Ehrung beim Technischen Hilfswerk Bad Honnef Einsatz nach der Gasexplosion in Eudenbach ist Helfern unvergessen

Bad Honnef · Zusammen sind sie bereits 150 Jahre als Helfer beim Technischen Hilfswerk Bad Honnef dabei. Welche Einsätze sich ihnen besonders eingeprägt haben, berichten Jürgen Wessel sowie Siegfried und Manfred Limbach.

Zusammen bringen sie es auf mehr als 150 Jahre im Technischen Hilfswerk: Manfred Limbach (2.v.l.), Jürgen Wessel und Siegfried Limbach. Die Ehrenurkunden übergaben Gerd Friedsam (l.) und Carsten Helbrecht.

Zusammen bringen sie es auf mehr als 150 Jahre im Technischen Hilfswerk: Manfred Limbach (2.v.l.), Jürgen Wessel und Siegfried Limbach. Die Ehrenurkunden übergaben Gerd Friedsam (l.) und Carsten Helbrecht.

Foto: Frank Homann

Hochwasser an Rhein und Elbe, die Rettung von Menschen aus Seen und Flüssen oder die Sicherung eines verunglückten Containerschiffs: Jürgen Wessel sowie Siegfried und Manfred Limbach haben während ihrer Zeit beim Technischen Hilfswerk so manches gesehen und erlebt. Und da kommt auch rein zeitlich ganz schön etwas zusammen. In Summe sind die drei THW-Aktivposten schon mehr als 150 Jahre im Einsatz, um Menschen zu helfen.

Deswegen kam eigens der Präsident der Bundesanstalt THW Gerd Friedsam nach Aegidienberg. Während einer Feierstunde im Bürgerhaus ehrte er zum äußerst seltenen 50-jährigen Mittun. Manfred Limbach und Jürgen Wessel sind sogar schon 53 Jahre im THW aktiv. Die Bilanz der Drei ist beachtlich. Zu den einprägsamsten Einsätzen gehören aber sicher die Bergungsarbeiten nach dem Einsturz des Stadtarchivs in Köln, der Einsatz nach einem Container-Unfall auf dem Rhein bei Köln, das Hochwasser in Magdeburg oder die jeweiligen Rheinhochwasser. Nicht zuletzt: Unvergessen ist die Gasexplosion in Eudenbach. Bei der wurde 1989 ein Haus komplett zerstört, damals half sogar die Bundeswehr bei der Suche nach Vermissten.

Einsatz nach der Gasexplosion in Eudenbach 1989

Die Erinnerungen an derlei Einsätze sind lebendig. Bizarr war zum Beispiel das Bild, als beim Abriss des Hauses in Eudenbach mit einer Baggerschaufel das Prinzenkostüm des Hausherrn, das unterm Dach hing, gerettet wurde, erinnern sich die Jubilare. Und am Anfang ihrer Laufbahn galt es etwa, Bäume, die auf die Chorruine Heisterbach herabzustürzen drohten, zu beseitigen, eine Pontonbrücke nach Grafenwerth zu bauen oder einen abstürzenden Bus auf dem Rhöndorfer Friedhof zu stabilisieren.

„Das Wichtigste waren immer unsere Kameradschaft und das Vertrauen“, sind sich die THW-„Dinosaurier“ einig. Sie alle stießen schon als Kinder zum THW. Denn Ende der sechziger Jahre fand der Ortsverband endlich eine Unterkunft an der Bismarckstraße, nachdem vorher die Fahrzeuge zum Üben aus Beuel extra herbeigeschafft werden mussten. „Es war wie eine kleine Villa für uns“, erinnerte Diakon Paul Kirschner an die Anfänge. Kirschner, heute Diakon in Bonn und immer wieder bei Segnungen für den THW Bad Honnef tätig, war damals auch Ausbilder der Jugendgruppe.

Im THW-Domizil gab es auch eine Wohnung, in der Helfer Paul Keitenschutz lebte. Dessen Sohn Winfried machte seine Klassenkameraden Jürgen und Manfred, gerade 14 Jahre alt, neugierig. Kirschner: „Fast wie von selbst entstand die erste THW-Jugendgruppe in NRW.“ Die selbst noch sehr jungen „Gründerväter“ waren Diakon Kirschner, gelernter Gas-Wasser-Installateur, sein Bruder Erich als Starkstromelektriker und Paul Keitenschutz.

