Einsatzkräfte üben in Rhöndorf Feuerwehrleute kraxeln auf Baustelle den 40 Meter hohen Kranturm hoch

Rhöndorf · An einem Kranturm hinaufzuklettern, ist kein Leichtsinn sondern Teil einer Übung der Bad Honnefer Feuerwehr. Für die ging es auf der Bonava-Baustelle hoch hinaus. 15 Feuerwehrleute wollen sich für die Einsatzgruppe „Erweiterte Absturzsicherung“ qualifizieren.

In rund 30 Meter Höhe klettern die Bad Honnefer Feuerwehrleute auf der Baustelle in Rhöndorf.

In rund 30 Meter Höhe klettern die Bad Honnefer Feuerwehrleute auf der Baustelle in Rhöndorf.

Foto: Foto: Ralf Klodt

Er ragt weit in den Rhöndorfer Himmel. Der 40 Meter hohe Kran auf der Bonava-Baustelle diente aber nicht den Bauarbeitern, sondern der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef. 15 Kameraden nehmen am aktuellen Grundlehrgang „Absturzsicherung“ teil. Wem das Thema liegt, kann sich weiterqualifizieren und dann der Fachgruppe „Erweiterte Absturzsicherung“ anschließen.

In der Baugrube hatten sich neun der Lehrgangsteilnehmer und Kameraden aus dem Ausbilderpool rund um den Kran versammelt. Nachdem sie über Leitern auf das Baufeld nach unten gelangt waren, ging es am Kranturm steil nach oben. Am Mann trugen sie eine Sicherheitsausrüstung mit Auffanggurt, Bandschlingen und Karabiner.

 Nur gut gesichert geht es für die Einsatzkräfte nach oben.

Nur gut gesichert geht es für die Einsatzkräfte nach oben.

Foto: Foto: Ralf Klodt

Höhengewöhnung war angesagt. „Da muss jeder Handgriff sitzen. Es ist etwas anderes, den Umgang mit diesem Material in 20 oder 25 Metern Höhe zu üben“, sagt Stefan Krahe, der Leiter der Einsatzgruppe „Erweiterte Absturzsicherung“ und Vizechef der Rhöndorfer Löschgruppe. „Man muss lernen, dem Material zu vertrauen.“ Bei diesem aktuellen Lehrgang gehe es vorrangig um das Sichern der eigenen Einsatzkräfte in Bereichen, wo ein Absturz nicht ausgeschlossen werden kann. „Zu unserer Aufgabe gehört aber auch das Sichern von externen Personen, welche sich in diesen Bereich ,verirrt‘ haben.“

Keiner der Feuerwehrleute darf in die Höhe steigen, bevor nicht die Sicherheitsausrüstung nicht genauestens geprüft wurde.

Keiner der Feuerwehrleute darf in die Höhe steigen, bevor nicht die Sicherheitsausrüstung nicht genauestens geprüft wurde.

Foto: Ralf Klodt

Feuerwehr sind mit 60 Meter langem Seil gesichert

Maximal 30 Meter kletterten die „Rettungs-Azubis“ hoch, 60 Meter lang war das Seil. Die jungen Kameraden lernten, in welchen Abständen sie eine Zwischensicherung am Krangeländer setzen mussten. Ein ausgeklügeltes System mit einem Bremsknoten ganz unten. Im Falle eines Absturzes würde der Kamerad an der nächsten Zwischensicherung über das Seil abgefangen und nicht am Boden aufschlagen. Demzufolge ein wichtiges Element der Ausbildung.

Umso erfreuter waren die Feuerwehrleute über die Einladung des Unternehmens, auf dem Baugelände zu trainieren, während die Bauarbeiter ihr freies Wochenende genießen. „Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, an solch einem riesigen Kran zu üben? Das ist selten, wir sind dankbar für die uns gebotene Möglichkeit“, so Krahe. „Selbstverständlich haben wir unsere Baustelle gerne zur Verfügung gestellt. Wir alle profitieren von einer realitätsnah und top ausgebildeten Feuerwehr“, teilte Bonava-Projektleiterin Vanessa Zartmann mit.

2002 wurde die spezielle Fachgruppe „Erweiterte Absturzsicherung“ gegründet, die aus Kameraden aller Löscheinheiten besteht. Nur zwei solcher Einheiten gibt es im Rhein-Sieg-Kreis, so Björn Haupt, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef. „Ähnlich wie die Höhenrettungsgruppen der Berufsfeuerwehren rücken die Kameraden mit besonderem Equipment zu Einsatzstellen aus, die mit Fahrzeug und Material nur schwer oder überhaupt nicht mehr zu erreichen sind.“ Das können die steilen Hänge des Siebengebirges sein, wenn unerfahrene Wanderer im Wortsinne vom Weg abkommen und in Lebensgefahr geraten, aber etwa auch Häuser, Brücken oder Baustellen. Auch bei einem medizinischen Notfall in einem Kranführerhaus könnten die Retter zum Einsatz gelangen.

In der blitzblanken Baugrube agierten die Gruppenmitglieder in spe und ihre Ausbilder ruhig und umsichtig. Anja Sudholt (20), die über die Jugendfeuerwehr ihren Einstieg in den Honnefer Löschzug und später auch in die Spezialgruppe fand, hatte den Notfallplan für das kontrollierte Ablassen erstellt. Rowena Hauser (22) nimmt derzeit am Grundlehrgang der Feuerwehr teil und könnte sich anschließend auf das Thema Absturzsicherung spezialisieren. Jetzt verfolgte sie als Zaungast gespannt die Aktivitäten. Haupt: „Junge Kameraden nutzen gerne die Möglichkeit, sich zu spezialisieren.“

Artur Grewe holt sich bei Treppenläufen für Feuerwehrleute die Kondition

Für Artur Grewe war das Klettern am Kranturm kein Problem. Der 38-jährige Aegidienberger gehört seit 1996 der Feuerwehr an, möchte sich gerne der Fachgruppe „Erweiterte Absturzsicherung“ anschließen; deshalb war er nun mit Begeisterung beim Grundlehrgang dabei, hangelte sich geschickt den Turm empor. Die Kondition holt er sich bei Treppenläufen für Feuerwehrleute. Drei bis vier Wettbewerbe absolviert der Schreiner pro Jahr – 700 Stufen sind in einem 44 Etagen hohen Haus in Berlin zu bewältigen, gar 1400 Stufen hat der Aufzugstestturm in Rottweil, in Oberhof, und in Oberstdorf jagte Grewe schon die Skisprungschanzen hoch. Und dies geschieht stets im „vollen Ornat“ mit angeschlossenem Atemschutzgerät.

An zwei Wochenenden nutzen die insgesamt 15 Leute des Lehrgangs den Kran auf dem Bonava-Gelände zu Übungszwecken, zwei weitere spielen sich auf Flachdächern und im Siebengebirge ab. Zum Lehrgang zählt auch eine theoretische Prüfung. Die Feuerwehrleute müssen eben auch fit im Kopf sei. Gehören sie später der Spezialtruppe an, können sie im Ernstfall Verletzte oder in Not geratene Personen retten.

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