Es stand im General-Anzeiger

Meldung zur Haribo-Umtauschaktion "Kastanien gegen Süßigkeiten"

Zerquetschte Kastanien weisen Ortsunkundigen den Weg. Der letzte Tag der Haribo-Umtauschaktion "Kastanien gegen Süßigkeiten" ist angebrochen. Der Andrang vor der großen Waage an der Truchseßstraße ist immer noch groß. So groß, daß Haribo für die nächsten vier Jahre Kastanien genug hat. Auch von dem Chaos hatten die Verantwortlichen genug: 1991 wird es die Aktion nicht mehr geben.

Anlieferer müssen mit sechs bis acht Stunden Wartezeit rechnen: Davor wurde schon am frühen Morgen über die Radiosender gewarnt. Doch vergeblich. Vor dem Hintereingang der Süßwarenfabrik erstreckt sich eine etwa 300 Meter lange Menschenschlange. Mitarbeiter der Firma haben vor der großen Waage Holzgatter aufgestellt, die die Schlange einengen und eine Reihenfolge erzwingen.

Die Gummibärchen-Fans sehen erschöpft aus. Viele von ihnen warten schon seit 7 Uhr. Für einige ist es schon der dritte Anlauf, ihr Sammelgut einzutauschen. 600 Gramm Gummibärchen für fünf Kilo Kastanien. Am Rand der Schlange hocken zwei Jungen müde auf ihren prall gefüllten Säcken. 200 Kilogramm haben sie zur Truchseßstraße schleppen müssen. Für Autos hat die Polizei die Durchfahrt gesperrt. Wer Gummibärchen möchte, muss dafür hart arbeiten.

Der Ansturm hat Folgen. Die etwa 35 Jahre alte Tradition, "Bonner Kindern ein paar Süßigkeiten zukommen zu lassen", ist beendet.

Aus dem General-Anzeiger, 11. Oktober 1990

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