Gesamtschule in Bad Honnef Eine neue Schule für 20 Millionen Euro

BAD HONNEF · Das Erzbistum Köln und die Stadt Bad Honnef unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für die Errichtung einer Gesamtschule an der Bismarckstraße. Erste Fünftklässler sollen im Schuljahr 2016/2017 starten.

Jetzt ist es amtlich: In der Realschule Sankt Josef unterzeichneten Bürgermeister Otto Neuhoff, Stadt-Kämmerin Sigrid Hofmans und Bernadette Schwarz-Boenneke, Hauptabteilungsleiterin Schule/Hochschule im Erzbistum Köln, am Montag die Kooperationsvereinbarung zur Errichtung einer Gesamtschule.

Wie berichtet, soll die neue Schule dort entstehen, wo das Erzbistum heute die Realschule Sankt Josef betreibt. Die ersten Fünftklässler sollen schon im Schuljahr 2016/2017 starten. Neu gebaut werden soll von 2017 bis 2019, ein Zeitraum, in dem die Stadt ihr Gebäude der Konrad-Adenauer-Schule mietfrei als Ausweichquartier zur Verfügung stellen wird.

Es ist ein Mammutprojekt. Geschätzt 20 Millionen Euro investiert das Erzbistum in Bad Honnef, laut Schwarz-Boenneke ein mehr als deutliches Signal, dass man sich diesem Schulstandort langfristig verpflichtet fühlt.

Geplant ist ein Schulneubau nach modernsten Ansprüchen, von der Barrierefreiheit über die Fachräume bis hin zur neuen Sporthalle. Komplettabriss oder teilweiser Erhalt: Wie genau der Neubau im Herzen der Innenstadt aussehen wird, das sei noch völlig offen, so Schwarz-Boenneke: Die Planungen starteten jetzt, "wir suchen gerade nach der besten Lösung". Und das mit Hochdruck, wie der Zeitplan nahe legt: Nur noch etwas mehr als ein Jahr, dann sollen an der Bismarckstraße die Bagger rollen. "Die Stadt wird das prioritär begleiten, gegebenenfalls andere Dinge zurückstellen", so Neuhoff.

Die Vereinbarung sei das positive Ende des langen Bemühens, Kindern aller Begabungen in Bad Honnef ein Schulangebot zu machen. Und es ist eines, mit dem der Schulträger neue Wege geht. "Wir sehen, dass sich die Anforderungen der Bildungspolitik und die Wünsche der Eltern ändern", so Schwarz-Boenneke zur zweiten Gesamtschule in erzbischöflicher Trägerschaft überhaupt.

Dass es gelungen sei, die Lücken in der Schullandschaft mit einem derart anerkannten Träger, der sich als "integrativer Bestandteil Honnefs versteht", zu schließen, sei das Sahnehäubchen, so Neuhoff - und ein Zeichen des Vertrauens, laufe doch die öffentliche Hauptschule zeitgleich aus.

Vieles gelte es zu verzahnen, so Schwarz-Boenneke. Schließlich müsse zeitgleich das Schulkonzept mit bewährtem Fokus auf "werteorientierte Erziehung und individuelle Förderung" entstehen. Schulleiter Stefan Rost, designierter Leiter der Gesamtschule, betonte: "Wir sehen das als Auftrag und Ansporn." Dazu gehöre es auch, die gute Kooperation etwa mit dem Siebengebirgsgymnasium fortzusetzen und auszubauen. Rost: "Die Gesamtschule ist kein geschlossenes System."

Janina Gebert (10 a) rahmte das Ereignis mit einem Stück am Klavier. Und "Wir machen uns auf den Weg", sangen die Kinder der Klasse 5 b - eine symbolträchtige Zeile nicht nur für sie selbst, die sie die Übergangszeit zweier Schulen, der auslaufenden Real- und der aufzubauenden Gesamtschule, hautnah erleben werden.

"Wir sind bereits auf dem Weg", so Schwarz-Boenneke. Und der Vertrag, in dem unter anderem zwei mögliche Parallelklassen ohne Konfessionsbindung verankert sind, sei ein Beleg, "dass man sich auf Augenhöhe begegnet". "Ich freue mich, dass es gelungen ist, ein Angebot für alle Konfessionen zu machen", bedankte sich im Gegenzug Neuhoff.

Von der Residenz zur Klosterschule

Ursprungsgebäude der Realschule Sankt Josef war die 1886/87 erbaute Villa Thelen, in der Königin Sophie von Schweden ausgangs des 19. Jahrhunderts mehrmals kurte. Dieses Gebäude suchte die damalige Generaloberin der Franziskanerinnen von Nonnenwerth, Mutter Ludmilla Birckman, aus, um das Sankt-Joseph-Kloster zu gründen. Für 130.000 Mark ging das Haus 1900 ins Eigentum der Franziskanerinnen über. Sie errichteten eine Schule für höhere Töchter mit Internat, die fortlaufend erweitert und auch angebaut wurde.

Schon bis 1914 war die Schule, so mit dem Anbau an der Bismarckstraße, extrem gewachsen. Die staatliche Anerkennung kam 1929. Die Wirren zweier Weltkriege gingen an der Schule nicht spurlos vorbei: Im Ersten Weltkrieg waren Teile der Schule Lazarett. Nach 1933 sorgten die

NS-Machthaber dafür, dass der Schulstandort 1940 geschlossen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gaben sich erst Amerikaner, dann Belgier ein Stelldichein. Pfarrer Wuesten war es, der 1947 mit Zustimmung der Provinzoberin das Lyzeum wieder aus der Taufe hob, zunächst ohne Standort, sondern in der Volksschule Bergstraße und der Handelsschule Sankt Anno.

Der Umzug an den angestammten Platz kam 1951. Seit 1979 hieß die Schule "Private Realschule Sankt Josef". Der neue Name - nun mit "f" statt mit "ph" - hatte seinen Grund: Nun lernten dort auch Jungs. 1993 übernahm das Erzbistum Köln die Trägerschaft von den Franziskanerinnen von Nonnenwerth.

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