Interview mit Johannes Remmel "Es gab großen Handlungsdruck"

SIEBENGEBIRGE · NRW-Umweltminister Johannes Remmel (51) wehrte sich beim Neujahrsempfang der Königswinterer Grünen in Haus Bachem nicht, als ihm der Wingert-Guerilla-Sticker überreicht wurde. Im Gegenteil: Er steckte das Symbol der Heinzelmännchen direkt an sein Sakko. Im Interview spricht er über den Siegfriedfelsen und die Rettungsaktion für die Winzer.

 Den Siegfriedfelsen wird er nach eigenem Bekunden in guter Erinnerung behalten: NRW-Umweltminister Johannes Remmel (l.) im Interview mit GA-Redakteur Hansjürgen Melzer.

Den Siegfriedfelsen wird er nach eigenem Bekunden in guter Erinnerung behalten: NRW-Umweltminister Johannes Remmel (l.) im Interview mit GA-Redakteur Hansjürgen Melzer.

Foto: Frank Homann

In Remmels Ministerium liefen bei der Rettungsaktion für die Winzer alle Fäden zusammen. Dort wurde auch die entscheidende Finanzierungsvereinbarung zwischen Land, Kreis, den Städten Bad Honnef und Königswinter, der NRW-Stiftung und dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) unterzeichnet.

War dem Land die Tragweite des Arbeitsverbots für die Winzer von Anfang an bewusst?
Johannes Remmel: Zunächst einmal muss ich klarstellen: Wir fühlen uns nach wie vor für den Steinschlag am Siegfriedfelsen nicht zuständig. Diese Überzeugung haben wir jedoch von Anfang an hinten angestellt. Einige wenige haben die Zuständigkeitsdiskussion, die Jahre gedauert hätte, jedoch nach vorne gebracht. Wir wollten in erster Linie helfen, erst durch das Gutachten, später auch finanziell. Beim Siegfriedfelsen und dem Weinbau geht es schließlich um ein Stück Heimat und Identität.

Sie sprechen offensichtlich den Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) an, dem der Felsen gehört. Der VVS sah sich aber auch im Recht und argumentierte, die finanzielle Belastung für ihn als privaten Verein sei ungleich größer als für die anderen Beteiligten. Haben Sie dafür kein Verständnis?
Remmel: Nein. In diesem Punkt habe ich kein Verständnis für den VVS. Der Verein ist schließlich nicht ohne Vermögen. Und die Nettoneuverschuldung des Landes liegt bei zwei Milliarden Euro. Aber ich will da auch nicht nachkarten. Wenn alle die Haltung gehabt hätten, das geht uns nichts an, hätte es keine Lösung gegeben.

Wie bewerten Sie die Unterstützung von den anderen beteiligten Seiten?
Remmel: Wir haben mit anderen sehr gut zusammengearbeitet. Es gab eine große Unterstützung der Bürgermeister, egal welcher Farbenlehre, des Kreises und der Bürger. Ganz wichtig war das Engagement der Menschen vor Ort. Das wurde getragen von der Solidarität mit den Winzern. Der Einsatz führte ja auch dazu, dass die Geschichte der Heinzelmännchen neu belebt wurde.

Ist es richtig, dass in der Frage der Finanzierung am Ende vor allem das Land die Winzer gerettet hat?
Remmel: Wir sind weder für die Verkehrssicherungspflicht noch für den Arbeitsschutz zuständig. Wir haben uns aber gesagt, bevor es keiner macht, ergreifen wir die Initiative. Das hätten die Menschen sonst nicht verstanden.

Wie bewerten Sie die Vereinbarung, die schließlich gefunden wurde?
Remmel: Es ging am Ende ja nur noch darum, schnell eine Lösung zu finden. Es gab großen Handlungsdruck. Mir war zuvor auch nicht klar, dass sieben Jahre lang kein Wein mehr angebaut werden kann, wenn der Wein vorher verfault ist.

Hat das Land aus dem Fall gelernt?
Remmel: Am Ende ist man immer schlauer. Heute würden wir es wahrscheinlich anders machen. Wir sind in Fragen von solchen Steilfelsen in NRW sicher nicht so beschlagen wie andere Bundesländer.

Stimmt es, dass der Siegfriedfelsen Ihr Ministerium im vergangenen Jahr sehr intensiv beschäftigt hat?
Remmel: Ja. Eine Zeit lang war der Siegfriedfelsen der Mittelpunkt von NRW. Einmal hat sich sogar das Kabinett damit beschäftigt. Das Thema hat mich auch in meinem Sommerurlaub in Italien begleitet. Ich werde ihn ein Leben lang in guter Erinnerung behalten.

Zur Person

Johannes Remmel (51) ist seit Juli 2010 Minister für Umwelt und Verbraucherschutz in NRW. In den Düsseldorfer Landtag wurde der Politiker von Bündnis 90/Die Grünen erstmals 1995 gewählt. Remmel hat Geschichte, Sport und katholische Theologie studiert. Remmel ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt mit seiner Familie in Siegen.

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