Ausgrabungen im Bergbaurevier Funde bei Bennerscheid sind mehr als 2000 Jahre alt

Siebengebirge · Experten des Landschaftsverbands Rheinland und der Universität Bonn untersuchen das Bergbaurevier bei Königswinter-Bennerscheid. Die Funde sind teilweise mehr als 2000 Jahre alt, die Ausgrabungsstelle erzählt vom Bergbau in der Römerzeit.

 Mühsam ist die Arbeit der Studenten Hannes Hinze (vorne) und Hendrik Wangermann.

Mühsam ist die Arbeit der Studenten Hannes Hinze (vorne) und Hendrik Wangermann.

Foto: Frank Homann

Rund 2000 Jahre ist der Fund alt, den Jens Berthold in den Händen hält. Der Experte vom Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) zeigt einen ringförmigen Bleibarren, der im ehemaligen Bergbaurevier bei Königswinter-Bennerscheid entdeckt wurde. „Es ist ein Signal, dass hier Metallgewinnung und -handel stattgefunden hat“, sagt Berthold. Ein solcher Bleibarren sei damals eine typische Währungseinheit gewesen.

Zugleich ist er ein Beispiel für die Relikte des Bergbaureviers im Grenzgebiet von Königswinter und Hennef. Zusammen mit der Universität Bonn führt der LVR dort aktuell Ausgrabungen durch, um den Spuren der Bergbauaktivitäten im Siebengebirge in gut zwei Jahrtausenden nachzugehen.

Auswirkungen auf Landschaft und Umwelt

„Hier ist kein Stein auf dem anderen geblieben“, sagt Berthold und deutet auf einen Hügel, der nicht von der Natur, sondern vom Menschen gemacht wurde. „Der Bergbau hat Auswirkungen auf die Landschaft und die Umwelt.“ Torsten Rünger von der Abteilung für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bonn zeigt eine Karte des drei bis vier Hektar großen Gebiets, auf der die verschiedenen Geländehöhen abgebildet sind. Zu erkennen sind unter anderem zwei Bachtäler sowie eine Vertiefung mit zwei Halden. Rünger: „Dort wurde ein Erzgang gelegt und das Material rechts und links aufgeschüttet.“

Ziel der Ausgrabungen sei es, den Bergbau und die Siedlungstätigkeiten besser zu verstehen, sagt Rünger. „Die Frage ist, was wurde wann wo abgebaut und genutzt“, ergänzt Berthold. Um dies zu beantworten, graben rund zehn Archäologiestudenten fünf Wochen lang auf einer abgegrenzten Fläche. Die Untersuchungen finden in einer Zone statt, in der in den vergangenen Jahrhunderten keine umfangreichen Bergbauaktivitäten stattfanden. „Das ist seit 120 Jahren Montanrevier“, so Berthold.

Blei wurde aus Erz gewonnen

Die Spuren vergangener Zeiten sind an der Ausgrabungsstelle deutlich zu erkennen. Rünger deutet auf rot-braune Stellen: „An der Stelle hat Feuer gebrannt und wahrscheinlich ein Ofen entstanden.“ Mit Hilfe der heißen Temperaturen des Ofens, der möglicherweise Teil eines kleinen Werkstattgebäudes war, wurde Blei aus dem im Bergbau zu Tage gebrachten Erz gewonnen. Das Verfahren nennt sich Verhüttung.

Anschließend wurden daraus beispielsweise Bleibarren gefertigt. Die Experten vermuten eine Steinhauskonstruktion, an besagter Stelle stand wohl ein Ofen aus Lehm. Die Steine jedoch stammen nicht aus dem Bergbau, sondern wurden dorthin transportiert, sagt Berthold.

Hobbyarchäologen haben bereits in den 1990er Jahren Schlacke, das Abfallprodukt der Verhüttung, aufgesammelt, in den Jahren darauf fanden erste Grabungen statt. 2018 entstand das Kooperationsprojekt zwischen der Uni Bonn und dem LVR, woraufhin bereits Flächen untersucht wurden. In diesem Jahr wird die Arbeit nun fortgesetzt. Die Fläche, auf der aktuell gegraben wird, wurde aus gutem Grund ausgewählt: Die Schlackefunde der Hobbyforscher hat die Wissenschaftler auf die Stelle aufmerksam gemacht.

Funde aus der Übergangszeit

Die Studenten legen die einzelnen Schichten des Bodens frei, wodurch wiederum unterschiedliche Färbungen zu erkennen sind. „Wir können am Profil nachweisen, wie es sich entwickelt hat“, erklärt Rünger. Neben römischer Keramik sei auch Keramik aus der Eisenzeit, also der vorrömischen Zeit, gefunden worden. Die Experten datieren den Werkplatz daher in das erste Jahrhundert vor Christus. „Das ist eine Aktivität aus der Übergangszeit, eine spannende Gemengelage“, sagt Berthold.

Möglicherweise sind die Funde sogar noch älter. Für genauere Untersuchungen und eine exaktere Datierung werden die Lehmreste, Keramikfunde und Schlacken zunächst dokumentiert und anschließend analysiert. „Dann geht die Arbeit erst richtig los“, sagt Rünger. Auch im kommenden Jahr soll es Ausgrabungen geben. Vielleicht auch noch später. Entsprechende Förderanträge würden gestellt, so Berthold, denn zu erforschen gebe es noch einiges. Für die Archäologen spannend: „Je weiter wir in die Bergbaugeschichte zurückgehen, desto mehr dünnen die Informationen aus. Wir wissen bisher nicht viel.“

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