"Zum Küfer Jupp" in Bad Honnef Folk-Freunde treffen sich regelmäßig zur Jam-Session

BAD HONNEF · Manchmal braucht es für gute Musik weder Setlist noch Noten, sondern bloß eine Handvoll Musikfreunde, ihre Instrumente und ihren Enthusiasmus.

 Gleichgesinnte unter sich: Die Freude am Musizieren steht bei den Sessions im Vordergrund.

Gleichgesinnte unter sich: Die Freude am Musizieren steht bei den Sessions im Vordergrund.

Foto: Homann

Alle vier Wochen, jeweils am dritten Donnerstag des Monats, treffen sich in der Gaststätte "Zum Küfer Jupp" an der Rommersdorfer Straße allerlei Liebhaber der akustischen Folkmusik, um einen Abend lang miteinander zu jammen. Perfekt klingen muss das keineswegs - der Anspruch der Live-Session ist es vielmehr, allen Teilnehmenden Freude am Musizieren zu bereiten.

So sitzen auch an diesem Abend gut ein Dutzend Musiker aus Bad Honnef und der Region in schummriger Beleuchtung um die Tische herum und zücken die Instrumente. Geige, Bodhrán, Irish Flute, Querflöte, Banjo, Akkordeon - alles ist vertreten, denn alles ist erlaubt. Einzige Voraussetzung: Die Instrumente müssen akustisch sein, sonst werden alle anderen schlichtweg übertönt.

Die Biergläser leeren sich, der Abend wird später, die Musik flotter, die Stimmung ausgelassener. "Willst du auch mal?" Bei Bedarf werden die Instrumente weitergereicht, hier ist niemand zimperlich, jeder darf einmal selbst Hand anlegen.

Ins Leben gerufen wurde die Open Session von Jens Schumann und seiner Frau Susanne. Mehrmals im Jahr fahren die beiden Irland-Fans auf die Grüne Insel und sind jedes Mal von der dort florierenden Live-Musik-Kultur fasziniert. "Das muss doch auch in Honnef klappen", dachte sich Jens Schumann, von Beruf Ingenieur, und lud im Sommer dieses Jahres erstmals alle Gleichgesinnten zur eigenen Folk-Session bei stilechter Kneipenatmosphäre ein.

"Es geht uns gar nicht darum, professionell Hochkarätiges abzuliefern", erklärt er. "Der Spaß am Musizieren steht im Vordergrund, wir spielen unter uns, nicht fürs Publikum."

Sogar regelrecht international ist es an diesem Abend. Lasse Persson aus Schweden, seine Ehefrau Barbro Hodén und Sohn Sebastian legen im Rahmen eines Besuchs bei Sohn Kristian in Bonn einen Abstecher bei der Honnefer Session ein - und sie lassen es sich nicht nehmen, selbst mit einzusteigen: Während der Vater Mundharmonika-Melodien beisteuert, schnallt sich Kristian das Akkordeon um.

Bis Mitternacht wird Musik gemacht, dann ebbt die Session langsam ab - Open End, wie immer. Gaststätten-Inhaberin Regina Dinkela-Liebetrau und die übrigen Gäste sind vom spontanen Jam beeindruckt. Am Nebentisch sitzt Lucia Olbrück, ehemalige Vorsitzende der Honnefer Arbeiterwohlfahrt: "Das Spontane, das Selbstgemachte daran finde ich faszinierend", lobt sie die Musizierenden. Denn: "Es müssen ja nicht immer die großen Bühnenhymnen sein."

In der Tat: Folkmusik heißt Folkmusik, weil sie dem Volk leicht zugänglich ist. Und nichts verkörpert diesen Gedanken besser als eine Live-Session, die wirklich jedem offensteht.

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