Amateurfunk Funker aus Bad Honnef kontaktieren Forschungsstation in der Antarktis

Bad Honnef · Bad Honnefer Amateurfunker haben jetzt Kontakt mit einer Forschungsstation in der Antarktis aufgenommen. Karsten Bödecker, Mitglied des Überwinterungsteams, gab Einblicke in seinen Arbeitsalltag.

 Karl Heinz Rohde und Stefan Scharfenstein (sitzend v.l.n.r.) stellen den Funkkontakt in die Antarktis her.

Karl Heinz Rohde und Stefan Scharfenstein (sitzend v.l.n.r.) stellen den Funkkontakt in die Antarktis her.

Foto: Frank Homann

Amateurfunker des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) aus Bad Honnef haben jetzt in einem von langer Hand geplanten Projekt Funkkontakt zur Neumayer-Station III in der Antarktis aufgenommen. Das Alfred-Wegener-Institut betreibt die Forschungseinrichtung trotz beschwerlicher Bedingungen in der Eiseskälte und bietet deutschen Polarforschern damit seit Jahren eine wichtige Basis. Im Funkaustausch lieferte Karsten Bödecker, ein Mitglied des neunköpfigen Überwinterungsteams, Einblicke in die besonderen Herausforderungen eines Arbeitstages in der Antarktis.

Deutschlands südlichster Arbeitsplatz

Bödecker, selbst ein begeisterter Funkamateur, war in der Vergangenheit mehrfach in Bad Honnef zu Besuch und ist den Mitgliedern des DARC vertraut. Entsprechend vertraulich und bisweilen regelrecht heiter gestaltete sich das Gespräch. Nach anfänglichem Rauschen erklingt die Stimme des Freundes durch den Lautsprecher, blechern und verzerrt, wie aus einer anderen Welt, und doch mit einer Qualität, die angesichts der großen Entfernung beeindruckt und die versammelten Amateurfunker sichtlich beglückt. „Nachdem wir lange um die Wetterlage in der Antarktis bangen mussten, hatten wir letztlich großes Glück und sind wirklich stolz auf eine geradezu kristallklare Funkverbindung“, schwärmt Stefan Scharfenstein, Ortsverbandsvorsitzender des DARC. Aus rund 14.000 Kilometern Entfernung erzählt Bödecker von seinem Alltag auf der Forschungsstation. Derzeit erfreue er sich an vergleichsweise milden Temperaturen von minus 20 Grad Celsius. Im Winter werde es beträchtlich kälter werden, wenn die Polarnacht über die Station hereinbricht und das Team für 63 Tage am Stück keine Sonne zu Gesicht bekommen werde.

Für die Extreme des antarktischen Winters müssen sich Bödecker und seine Kollegen jetzt schon vorbereiten. Zum einen gilt es, sich um die nötige Kommunikationstechnik zu kümmern, damit die Polarforschenden auch in der dunklen Jahreszeit Funkkontakt aufbauen können. Das erfordert umfassendes technisches Wissen und handwerkliches Geschick aller Stationsbewohner, denn in der Antarktis könne man nicht mal eben einen Techniker herbeitelefonieren, wie Bödecker mit viel Humor erklärt. Zum anderen ist natürlich auch die Versorgung mit genügend Lebensmitteln ein wichtiges Thema bei den Vorbereitungen. Von den Honnefer Funkern im Scherz gefragt, ob denn Amazon auch in die Antarktis liefere, erklärte Bödecker mit hörbarem Schmunzeln, dass die Wartezeiten für die wenigen großen Sammelbestellungen der Forschenden nach zentraleuropäischen Maßstäben sicherlich unzumutbar wären.

Eine besondere Art der Freizeitbeschäftigung

In Bad Honnef gehen rund 80 DARC-Mitglieder dieser besonderen Art der Freizeitbeschäftigung nach. Beständig suchen sie die Herausforderung besonderer Funkkontakte. So fand bereits 1985 ein Funkkontakt zur damaligen Spacelab-Mission aus Königswinter statt. 2014 gelang vor 600 Schülerinnen und Schülern ein Funkkontakt zum Esa-Astronauten Alexander Gerst an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Der jüngst hergestellte Funkkontakt in die Antarktis ist vom technischen Gesichtspunkt aus kaum weniger beeindruckend als derjenige ins Weltall.

Bereits Ende Dezember 2021 war auf der Forschungsstation eine neue Amateurfunkantenne in Betrieb genommen worden, nachdem die zuvor dort angebrachte Technik mitsamt Antenne und Radom Opfer eines heftigen arktischen Sturms geworden war. Als Gegenstück vor Ort diente eine transportable Satelliten-Bodenstation, die die Mitglieder des DARC auf dem Gelände des Technischen Hilfswerkes in Bad Honnef aufgebaut haben. Die Verbindung zwischen den rund 16.000 Kilometer voneinander entfernten Standorten ermöglicht ein besonderer geostationärer Amateurfunk-Satellit mit der Bezeichnung QO-100, der sich in etwa 38.000 Kilometern Höhe über dem Äquator befindet.

Auch in menschlicher Hinsicht ist der Funkkontakt in die Antarktis sowie der Amateurfunk insgesamt von besonderer Bedeutung. Es handele sich um ein Hobby, das Menschen verbinde und Grenzen überwinde, erklärt Scharfenstein, der selbst seit seiner Jugend als Amateurfunker aktiv ist. Er werde dem Amateurfunk auch weiterhin treu bleiben und freue sich über alle künftigen Projekte und Herausforderungen.

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