Menschen im Siebengebirge gedenken der Opfer der Novemberpogrome Erinnerung und Mahnung am Ort der ehemaligen Synagoge

Bad Honnef · Vor 84 Jahren brannten in Deutschland Synagogen und jüdische Einrichtungen und Geschäfte. Die Erinnerung an die Pogromnacht wachzuhalten, ist seither ein wichtiges Zeichen gegen jede Art von Gewaltherrschaft und Ausgrenzung - so auch im Siebengebirge.

 Zahlreiche Menschen gedenken am Abend des 9. November der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Es ist ein Zeichen, dass auch 84 Jahre nach den verheerenden Erignissen der Pogromnacht in Deutschland nichts an Bedeutung eingebüßt hat.

Zahlreiche Menschen gedenken am Abend des 9. November der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Es ist ein Zeichen, dass auch 84 Jahre nach den verheerenden Erignissen der Pogromnacht in Deutschland nichts an Bedeutung eingebüßt hat.

Foto: Frank Homann

Vom 9. auf den 10. November 1938 brannten Synagogen deutschlandweit. Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger wurden zerstört. Überall im Siebengebirge, von Königswinter bis Unkel, gedachten Bürger am Abend des 9. November des Pogroms und der Menschen, die damals misshandelt, ausgegrenzt, vertrieben und in Todeslager deportiert und ermordet wurden.

Auch die Honnefer Synagoge brannte damals vollständig nieder. Menschen jüdischen Glaubens, die nicht auswanderten, kamen in der NS-Zeit um. Die Bad Honnefer Grünen hatten einen Mahngang organisiert, der an deren Häusern vorbeiführte. Am Abend trafen sie dann an der Gedenktafel ein, die an die frühere Synagoge erinnert. „Wir gedenken heute eines traurigen, unrühmlichen Kapitels deutscher Geschichte“, sagte Bürgermeister Otto Neuhoff und freute sich über die große Anteilnahme.

Ein Zeichen auch gegen Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft

Michael Lingenthal, der sich federführend im Jubiläumsjahr Bad Honnefs mit dem jüdischen Leben in dieser Stadt befasst, hielt die Gedenkrede. Und er warnte: „Wir erleben einen breitgefächerten, zunehmenden Antisemitismus. Er reicht von dumpf rechts bis zu extrem links, neu ist der Antisemitismus aus dem islamischen Extremismus. Aber den Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft, den gibt es auch, sei es aus Vorbehalten gegenüber Israels Politik oder aus Gedankenlosigkeit oder Unkenntnis der Geschichte.“ Und er betonte, diese Gedenkstunde sei Erinnerung, Mahnung und offensives Eintreten gegen Antisemitismus zugleich.

Schüler vom Schloss Hagerhof, von der Erzbischöflichen Schule Sankt Josef und vom Sibi steuerten ihre Gedanken bei, trugen Gedichte vor, hatten Zitate von damals und auch von heute gesammelt, um zu warnen vor Antisemitismus. Und ihre Erkenntnis: „Zivilcourage hat damals gänzlich gefehlt.“ Die Öffentlichkeit habe gewusst, dass die NS-Regierung gegen die einfachsten Gebote der Menschlichkeit verstoßen hatte, so auch Lingenthal in seiner Rede in dieser Gedenksrunde, die von der Musikschule der Stadt Bad Honnef musikalisch gerahmt wurde.

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