GA-Interview Eva Rode-Lüttges über die Partnerschaft Bad Honnef-Cadenabbia

BAD HONNEF · Konrad Adenauer wusste sie zu schätzen. Und bis heute hat die Landschaft am Comer See nichts von ihrer Anziehungskraft und Schönheit eingebüßt. Dies wissen nicht zuletzt die Akteure im Städtepartnerschaftskomitee Bad Honnef-Cadenabbia.

 Seit 2008 Vorsitzende des Komitees: Eva Rode-Lüttges.

Seit 2008 Vorsitzende des Komitees: Eva Rode-Lüttges.

Foto: GA

Mehr als zwei Jahrzehnte, nachdem die Partnerschaft mit Adenauers Urlaubsort aus der Taufe gehoben wurde, erhält sie gerade jetzt durch die Jugend neue Impulse. Mit der Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees, Eva Rode-Lüttges, sprach Claudia Sülzen.

Klein aber fein, trifft dies auf die Partnerschaft zu?
Eva Rode-Lüttges: Cadenabbia ist ein kleiner Ort, dem weiterführende Schulen und Sportvereine und damit Anknüpfungsmöglichkeiten zum Austausch fehlen, verglichen mit den anderen Partnerstädten. Zugleich hat die Überschaubarkeit ihr Gutes. Um ein Beispiel zu nennen: Die Italiener sind sehr familienbezogen. Jugendaustausche etwa mit ganzen Schulklassen, wie sie bei uns an der Tagesordnung sind, sind dort nicht üblich. Zusammenarbeit funktioniert daher eher auf bilateraler Ebene. Deshalb sind persönliche Kontakte umso wichtiger.

Und wie groß ist das Städtepartnerschaftskomitee?
Rode-Lüttges: Wir haben derzeit etwa 100 Mitglieder. Sicher, es waren einmal mehr: Auch uns sterben die Mitglieder weg. Das Interesse an den Reisen nach Cadenabbia, die wir alle zwei Jahre anbieten, ist aber ungebrochen. Im Schnitt fahren immer 40 Teilnehmer mit, darunter auch sehr viele Nicht-Mitglieder. Allerdings liegt das Durchschnittsalter etwa bei 60 Jahren. Es wäre schon toll, mehr Junge dabei zu haben.

Zur Feier des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft hat die Gruppe in Adenauers Urlaubsresidenz gewohnt?
Rode-Lüttges: Zum Sonderpreis, sonst wäre es nicht gegangen. Längere Verhandlungen gingen dem voraus. Aber der Aufenthalt in der Villa Collina war natürlich ein besonderes Erlebnis - auch wenn es ganz schön anstrengend war, mehrmals am Tag dort hochzukraxeln. Der dazugehörige Park ist riesig. Ich weiß gar nicht, wie Adenauer das damals gemacht hat. Er muss wirklich noch topfit gewesen sein auf seine alten Tage.

Wie kam es zur Partnerschaft, lange nach Adenauers Tod?
Rode-Lüttges: Nachdem Adenauer zunächst in der Schweiz seine Urlaube verbracht hatte, reiste er ab 1957 wohl auf Anraten seines Außenministers Heinrich von Brentano, dessen Familie im Nachbarort Tremezzo ansässig war,18 Mal an den Comer See nach Cadenabbia. Er hat sich im Ort sehr viel Respekt verschafft, war beliebt, ging viel spazieren, man kannte ihn. In den 90er Jahren ist man auf die Bad Honnefer zugekommen mit dem Wunsch, eine Partnerschaft zu begründen. Am 24. April 1992 wurde sie offiziell besiegelt. Weil Adenauer aus Rhöndorf kam, hat man die Partnerschaft an den Rhöndorfer Bürger- und Ortsverein angedockt. Knapp zwei Jahre später wurde das Komitee selbstständig. Motoren wie meine Vorgängerinnen Gabi Syrbe-Hornoff und Anne Bialkowski haben seither viel in Bewegung gesetzt.

Neue Bewegung gibt es auch ganz aktuell?
Rode-Lüttges: Das ist richtig. Wir konnten vier jungen Menschen aus der Gegend um Cadenabbia Praktikumsplätze in Bad Honnef vermitteln. Alessandra Franconi war bereits zum zweiten Mal hier, hat ein Praktikum im Housekeeping des Katholisch-Sozialen Institutes absolviert und danach, wie schon im Vorjahr, beim Stadtjugendring in der Feriennaherholung mitgearbeitet. Zwei weitere junge Mädchen haben ebenfalls im KSI 14 Tage gearbeitet. Arianna Bottari konnte ein Praktikum an der Rhöndorfer Grundschule machen.

