Gesamtschul-Dependance in Bad Honnef Erzbistum reicht Klage ein

BAD HONNEF · Gegenwind aus der eigenen Stadt erfährt die geplante Dependance der Gesamtschule Oberpleis in Bad Honnef: Das Erzbistum Köln als Träger der Realschule Sankt Josef hat beim Verwaltungsgericht Köln Klage gegen die Genehmigung der Bezirksregierung zu deren Gründung eingereicht.

Das hat das Erzbistum am Mittwoch mitgeteilt. Auslöser sei die Sorge, dass die Realschule durch die Schulneugründung in ihrer Existenz gefährdet sei, hieß es am Mittwoch. Davon unbeeinflusst beginnt morgen die Anmeldung für Gesamtschule und Dependance.

"Die Schulgemeinschaft und unser Schulträger, das Erzbistum Köln, sehen in der Gründung dieser Gesamtschul-Dependance eine Bestandsgefährdung unserer Schule", erklären auf der Homepage der Realschule Schulleiter Stefan Rost, Schulpflegschaftsvorsitzender Reiner Sommer und Schülersprecherin Valentina Saal.

In dasselbe Horn bläst die Schulabteilung des Erzbistums. Vertreter Stefan Koch: "Die derzeitigen Planungen gefährden aufgrund der absehbaren Schülerzahlen auf längere Sicht die Existenz der Erzbischöflichen Realschule." Zwar seien die Probleme in Honnef nachvollziehbar. Aber "in Zeiten rückläufiger Schülerzahlen hat jede Schulgründung Auswirkungen auf benachbarte Schulen", so Rost.

Und: Man sei zu den Planungen erst spät angehört worden. Das Bistum hätte sich "transparentere und rücksichtsvollere Einbeziehung gewünscht". Um nicht "durch die Anmeldungen für die Gesamtschule vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden", sei Klage eingereicht worden. Zugleich sei man zu "konstruktiven Gesprächen" bereit. Rost: "Ich bedaure außerordentlich, dass es zur Klage kommt. Man hätte vieles im Vorfeld ausräumen können." Ein Miteinander aller Schulträger in der Stadt sei bislang stets guter Stil gewesen.

"Nicht gerade spaßig" findet Bürgermeisterin Wally Feiden den Querschuss des Erzbistums - zumal das jahrelange Bemühen um die Schaffung von öffentlichen Schulplätzen in der Sekundarstufe eins "erst in Gang gekommen ist durch die Aufgabe des dritten Zuges an Sankt Josef". 1998 hatten Schulträger und Stadt einen Vertrag geschlossen, nach dem die Realschule drei anstatt bisher zwei Züge einrichtete. Auslöser war der Mangel an allgemein zugänglichen Realschulplätzen; die konfessionelle Realschule muss eine 75-Prozent-Quote katholischer Kinder erfüllen. Es wurde investiert, auch aus dem Stadtsäckel. Und die Stadt übernahm die Betriebskosten für den dritten Zug - und tut es anteilig bis heute.

Der Vertrag hatte eine Laufzeit bis 2004. Im Folgenden wurden in "zähen Verhandlungen" Verlängerungen erwirkt, um der Stadt die Möglichkeit zu eröffnen, eine eigene Lösung zu schaffen. Der Rest ist bekannt: Mehrere Versuche, eine neue Schule zu etablieren, scheiterten. Zum Schuljahr 2010/11 kam dann das endgültige Aus für den dritten Zug. Mit der Stadt Königswinter, die auch Schulträger der Gesamtschule samt Filiale ist, rückt Jahre später eine Lösung in greifbare Nähe.

Die Sorge um Sankt Josef kann Feiden nicht nachvollziehen. "Ich sehe die Koexistenz beider Schulen nicht nur als möglich, sondern sogar als nötig an", so die Verwaltungschefin. Bad Honnef habe genug Schüler, von denen viele nach wie vor auspendeln müssten.

Feiden: "Bad Honnef ist stark genug für beide Schulen. Wir wollen doch nicht, dass immer unsere Schüler so weit fahren müssen." Sie hofft, dass sich die Eltern nicht verunsichern lassen - und anmelden. Denn: "Das ist eine ganz normale Klage. Sie hat jetzt keine Auswirkungen auf die Bestandskraft der Genehmigung und das Anmeldeverfahren", so Heike Jüngling, Dezernentin bei der Stadt Königswinter, die am Mittwoch auch den dortigen Schulausschuss informierte.

Zur Frage der Beteiligung privater Schulträger sagte Jüngling, hier sehe das Schulgesetz nur Informationspflicht vor. Gleichwohl habe die Bezirksregierung auf die Bedenken des Bistums umfangreich reagiert.

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