eine der Aktionen, die jetzt mit dem Geld aus dem BMU auf die Schiene gesetzt wurde. Eine andere war der „Tag der Mobilität“ im August (der GA berichtete). Für beide Aktionen gilt: Die Bürgerinnen und Bürger sind gefragt. „Sie sollen das Konzept mit entwickeln“, so Cowork AG-Vorstand Kollewe, dessen Unternehmen den Coworking Space unter den Fittichen hat, Außerdem ist Kollewe Präsident des Bundesverbandes Co-Working Spaces Deutschland.

Dass Wirtschaftsförderung und Klimaschutz hier Hand in Hand gehen, zeigt bereits die Projektverantwortlichkeit im Rathaus: Die Fäden laufen zusammen bei Miriam Brackelsberg von der Wirtschaftsförderung und Kathrin Schmidt, Koordinatorin Klimaschutz und Mobilität. Während der Öffnungszeiten stehen Claire Meyerratken und Christian Brucker von der Cowork AG als Ansprechpartner zur Verfügung.

Wie sieht Arbeiten 2035 aus? Keinesfalls wie heute, da der Arbeitstag für viele Arbeitnehmer mit dem täglichen Stau beginnt. Dass es anders geht, zeigt das „Testlabor“ an der Bahnhofsttraße, so Bürgermeister Otto Neuhoff. Neues auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und vom Input der Nutzer zu profitieren, das sei der Sinn des Pop-up Co-Working Spaces mit Konferenztechnik und Highspeedinternet.

Dank der Cowork AG sei es innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Räume auszustatten, so Brackelsberg; lediglich Lieferengpässe in der Pandemie sorgten dafür, dass noch etwas am Mobilar fehlt. Die Pandemie war es auch, die Homeoffice einen Schub verpasste – allerdings, so Kollewe, bedeute das für viele betroffene Arbeitnehmer ein Home-Büro „in der Küche oder im Schlafzimmer“. Besser können das Coworking Spaces, die überall zunähmen und zu mehr als 50 Prozent von Angestellten von großen wie kleinen Unternehmen, nicht nur von selbstständigen Einzelkämpfern genutzt würden. Kollewe: „Das sind nicht die jungen Nerds. Das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren.“

Dass es Bedarf in Bad Honnef gebe, bezweifelt der Fachmann nicht. „Die Vorstellung, dass Infrastruktur nur den einen Sinn erfüllt, Menschen zur Arbeit zu bringen, ist überholt“, so Kollewe. Mit den Co-Working Spaces sei Arbeit dezentral möglich, ohne dass Arbeitnehmer im Homeoffive „vereinsamen“ – denn auch das sei eine Erfahrung der Pandemie, findet Kollewe.

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