Kommentar Ein Teufelskreis

Das Gefälle bei den Grundstückspreisen im Rhein-Sieg-Kreis ist besorgniserregend, passt aber in die Zeit. Wer heute auf Wohnungs- oder auf Häusersuche geht, will zentrennah wohnen.

Zumindest dort, wo es eine gewisse Infrastruktur gibt und wo sich die Fahrtstrecken in Grenzen halten. Das Häuschen im Grünen? Hat ausgedient!

Gewiss, die Ruhe abseits der Ballungszentren - etwa an der oberen Sieg oder im Bergischen - wird für manch einen seinen Reiz haben. Doch was passiert im Alter? Diejenigen, die dann auf dem Dorf wohnen, ohne Geschäft und ohne Arzt weit und breit, werden es bei eingeschränkter Mobilität schwerer haben als die Städter mit ihren kurzen Wegen.

Eine ausreichende Infrastruktur, gute Verkehrsanbindungen, ein funktionierendes Gemeinwesen - das wird bei der Wohnortwahl immer wichtiger, und das bieten im Kreis eben in erster Linie Ballungsräume wie Siegburg, Sankt Augustin und Troisdorf. Die teilweise unverschämt hohen Immobilienpreise sind Ausdruck dieser Entwicklung. Das Ende der Fahnenstange ist da noch nicht erreicht. Denn viele Menschen sind immer noch bereit, diese hohen Preise zu zahlen.

Zugleich setzt sich in strukturarmen Gegenden die Abwärtsspirale fort. Wo keiner wohnt, bricht die Infrastruktur weg. Wo keine Infrastruktur ist, will keiner hin, da fallen die Preise. Diese ziehen - wie etwa im Falle von Eitorf und Windeck - sozial belastete Familien aus Großstädten an, mit all ihren Problemen. Das trifft letztlich die Kommunen, die die explodieren Kosten im Jugendhilfebereich tragen müssen - Geld, das an anderer Stelle fehlt. Ein Teufelskreis.

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