Sarah McQuaid beim Folk im Feuerschlösschen Eine Stimme wie irischer Malt

BAD HONNEF · Sesshaftigkeit war noch nie Sarah McQuaids Ding. Geboren in Madrid, aufgewachsen in Chicago, lebte die Vollblutmusikerin zunächst in Frankreich, dann lange Jahre in Irland. Zur Zeit ist sie im englischen Cornwall zu Hause. Stilistisch festlegen lässt sie sich ebenso wenig

 Zum zweiten Mal in Bad Honnef: Sarah McQuaid.

Zum zweiten Mal in Bad Honnef: Sarah McQuaid.

Foto: Homann

Folk, natürlich, aber auch keltische Einflüsse, Mittelalterliches, Americana und Swing - wenn es um ihre Leidenschaft, die Musik, geht, kennt Sarah McQuaid keine Genre-Grenzen. Bei der jüngsten Ausgabe von "Folk im Feuerschlösschen" machte das multinationale Live-Talent seinem guten Ruf alle Ehre.

Es war Sarah McQuaids zweiter Abstecher in die Folk-Hochburg auf dem Sibi-Gelände; zuletzt war sie im Jahr 2013 in Bad Honnef aufgetreten. Seitdem ist ihr musikalisches Repertoire um ein ganzes Album gewachsen - und ihr Fundus an Anekdoten ebenfalls reichlich aufgestockt. Die Programmgestaltung fiel außergewöhnlich aus: "Es gibt so viele Leute, die sich ein Album herunterladen, ohne es dann jemals als Ganzes anzuhören", meinte die Sängerin. Dabei sei das Gesamtkunstwerk mehr als die Summe seiner Teile. Als Beweis gab es in der ersten Konzerthälfte daher ihr komplettes neues Album zu hören; nach der Pause folgte dann gewissermaßen eine Auswahl ihrer "Greatest Hits".

Sarah McQuaids Musik ist gewiss anspruchsvoll - nicht zuletzt der zahlreichen stilistischen Einflüsse wegen. Doch wer sie zu schätzen weiß, dem eröffnet sich eine ganz eigene, detailverliebte Welt. Es sind weniger die ganz großen, eingängigen Melodien, mit denen sie aufwartet, sondern behutsame Klangverflechtungen, vorgetragen mit kunstvollem Gitarrenspiel und wundervoll harmonischen Pickingmustern.

McQuaid versucht nicht, mit atemberaubender Spielgeschwindigkeit zu punkten. Das hat sie auch gar nicht nötig. Sie mag es ohnehin ruhiger und besinnlicher, liebt das Spiel mit feingliedrig verwobenen Harmoniebildern. Dazu ihr betörender Gesang - warm, hinreißend, mit einem unwiderstehlichen Anflug von Sehnsucht. "Wie dreifach destillierter irischer Malt-Whiskey", so wurde ihre Stimme einmal beschrieben - mild-süß und herb zugleich eben. Eine passende Beschreibung für eine enorm talentierte Künstlerin.

Besonders beim gedankenverloren melancholischen "Leave It For Another Day" bewies Sarah McQuaid ihr Talent als Songwriterin. Es sollte nicht das einzige Mal an diesem Abend bleiben, dass sie Gänsehaut bereitete. Herausstach ferner die Live-Sound-Technik ihres Produzenten Martin Stansbury: Perfekt eingesetzte Wiederhall-Effekte verliehen dem ohnehin zauberhaften "Walking Into White" eine geradezu mystische Aura.

Die Atmosphäre einer nebelverhangenen Waldlichtung in der Dämmerung wurde förmlich greifbar. Cover von Ewan MacColls "The First Time I Ever Saw Your Face" und Jerry Jeff Walkers "Mister Bojangles" rundeten das Konzerterlebnis ab. Keine Frage: Liebhabern stilistischer Vielfalt dürfte Sarah McQuaids Musik runtergehen wie Honig. Traumhafter Gesang, ausgefeilte Spieltechnik und ein breites Repertoire - diese Frau bringt alles mit. Ihr zweiter Auftritt im Feuerschlösschen dürfte kaum ihr letzter gewesen sein.

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