Projekt des Siebengebirgsmuseums Geheimnissen im Siebengebirge auf der Spur

SIEBENGEBIRGE · Wie hat sich das Siebengebirge verändert? Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt soll „Zeugen der Landschaftsgeschichte“ im Siebengebirge dokumentieren. Auch die Bevölkerung ist gefragt.

 Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen arbeiten bei dem Forschungsprojekt zusammen – und suchen Zeitzeugen.

Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen arbeiten bei dem Forschungsprojekt zusammen – und suchen Zeitzeugen.

Foto: Frank Homann

Eine alte Mauer oder eine Zypresse irgendwo im Siebengebirge – es sind Zeichen vergangener Nutzungen. Damit diese Veränderungen des Landschaftsbildes nicht untergehen und die Kulturlandschaftsgeschichte in ausgewählten Teilgebieten dokumentiert wird, hat das Siebengebirgsmuseum ein Projekt gestartet, dessen Ergebnis im Herbst dieses Jahres in Buchform vorliegen soll. Partner sind die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis und die Abteilung Landschaftliche Kulturpflege des Landschaftsverbandes Rheinland, die das interdisziplinäre Forschungsprojekt fördert und fachlich begleitet.

Und auch die Bevölkerung ist gefragt. „Wir suchen Zeitzeugen und Dokumente“, betont Museumsleiter Elmar Scheuren. Zum Beispiel alte Fotos etwa von Ausflügen mit entsprechendem Hintergrund. Oder auch örtliche Überlieferungen oder persönliche Erinnerungen. Scheuren: „Das heutige Erscheinungsbild des überwiegend von Wald geprägten Siebengebirges täuscht darüber hinweg, dass sich das Landschaftsbild in den vergangenen 100 Jahren radikal verändert hat. Gesteinsabbau, Weinbau, aber auch vielfältige weitere landwirtschaftliche Nutzungen sowie Waldbewirtschaftungen ergaben einen anderen Landschaftseindruck.“

Spuren sind etwa Weinbergsmauern, Alleen im Wald oder Gebäudereste oder aber ungewöhnliche Pflanzenarten oder Einzelbäume. „Heute sind sie aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen, sodass die ehemaligen Funktionen solcher Überreste oft nicht mehr nachvollziehbar sind. Hinzu kommt, dass diese Strukturen vergänglich sind und in absehbarer Zeit nicht mehr lesbar sein werden“, so der Museumsleiter.

Geheimnisse werden gelüftet

Diese Geheimnisse werden nun also gelüftet und die Erkenntnisse für die Nachwelt gesichert. Erstes Zielgebiet für die Fachleute aus den Bereichen Biologie, Geografie und Geschichtswissenschaft ist die Wolkenburg und das angrenzende Rhöndorfer Tal. Vorhandene Strukturen werden inventarisiert und die historischen Veränderungen darauf basierend genau rekonstruiert. Scheuren: „Die Lage vieler Zeitzeugnisse im Gelände ist grob bekannt. Weitere lassen sich aus historischen Quellen oder Umfragen bei Ortskundigen ermitteln.“ Fotografie und Einmessung mittels GPS erfolgen ebenfalls.

Konkrete landschaftsverändernde Maßnahmen der Vergangenheit sollen so detailliert wie nur möglich rekonstruiert werden. Die Quellenlage legt dabei eine Konzentration auf den Zeitraum des 19. und 20. Jahrhunderts nahe. Scheuren: „In diese Zeit fallen vielfache gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Umbrüche mit erheblichen Auswirkungen auf die Dynamik des Landschaftswandels.“ Das von der Landesvermessung NRW herausgegeben Digitale Geländemodell (DGM) erlaubt durch die plastische Abbildung der Geländeoberfläche das Erkennen von Strukturen auch unter Bewuchs. Mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege soll diese Quelle ausgeschöpft werden. Auch Zeitungsberichte, amtliche Dokumente, Unterlagen von Vereinen und Firmen sowie Bildmaterial sind von Bedeutung.

„Ferdinand Mülhens wollte auf der Wolkenburg ein Hotel bauen. Fotograf Theo Schaafgans hat die Baustelle dokumentiert.“ Auch von den Auseinandersetzungen mit dem Steinbruchbesitzer Bachem wird in der Dokumentation die Rede sein, so Historikerin Christiane Lamberty. Diplom-Biologin Barbara Bouillon kartiert die Pflanzenwelt. Dabei hat sie schon feststellen können, wie viele Pflanzenarten zurückgegangen oder verschwunden sind wie die Pyramidenorchidee im Rhöndorfer Tal. Diplom-Geograf Joern Kling indes kartiert das Gelände. Klaus Kleefeld von der LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege zu dem 50 000-Euro-Projekt: „Das Siebengebirge hat das verdient.“

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