Situation spitzt sich zu Eklatanter Personalmangel im Bad Honnefer Rathaus

Bad Honnef · Die Personalentwicklung stellt die Verwaltung von Bad Honnef vor große Aufgaben. Schon jetzt fehlen Mitarbeiter, und die Situation wird sich weiter zuspitzen. Was kann dagegen getan werden?

 Im Bad Honnefer Rathaus fehlen aktuell schon Mitarbeiter. Und die Situation wird sich zuspitzen.

Im Bad Honnefer Rathaus fehlen aktuell schon Mitarbeiter. Und die Situation wird sich zuspitzen.

Foto: Frank Homann

Die kommunalen Verwaltungen haben ein Problem. „Der Kampf um Mitarbeiter wird immer härter, und der öffentliche Dienst wird den größten Mangel haben“, so Sebastian Brauers. Aufgabe des Personal- und Organisationsentwicklers im Rathaus ist es, die Entwicklung nicht nur zu analysieren, sondern möglichst auch Vorschläge für Gegenmaßnahmen zu machen.

Eine davon: Zur Förderung des eigenen Nachwuchses wird im Rathaus ein dualer Studiengang „Bachelor of Laws“ eingerichtet. Ab September 2019 werden jeweils zwei Studierende pro Jahr in Kooperation mit der Verwaltungsfachhochschule Köln für die Laufbahn in der Verwaltung fit gemacht. Der Fokus liegt auf allgemeine Verwaltung und Rechtswissenschaften.

Der Maßnahme zugrunde liegt ein Problem, das viele Kommunen haben: eklatanter Personalmangel, vor allem bei den Führungskräften. Laut Brauers werden bis 2030 in Kernbereichen des öffentlichen Dienstes 151 000 Verwaltungsfachkräfte fehlen. 40 Prozent davon, so Brauers, betreffe die Gruppe der Akademiker. Zugleich – die Demografie lässt grüßen – gehe die Zahl der Erwerbstätigen zurück, „es gibt also einen Kampf um die Talente“. Besonders groß werde der Mangel in den IT-Berufen sowie bei Ingenieuren sein – ein Umstand, der allerdings heute schon zu beobachten ist, vor allem in kleineren Kommunen wie Bad Honnef mit seinen rund 25 000 Einwohnern.

Jede neunte Stelle bleibt frei

Gerade im IT-Bereich, dem in einer sich ändernden Arbeitswelt zugleich ein immer größerer Stellenwert zukomme, könne in einigen Jahren jede sechste Stelle nicht besetzt werden. Grundsätzlich werde sogar jede neunte Stelle frei bleiben müssen – ein Umstand, den die Bürger angesichts längerer Bearbeitungszeiten und Service-Problemen durchaus zu spüren bekommen. Vor allem Fachkräfte mit digitalem Know-How seien absolute Mangelware. Nicht zuletzt, so Brauers bei seinem Vortrag im Stadtrat, „der Preis für den Produktionsfaktor Arbeit“ werde steigen.

Um dem absehbaren Mangel entgegen zu wirken, sei ein „echter Paradigmenwechsel“ nötig, betonte auch Bürgermeister Otto Neuhoff. Brauers: „Wir erleben grundsätzlich einen Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt. Der Arbeitnehmer kann sich den Arbeitgeber aussuchen“, so Brauers. Bezogen auf den öffentlichen Dienst bedeutet das: Im immer stärkeren Wettbewerb um Mitarbeiter würden öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft noch mehr als aktuell konkurrieren.

Und der öffentliche Dienst werde dabei immer häufiger den Kürzeren ziehen. Was aber tun? Ein höherer Anreiz beim Einkommen? „Das Geld kann es nicht sein. Da gibt es andere Player“, so Brauers. Und Neuhoff: „Natürlich wird es auch teurer. Aber mit Geld alleine wird dieser Krieg nicht zu gewinnen sein.“

"Wie eine Rumpelkammer"

Stärken stärken: „Wir können mit Lokalität, kürzeren Wegen zur Arbeit oder neuen, flexibleren Arbeitszeitmodellen punkten“, so Neuhoff. Auch verbesserte Ausbildung (Neuhoff: „Hier wird schon viel getan. Auch die Auszubildenden selbst haben sich das gewünscht.“), Gesundheitsmanagement und fortlaufende Qualifizierung junger ebenso wie älterer Mitarbeiter seien wichtige Parameter. Brauers: „Damit die innere Kündigung nicht schon mit 50 erfolgt.“ Und dann wäre da noch das Arbeitsumfeld, „da braucht es auch bauliche Maßnahmen“, so Brauers mit Blick auf das Rathaus. Neuhoff: „Das kommt mir hier oft vor wie eine Rumpelkammer.“

Im Kern gehe es immer darum, als Arbeitgeber so attraktiv zu sein, dass Mitarbeiter gewonnen und gehalten werden. Gewinnung von neuen Kräften, auch über Quereinstiege, seien wichtig, ebenso die gezielte Nutzung der Potenziale älterer Menschen. Alle Maßnahmen müssten verzahnt sein, ein Ansatz alleine reiche nicht aus. Auch eine moderne Wissensdatenbank und ein fortlaufendes Prozessmanagement – beides ist laut Gabriele Herfurt, zuständig im Rathaus für Personal und Organisation, „bereits angeschoben“ – seien Parameter für die Zukunft. „Es braucht hohe Anstrengungen, das Ziel zu erreichen“, so Brauers: Es sei Zeit zu handeln, so der Fachmann. Wie eben mit dem dualen Studiengang und eigener Nachwuchsförderung.

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