Wie kam es dazu?
Rode-Lüttges: Alessandras Vater, Battista Franconi, ist derzeit Vorsitzender des Vereins "Pro loco" in Cadenabbia und damit einer unserer Ansprechpartner. So kam es, dass Alessandra 2012 einige Wochen hier verbrachte. Und sie war so begeistert, dass sie wiederkommen wollte. Sie hat auch Freunde animieren können. Zudem hat uns eine ehemalige Vorsitzende des Komitees in Cadenabbia eine Interessentin vermittelt, das war eben Arianna Bottari.

Was ist das größte Problem?
Rode-Lüttges: Geeignete Praktikumsplätze und Gastfamilien zu finden. Es wäre schön, wenn im Hotel- und Gaststättengewerbe noch mehr Interesse bestünde. Dank der Mithilfe der GGS Rhöndorf, die sich sehr engagiert hat, haben sich spontan mehrere Familien gemeldet. So war ja Alessandra sogar zwei Monate hier, für die Unterbringung in nur einer Familie ist das schon sehr lang. Hinzu kommt: Unsere Mitglieder sind ja meist schon älter, für junge Leute, die Anschluss an Gleichaltrige suchen und auch brauchen, ist das natürlich nicht optimal. Familien mit gleichaltrigen Teenagern oder kleineren Kindern wären besser geeignet. Langfristig würden wir gerne eine Art Pool aufbauen, auf den wir zurückgreifen können.

Mit welchem Ziel?
Rode-Lüttges: Der Tourismusbereich, Hotellerie und Gaststätten, das sind die wichtigsten, fast die einzigen Branchen am Comer See. Viele der jungen Menschen besuchen die Fachoberschule für Tourismus im Nachbarort Menaggio. Und sehr viele wählen Deutsch als zweite Fremdsprache. Und wenn sie das tun, wäre es doch wichtig, dass sie Gelegenheit haben, auch Deutsch zu sprechen. Vielleicht gäbe es sogar die Chance, einigen hier eine (Teil-)Ausbildung zu ermöglichen. Da wollen wir hin. Die Praktika sind ein Anfang. Dazu braucht es einen Vorlauf von mehreren Monaten, damit am Ende auch alles passt und die jungen Leute sich hier auch wohlfühlen.

Wie steht es um einen Jugendaustausch?
Rode-Lüttges: Der wäre natürlich sehr wünschenswert, und wir arbeiten auch daran. Aber wie gesagt: Das ist in Italien nicht so üblich, weder, die eigenen Kinder in recht jungen Jahren ins Ausland zu schicken, noch, Kinder oder Jugendliche in der eigenen Familie eine Zeit aufzunehmen. Trotzdem hoffen wir im Komitee auf neue Impulse. Unsere Schulen sind das richtige Medium. Hierhin möchten wir die Fühler ausstrecken. Aber es gibt noch einiges zu tun. Dass Alessandra und Arianna so gerne bei uns waren, kann auch helfen: Sie sind unsere Multiplikatoren.

Was wünscht sich das Komitee?
Rodde-Lüttges: Die Partnerschaft darf nicht aussterben, sondern muss an die Jugend weitergegeben werden. Wir wünschen uns viele intensive freundschaftliche Begegnungen mit den italienischen Freunden im Sinne Konrad Adenauers, ein engeres Zusammenrücken unserer Nationen, noch mehr persönliche Freundschaften und weiterhin ein fröhliches, verständnisvolles Miteinander.

Das Komitee

Der Vorstand besteht aus Eva Rode-Lüttges und Vize-Vorsitzender Lili Ollinger-Höffken sowie Gisela Führ, Ellen Rechmann, Malu Redeligx, Marlene Barth und Sigrid Schellenberger. Rode-Lüttges (geb. 1948) studierte Soziologie in Hamburg. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist seit 1974 in Rhöndorf ansässig. Info unter der Rufnummer 02224/4439 oder E-Mail eva_rode@web.de. Für Juli 2014 plant das Komitee wieder eine Reise an den Comer See.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort