Baugebiet in Bad Honnef-Selhof Experten zerstreuen Sorgen nicht

SELHOF · Der Andrang war keine Überraschung: Kaum ein Platz blieb frei im Saal des Rathauses, als dort am Dienstag die vorgezogene Bürgerbeteiligung zum Projekt Selhof Süd stattfand. Rund 120 Bürger nahmen teil.

 Kaum ein Platz blieb frei im Rathaussaal. Thema war das Baugebiet am Lichweg.

Kaum ein Platz blieb frei im Rathaussaal. Thema war das Baugebiet am Lichweg.

Foto: Frank Homann

Wie schon in der Vergangenheit meldeten sich vor allem die Gegner des Projektes zu Wort. Und wie in der Vergangenheit sind die Befürchtungen groß. Und sie dürften am Dienstag nicht entkräftet worden sein.

"Das Thema beschäftigt uns fast ein Leben lang", erinnerte Bürgermeisterin Wally Feiden daran, dass die Diskussion um Bauland im Selhofer Feld seit den 70er Jahren währt. Mit der vorgezogenen Bürgerbeteiligung sollten frühzeitig Bedenken sowie Änderungswünsche der Bürger mitgenommen werden, so Feiden. Sie appellierte, dies sachlich und "ohne Feindseligkeit" zu tun.

Gleichwohl hatte Moderator Ekkehart Padberg Mühe, zunächst den geordneten Ablauf - Vorstellung des Verfahrens, des Entwurfs und der Verkehrsuntersuchung sowie Fragerunde - sicherzustellen: Zu sehr drückt die Anwohner die Angst vor Nachteilen für die bestehenden Wohnstraßen. "Was haben wir, die wir hier schon leben, davon?", lautete oft die Frage. Technischer Beigeordneter Jopa Vedders: "Es geht darum, endlich Pflöcke einzuschlagen für eine geordnete Entwicklung." Feiden: "Es gibt einen klaren politischen Auftrag aus den Gremien."

Auf Kritik der Anwohner stößt etwa die Lage des Wohngebietes, nicht am neuen Kreisel Dellenweg, sondern am nördlichen Rand des Selhofer Feldes. Hauptgrund: die Verkehrserschließung. So am Limbicher Weg, der nicht mehr im Niemandsland enden soll.

"Es ist nicht zu leugnen: Der Limbicher Weg würde Wohnsammelstraße", so Verkehrsplaner Markus Geuenich. Aber: Zugleich würde etwa die Berliner Straße entlastet. Die prognostizierte Belastung durch das Wohngebiet mit 234 Fahrten pro Tag "relativiert sich", wenn man bedenke, dass heute 3500 bis 4000 Fahrzeuge pro Tag in Selhof unterwegs sein. "Die neuen Trassen ziehen Verkehr aus dem Altort."

"Wir haben unser Haus unter falschen Voraussetzungen gekauft, weil es 2007 hieß: Da wird nicht gebaut", hielt eine Anwohnerin entgegen. Lärmbelästigung und vor allem Gefahren für spielende Kinder seien nun das Szenario. Andere befürchteten, dass es nicht bei 50 Häusern bleiben werde. Warum werde das Gebiet nicht über eine Fortführung des Lichweges zur Karl-Simrock-Straße erschlossen?

Stadtplaner Dirk Wiehe verwies auf die Beschlüsse und darauf, dass eine solche anbaufreie Straße zu teuer sein. Dass sie selbst die Erschließung teuer kommt, gehörte auch zur Kritik von Anwohnern. Beigeordneter Jopa Vedders: Natürlich fielen Erschließungsbeiträge an, wie sie andernorts in Selhof längst hätten gezahlt werden müssen. "Wir sind eine Solidargemeinschaft."

Auch der Ausbau von Fahrbahnen von knapp vier auf gut sieben Meter Breite, wo auch Busse fahren sollen, erhitzte die Gemüter. "Dann fahren sie durch mein Wohnzimmer", so ein Anlieger. Wie wolle die Stadt sicherstellen, dass Schulen, Sportstätten und andere Infrastruktur gerade für Familien ausgebaut werden könne? "Es ist doch heute schon kein Geld da." Entsprechend fühlte sich die Anwohnergemeinschaft Selhofer Feld auch gestern bestätigt: "Die Anwohnergemeinschaft plädiert für einen sofortigen Stopp der Planungsarbeiten."

Das Verfahren

Für das etwa 30 Hektar große Areal besteht laut Stadtplaner Dirk Wiehe ein Flächennutzungsplan von 1976. Obwohl dieser für sich kein Baurecht darstelle, seien auf seiner Grundlage auch schon Baugenehmigungen erteilt worden, so für das Commundo-Hotel. Wo früher ein Wohngebiet für bis zu 5000 Neubürger angedacht war, ist heute noch von maximal 50 Einfamilienhäusern am Ortsrand, einem Reserve-Grundstück für eine Institution und ein Drittel Grünfläche die Rede. Darauf hatte sich die Politik 2011 verständigt. Es stehen mehrere Verfahren im Raum: Die 100. Änderung des Flächennutzungsplanes für das "Wohngebiet am Lichweg" sowie die Bebauungspläne 1-128 (Friedhofserweiterungsfläche) und 1-130 (Wohngebiet am Lichweg). Bevor es zu einem endgültigen Beschluss kommt, dreht der Entwurf noch mehrere Runden durch Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung und die Politik. Bevor gebaut wird, wird es also noch Jahre dauern.

Der Planentwurf

Hermann Ulrich vom beauftragten Planungsbüro Ulrich/Hartung erläuterte noch einmal die Grundzüge des Entwurfs, der Grundlage auch der vorgezogenen Bürgerbeteiligung war. Vorausgegangen sei, dass es bisher keine geordnete Planung für das Gebiet gebe. In der Folge seien die Ortsränder "ausgefranst", Zacken in den Grünzug hineingewachsen. "Wir haben auch verstanden, dass die Landschaft für sie einen hohen Wert hat", wandte sich Ulrich an die Zuhörer. Vor diesem Hintergrund solle ein Drittel Grünzug bleiben. Ein Drittel solle reserviert bleiben für eine Institution; ob eine solche komme und was das sein könne, steht laut Verwaltung noch in den Sternen. Zudem gebe es "reichlich unvollendete Straßen"; diese gelte es anzubinden und zu einem "funktionierenden Netz" zu verbinden. Das Wohngebiet, begrenzt auf 50 Einfamilienhäuser, solle am Ortsrand im Norden entstehen, da es nur dort sinnvoll an den entstehenden Ort anzubinden sei.

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