Mercedes 300 Eine Staatskarosse zu Besuch auf dem Petersberg

SIEBENGEBIRGE · Als Dienstwagen Konrad Adenauers ging der Mercedes 300 in die deutsche Automobilgeschichte ein. Wie einst die großen Staatsoberhäupter fuhr Georg Brenner am Samstag mit seinem baugleichen Modell zum feierlichen Besuch beim Steigenberger Grandhotel auf dem Petersberg vor. Für seinen Begleiter Hermann Gödert zugleich eine wunderbare Erinnerung an die glanzvollen Tage der Bonner Republik.

 Georg Brenner und Hermann Gödert richtet die Fahne aus, die früher verriet, aus welchem Land der Staatsgast kam.

Georg Brenner und Hermann Gödert richtet die Fahne aus, die früher verriet, aus welchem Land der Staatsgast kam.

Foto: Frank Homann

Doch bei Hermann Göderts jetzigem Besuch auf dem Petersberg ist es nicht wie in seinen Jugendtagen etwa Charles de Gaulle, der aus dem eleganten Staatsmobil aussteigt. Diesen Moment darf der 73-Jährige nun selbst erleben und schwelgt dabei in Erinnerungen: "Alle waren damals wie verrückt. Im dichten Gedränge war ich nur etwa sieben, acht Meter von Adenauer und de Gaulle entfernt. So etwas vergisst man nicht."

Das Fahrzeug hat bereits mehr als 60 Jahre auf dem Buckel. Es stammt aus dem Jahr 1952. Ob diese Limousine jemals das Kennzeichen "02" als Dienstwagen des Bundeskanzlers trug, ist jedoch nicht überliefert. Im Fahrzeugbrief befinde sich jedenfalls kein ausdrücklicher Vermerk über den Vorbesitzer, erklärt sein heutiger Besitzer Georg Brenner. Eines der vier Originalmodelle aus Adenauers Flotte steht derweil im Haus der Geschichte in Bonn.

Vor 20 Jahren hatte Brenner ein ähnliches Schmuckstück in der Automobilzeitschrift "Sperrmüll" entdeckt und sogleich zugeschlagen. Die aufwendige Restaurierung des damals schlechten Zustands war jedoch alle Mühen wert. "Man fährt wie im Wohnzimmer", schwärmt der 55-Jährige Autonarr über das sanfte Fahrgefühl auf seiner Reise vom Hunsrück ins Rheinland.

Unter der tiefschwarz lackierten Karosserie befindet sich eine Dreilitermaschine mit sechs Zylindern und Vierganggetriebe. Dieser Motor liefert für damalige Verhältnisse stolze 115 PS und war mit Spitzengeschwindigkeiten von 160 Kilometern pro Stunde das schnellste Serienmodell der deutschen Nachkriegsproduktion.

Neben den markanten Chromakzenten springen besonders die Standarten der Staatskarosse ins Auge. Auch bei Brenners Modell befindet sich auf der Fahrerseite die des Staatsgasts und rechts die Fahne der Bundesrepublik. Gemäß Adenauers Motto "Wir blicken nicht zurück" lässt auch er den Bundesadler auf dem Wappen stets in Fahrtrichtung ausrichten.

Weitere Anekdoten zu Konrad Adenauers Liebling kennt der Allgemeinmediziner zuhauf. So soll die Wahl des Dienstwagens ein buchstäbliches Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen BMW 501, Opel Kapitän und Mercedes 300 gewesen sein. Da der Bundeskanzler damals vornehmlich mit Hut reiste, fiel die Entscheidung zu Gunsten der Luxuskarosse aus dem Hause Daimler-Benz - aufgrund der höheren Kopffreiheit im Wageninneren. Zudem erbrachte der 300er mehr Leistung als seine Konkurrenz, was ebenfalls ganz nach Adenauers Geschmack war. Mit der Aufforderung an seinen Chauffeur: "Jeben Se Jas!", soll der Kanzler stets rasant unterwegs gewesen sein.

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