„Aber die eigentlichen Gründer wart ihr, die Jugendlichen von damals“, so Kirschner. „Ohne eure Neugier auf technisches Tun, ohne euer Erfragen von Zusammenhängen hätte es in Bad Honnef so schnell noch keine Jugendgruppe gegeben.“ Und sie brachten noch andere Kinder mit – so wie Manfred Limbach später seinen jüngeren Bruder Siegfried.

„Die Technik hat mich begeistert. Mein Schulkamerad hat mich hingelotst“, sagt Jürgen Wessel (67): „Damals gab es noch keinen PC. Wir hatten aber zu Hause auch schon mal einen Hammer in der Hand gehalten. Die Jugendlichen heute können das meist nicht, die kennen nicht die einfachsten Werkzeuge.“ Manfred Limbach (67): „Wir konnten beim THW Werkzeuge kennenlernen, Fahrzeuge. Eine spannende Sache.“

Tolle Zeltlager machten sie, das Bauen von Stegen, das Anheben von Lasten, Stiche, Bunde und Knoten beherrschten sie bald aus dem Effeff. Eine Schiffstour beim THW war Anlass für Siegfried Limbach, seinen Bruder zu begleiten. „Ich bin dann direkt in die Ausbildungsgruppe gegangen.“ Der heute 66-jährige Mechaniker war Gerätewart auf dem Gerätewagen, ist immer noch Gruppenführer der Fachgruppe Wassergefahren, dies seit fast 20 Jahren. „Wasser als Metier musste es sein.“ Für das THW waren er und Jürgen Wessel mehrfach bei internationalen Katastrophenschutzmessen in den Niederlanden.

Viele Helfer begeistern den eigenen Nachwuchs für das THW

„Die Familie muss mitspielen“, so Jürgen Wessel dankbar. Zumal neben dem eigentlichen Beruf auch weitere ehrenamtliche Aktivitäten außerhalb des THW eine große Rolle spielten. Und: Sie begeisterten auch den eigenen Nachwuchs. Jürgen Wessel: „Das Schöne: Die Väter sind noch dabei, die Söhne sind bereits in der Führung aktiv.“

Manfred Limbach leitete den Spielmannszug des TV Eiche, im Karneval war er als Vorsitzender der Ziepches Jecke aktiv. Als THW-Mann erlebte er mit, wie der Aalschokker „Aranka“ zum ersten Mal aufs Land gezogen wurde, begleitete später die Überführungen auf die Werft. Heute übernimmt der frühere Wäschereibesitzer im Ehrenamt anfallende Reparaturarbeiten und fährt mit dem Boot Besucher zu diesem mobilen Museum des Aalfangs.

Wessel spielt heute noch Lyra unter der Regie von Benny Limbach, war beim THW Gruppenführer, zwölf Jahre Zugführer und ebenso lange Ausbildungsbeauftragter sowie neun Jahre Jugendleiter. Seit 2015 ist der Parkettlegemeister der Koch, machte extra noch einen Feldkochlehrgang. 6000 Leute verpflegte er etwa mit anderen 122 Einsatzkräften beim Bundesjugendlager in Thüringen. „Es wird immer frisch gekocht. Und es hat sich noch keiner beschwert“, sagt er und lacht. Sohn Timo ist heute Gruppenführer der Fachgruppe N des THW, dessen Frau ist in der Führung der DLRG, mit der das THW einen Kooperationsvertrag hat. Gemeinsam waren sie zum Beispiel bei der Flutkatastrophe 2021 im Einsatz. Oft klingeln beider Piepser gleichzeitig Alarm. Und Junior Johannes Limbach ist THW-Truppführer Wasser.

Dem THW Bad Honnef wünschen sie, „dass es bestehen bleibt, immer wieder Nachwuchs bekommt. Und ein neuer Standort ist erforderlich, weil der alte aus den Nähten platzt.“ Diakon Paul Kirschner unterstrich: „Wir sind stolz auf euch und euer Lebenswerk.“ Dem schloss sich Ortsbeauftragter Carsten Helbrecht an: „Ihr habt das THW in Bad Honnef mit Leben gefüllt und entscheidend mitgeprägt.“

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