Gutachten liegt vor Gerätehaus der Feuerwache Bad Honnef hat große Mängel

Bad Honnef · Zu wenig Platz für die Fahrzeuge, keine getrennten Umkleiden, problematische Straßenanbindung: Die zentrale Feuerwache an der Selhofer Straße in Bad Honnef erfüllt noch nicht einmal Mindestanforderungen.

 Kleidungswechsel neben den Fahrzeugen: Thomas Weiss zeigt, wie eng es in der Halle ist. Es fehlen Umkleideräume.

Kleidungswechsel neben den Fahrzeugen: Thomas Weiss zeigt, wie eng es in der Halle ist. Es fehlen Umkleideräume.

Foto: Frank Homann

Es ist ein malerisches Fleckchen. Irgendwo zwischen Mucherwiesen- und Schmelztal liegt die Florianshütte, daneben in Sichtweite zwei Teiche. Es sind Löschteiche, angelegt in den 70er Jahren und in regenreicheren Zeiten in Vergessenheit geraten. Inzwischen aber sind sie angesichts des Klimawandels und seiner Folgen wieder wichtig: als Wasserreservoir im Fall eines Waldbrandes.

Das ist eines der Themen, die die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef um Leiter Frank Brodeßer besonders beschäftigen, ebenso wie die beengte Situation in der Feuerwache an der Selhofer Straße. Der soeben verabschiedete Brandschutzbedarfsplan der Stadt schreibt der Wehr einiges für die kommenden Jahre ins Stammbuch.

 Die Situation der Löschteiche, hier an der Florianshütte, beschäftigt Feuerwehr und Forstleute.

Die Situation der Löschteiche, hier an der Florianshütte, beschäftigt Feuerwehr und Forstleute.

Foto: Frank Homann

■ Feuerwache: Da kommt was zu auf die Stadt: Deutliche Worte finden die Autoren des Brandschutzbedarfsplans zur Situation der Wache Selhofer Straße, dem zentralsten der drei Gerätehäuser neben Aegidienberg und Rhöndorf.

Bestätigt wird das durch ein zusätzliches Gutachten; die Unfallkasse habe sich angekündigt, so Bad Honnefs Löschzugführer Thomas Weiss.

Die Wache, so heißt es auf Seite 70 des 249 Seiten umfassenden Papiers unzweideutig, „erfüllt nicht mehr die bestehenden Standards und Mindestanforderungen an ein Feuerwehrgerätehaus“.

DIN wird nicht erfüllt

Da geht es etwa um die räumliche Trennung zwischen Einsatz- und Sozialbereich, die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung nach DIN 14092. Separate Umkleideräume fehlen ganz, von Geschlechtertrennung noch nicht zu reden.

Lager und Verwaltung sind „unterdimensioniert und bis an die Grenzen ausgelastet“. Und die „Alarmwege der anrückenden ehrenamtlichen Einsatzkräfte sind als ungenügend festzustellen“: Kein Platz für Autos, kein Platz zum Rangieren und ein Ausrückeweg, von der Selhofer Straße um die Ecke auf die Linzer Straße, der schon auf den ersten Blick problematisch erscheint.

Fahrzeughalle viel zu klein

Defizite machen die Autoren des Plans auch bei Werkstattflächen aus. Es fehle zudem ausreichend Hallenkapazität für die sieben Fahrzeuge; ein Fahrzeug stehe immer draußen, so Weiss.

Der Blick in die Halle zeigt, wo die Ehrenamtlichen vor allem der Schuh drückt: Wer sich hier umziehen muss, während die schweren Fahrzeuge rückwärts eingeparkt werden, ist gefährdet. Weiss: „Ein getrennter Schwarz-Weiß-Bereich würde uns schon sehr helfen.“

Es sei „zum Glück noch nie etwas passiert. Aber ich bin für die Sicherheit meiner Leute zuständig“, ergänzt Brodeßer. Fazit im Brandschutzbedarfsplan: Es seien „erhebliche Sanierung und Umbaumaßnahmen nötig“. Klingt nach einer weiteren Großinvestition für die Stadt.

Drei theoretische Optionen gibt es: Um- und Ausbau, Neubau am heutigen Ort oder Neubau auf einem noch unbenannten anderen Grundstück. Brodeßer: „Die Probleme sind benannt.“ Aber wohin die Reise geht, sei völlig offen. Hauptsache, sie dauere nicht mehr allzu lange.

■ Löschteiche: „Wenn die brennen, dann schlagen die Flammen 40 Meter hoch“, sagt Weiss beim Anblick der dürren Baumstämme im Wald. Dann wird Löschwasser gebraucht, und zwar nicht zu knapp.

Weiss, Brodeßer und Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, nehmen an diesem Tag beispielhaft zwei Löschteiche in Augenschein.

Auf Waldbrände vorbereitet sein

Dass Forst und Feuerwehr Hand in Hand arbeiten, hat einen triftigen Grund: Böschungs- und Waldbrände nehmen zu, ein gemeinsames Waldbrandkonzept ist das Ziel.

Dass die Löschwasserversorgung fernab von Wasserleitungen und Hydranten dabei zusätzlicher Vorsorge bedarf, erschließt sich sofort.

Als bräuchte es einen weiteren Beleg, breitet Schütte eine Karte vor sich aus: 2000 Hektar Wald liegen in der Zuständigkeit der Honnefer Wehr, überlappend mit den Kollegen aus Königswinter – ein Riesengebiet mit Staats- und Stadtforst, aber auch hunderten Einzelparzellen privater Waldbesitzer.

Ortskenntnis ermöglicht frühes Eingreifen

„Die Kenntnis des Ortes ist die Seele des Dienstes“, zitiert Schütte Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein. Bedeutet: Zu wissen, wo im Falles eines Falles Löschwasser herkommt, ob und wie es zugänglich gemacht werden kann, spart im Ernstfall wertvolle Zeit.

Brodeßer: „Ich habe nur dann eine Chance, wenn ich früh eingreifen kann.“ Dass der Teufel nicht selten im Detail steckt, zeigt der jüngste Waldbrand.

„Die erste Meldung, dass Rauch zu sehen ist, kam vom Drachenfels. Und dann begann die Suche“, so Feuerwehrsprecher Björn Haupt.

Verzahnung mit den Fachleuten, sprich: den Förstern, über die Leitstelle ist da ebenso wichtig wie das Wissen um Löschteiche in der Nähe, ihre Erreichbarkeit – die Wege sind oft zugewachsen – und ihre Nutzbarmachung als Wasserreservoir für den Ernstfall.

Ein Thema, so Schütte, das auch mit dem Naturschutz zu diskutieren sein werde. „Zum Glück haben wir hier in den Randbereichen noch Laubwald. Die meisten Brände gibt es im März und April, wenn das Laub noch liegt, die größten im Spätsommer, wenn es lange trocken war. Schon darum sind wir auch aus Brandschutzgründen dafür, die verdorrten Fichten niederzulegen“, so Schütte.

Die Zusammenarbeit mit den Bad Honnefern habe das Zeug zum Pilotprojekt. Schütte: „Wir wollen das mit jeder Gemeinde machen.“

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