Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef Farblicher Minimalismus

BAD HONNEF · Eigentlich könnte diese Ausstellung im Kunstraum auch den Titel „Quadragesima“ tragen: Die Bilder von Jürgen Middelmann passen zur Fastenzeit.

 Jürgen Middelmann zeigt im Kunstraum Bad Honnef seine großen Schwarz-Weiß-Arbeiten.

Jürgen Middelmann zeigt im Kunstraum Bad Honnef seine großen Schwarz-Weiß-Arbeiten.

Foto: Oschmann

„Es geht mir um das Reduzieren auf das Wesentliche“, sagt der Künstler. Schwarz-Weiß ist die Antwort auf seine Frage: „Mit wie wenig komme ich klar?“ Der 53-Jährige möchte aus dem Wenigen schöpfen. „Das ist schon auch eine Antwort auf das Überfluten, auf alles Bunte heute“, erklärt der gebürtige Wuppertaler, der als Ausstellungsorganisator im Kurfürstlichen Gärtnerhaus in Bonn und als Kunstlehrer einen Ruf weit über die Bundesstadt Bonn hinaus genießt.

„Ich kam mit Farbe nicht an die Substanz und den Punkt, wo ich hinwollte.“ Mit Fingerfarben hatte er begonnen, dann war er in dieser seit etwa drei Jahren währenden Schaffensphase auf selbst gemixte Temperafarben auf Leinwand umgestiegen.

„In diesen drei Jahren habe ich mein Terrain abgesteckt, auch die Formate“, so Middelmann, der gelernte Bauingenieur, der 1997 bis 2001 außerdem ein Studium der Malerei und Grafik an der Freien Kunstakademie Rhein-Ruhr absolvierte. Vor allem die großen Bilder präsentiert Middelmann im Kunstraum, der wie gemacht scheint für diese beeindruckenden Schwarz-Weiß-Kompositionen.

Aber die Schau Middelmanns, der früher auch eine Zeit lang in Bad Honnef lebte, heißt nicht „Quadragesima“, sondern „Dunkles Licht“. Und Kunsthistorikerin Heidrun Wirth beleuchtete bei der Vernissage die Bilder einem erfreulich großen Publikum.

Sie betonte: „Mit seinem Werk ist es wie mit einem Fluss. Es scheint ein in sich zusammenhängendes Ganzes zu sein und doch sind seine einzelnen Arbeiten wie die Fluten in einem Fluss immer wieder neu. Es ist so, wie der Philosoph Heraklit einmal gesagt hat: ,Nie steigt jemand in denselben Fluss.‘“

Es sei dieses Kohärente und doch an keiner Stelle Abgestandene, das bei Jürgen Middelmann das Staunen und das Staunenswerte seiner Kunst ausmache, einer Kunst, in der aus simplen, gleichmäßigen, völlig unspektakulären Pinselstrichen große Bildwände wachsen, wo nicht ein Strich, nicht ein Pinselzug dem anderen gleiche, obwohl jeder aus dem anderen hervorzugehen scheine und seinen eigenen unverrückbaren Platz einnehme.

„Den Pinsel mit Farbe und mit Wasser füllen und ihn abstreifen….irgendwie muss man doch anfangen,“ sage der Künstler als sein eigener Beobachter, wenn er verfolge, wie Strukturen auf seinen selbst gebauten und grundierten Leinwänden allmählich zu Kompositionen werden, halb beabsichtigt, halb unbewusst.

Heidrun Wirth: „Und so scheint ihn dieses Tu, in dem alles unterlassen wird, was ihn ablenken kann, zu immer neuen Bildern mit einer fein gewebten sinnlichen Präsenz zu führen, zugleich aber auch zu einer immer bewussteren Reflexion über das alte Thema der Malerei. Dabei geht es um Flächen oder Linien, also Malerei oder Zeichnung, um Bewegung oder Stille und immer auch um das Licht. Eine machtvolle Suggestion geht von diesen Arbeiten aus.“

Die Ausstellung „Dunkles Licht“ im Kunstraum am Rathausplatz ist bis Sonntag, 20. März, donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

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