Wildunfall auf der B42 Experten mahnen zur Vorsicht

SIEBENGEBIRGE · Fünf Wildsauen, eine ganze Familie, sind bei einem Unfall am frühen Sonntagmorgen gegen 2.30 Uhr auf der B42 zwischen Rhöndorf und der Ausfahrt Königswinter getötet worden. An beiden involvierten Autos entstand Totalschaden, Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt, so die zuständige Pressestelle der Kölner Polizei.

 Wildwechsel: Die Tiere kreuzen die Straßen auch in bewohnten Gebieten. Das Bild entstand in Senftenberg in Brandenburg.

Wildwechsel: Die Tiere kreuzen die Straßen auch in bewohnten Gebieten. Das Bild entstand in Senftenberg in Brandenburg.

Foto: dpa

Die Fahrzeuge - ein BMW mit SU-Kennzeichen und ein Toyota mit Bonner Kennzeichen - mussten abgeschleppt werden. Anschließend wurde die Straße gereinigt. Erst um kurz vor vier Uhr war der Einsatz beendet.

Es war der bisher schwerste Wildunfall in diesem Jahr im Siebengebirge - allerdings bei weitem nicht der einzige. Allein seit dem 1. August haben sich in Königswinter 20 Wildunfälle ereignet, in vier Fällen waren Sauen betroffen, in den übrigen Rehe, wie am Montag die Bonner Polizei auf Anfrage mitteilte. In Bad Honnef war es im gleichen Zeitraum zu neun Wildunfällen mit drei Sauen und sechs Rehen gekommen.

"Es gibt derzeit viele Wildschweine", erläutert Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft. "Vergangenes Jahr gab es eine gute Eichelmast, so dass wir in diesem Jahr viele Frischlinge hatten." Und wo es mehr Tiere gebe, da bestehe natürlich auch eine erhöhte Gefahr für Wildunfälle. Er könne Autofahrern nur raten, langsam zu fahren und besonders wachsam zu sein.

Schölmerich: "Wenn man genau hinsieht, kann man die Augen der Tiere, die die Jäger nicht ohne Grund 'Lichter' nennen, erkennen." Doch wenn die Fahrer zu schnell unterwegs seien, bringe auch das nichts mehr. Dass die Wildschweine nicht mehr nur die Straßen an den "klassischen" Stellen im Siebengebirge kreuzen, wie etwa im Schmelztal oder die L332 nach Ittenbach, verwundert den Experten nicht.

"Heute muss man davon ausgehen, dass die Wildschweine überall dort sind, wo sie Deckung haben und es ruhig ist, also keine Menschen oder Hunde sind", so Schölmerich. Der Krach, der durch die Autos beispielsweise entsteht, störe die Tiere hingegen nicht. Die Tiere seien auf Nahrungssuche - in Gärten oder derzeit in den Weinbergen.

"Wo rechts und links Wald ist, kann immer etwas passieren, auch wenn kein Warnschild da steht", sagt auch Rolf Werning, Leiter des Hegerings Siebengebirge. Auch er spricht von einem hohen Schwarzwildbestand, "obwohl wir sie im Zuge der Schweinepest-Bekämpfung stark bejagt haben". Auch sei die Jagd in einem so stark frequentierten Gebiet tagsüber schlicht unmöglich.

Werning und Schölmerich rufen die Autofahrer auf, vorsichtig zu fahren, und warnen: "Wenn die Sauen am Straßenrand stehen, kann man noch etwas machen. Aber wenn sie auf der Flucht sind und einfach auf die Straße rennen, dann hat der Autofahrer kaum eine Chance", sagt der Förster. "In einem solchen Fall gilt: stark bremsen, aber nicht ausweichen und das Auto verreißen", sagt Werning. Denn das kann noch weit gravierendere Folgen haben.

Im Falle eines Unfalls gelte es zudem sofort die Unfallstelle zu sichern und die Polizei zu verständigen. Diese würde dann auch den Jagdausübungsberechtigten verständigen, der das verletzte Tier, falls nötig, tötet. Und der tote Tiere abtransportiert.

Richtiges Verhalten nach Unfällen:
Der ADAC empfiehlt zur Vermeidung von Wildunfällen eine vorausschauende Fahrweise und angepasste Geschwindigkeit. Wenn es aber doch dazu kommt, wird empfohlen, nach Möglichkeit zu bremsen und keine hektischen Ausweichmanöver vorzunehmen. Diese würden oft im Gegenverkehr oder an einem Baum enden. Nach dem Unfall müssen auf jeden Fall die Polizei oder die Forstbehörde informiert werden, um die Kostenübernahme durch die Versicherung nicht zu gefährden. (mel)

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