20 Jahre Partnerschaftskomitee Bad Honnef-Wittichenau Gespräch mit dem Vorsitzenden Peter Endler

BAD HONNEF · Im Jahr 1990 wurde der Städtepartnerschaftsvertrag zwischen Bad Honnef und der sächsischen Stadt Wittichenau unterschrieben. Drei Jahre später gründeten 26 engagierte Bad Honnefer Bürger das Partnerschaftskomitee Bad Honnef-Wittichenau, das sein 20-jähriges Bestehen Freitagabend mit einem großen Geburtstagfest mit vielen Gästen im Tagungshotel Commundo feierte. Das Jubiläum ist Anlass für den Vorsitzenden Peter Endler nicht nur zurück, sondern auch nach vorne zu schauen.

 Bei der Arbeit: Sebastian Schickart 2010 in der Werkstatt des Autohauses Klinkenberg. Schickart ist einer von 100 jungen Leuten aus der Oberlausitz, die als Azubis nach Honnef gingen.

Bei der Arbeit: Sebastian Schickart 2010 in der Werkstatt des Autohauses Klinkenberg. Schickart ist einer von 100 jungen Leuten aus der Oberlausitz, die als Azubis nach Honnef gingen.

Foto: Frank Homann

Mit dem Vorsitzenden Peter Endler sprach Gabriela Quarg.

Erinnern Sie sich noch an die Anfänge der Städtepartnerschaft?
Peter Endler: Im Frühjahr 1990 reisten Wittichenauer Bürger auf Einladung der Stadt Bad Honnef mit einem Bus hierher. Dies war der Startpunkt vieler persönlicher Bindungen, die sich zu Freundschaften entwickelten und gegenseitige Besuche auslösten. Sie wurden ergänzt durch Vereinskontakte, die bis heute intensiv gepflegt werden. Die Verwaltung, die BHAG und Honnefer Unternehmen haben sich in Wittichenau engagiert und beim Aufbau demokratischer und marktwirtschaftlicher Strukturen geholfen.

Was gab den Ausschlag für die Gründung des Partnerschaftskomitees drei Jahre später?
Endler: Die Partnerschaft wurde 1990 durch den Rat beschlossen. Die Kontakte auf Verwaltungsebene waren in den ersten Jahren sehr intensiv. Im zweiten Schritt galt es die Bürgerschaft einzubinden und den organisatorischen Rahmen für Besuche und praktische Hilfe zu schaffen. Dies konnten Rat und Verwaltung nicht allein leisten und so kam die Idee, die Pflege der Partnerschaft engagierten Bürgern im Rahmen eines Partnerschaftskomitees zu übertragen.

Wenn sie an die zurückliegenden Jahre denken, dann denken sie vor allem an ....?
Endler: ... die Jahre, in denen vor allem ganz praktische Hilfe geleistet wurde. Zwölf Jahre lang stand die Vermittlung von Lehrstellen für Wittichenauer Jugendliche im Mittelpunkt der Arbeit des Partnerschaftskomitees.

Wieviele Lehrstellen konnten denn vermittelt werden?
Endler: In dieser Zeit haben mehr als 100 junge Menschen aus Wittichenau und den umliegenden Dörfern in Bad Honnef gewohnt und eine Ausbildung absolviert. Immerhin rund 20 von ihnen sind hier geblieben und haben teilweise inzwischen in Bad Honnef eine Familie gegründet. Für sie ist die deutsche Einheit längst gelebte Realität.

Spielt die Städtepartnerschaft heute noch eine Rolle in den Köpfen der Menschen?
Endler: Die junge Generation kennt den Grund für das Entstehen der innerdeutschen Städtepartnerschaften nur noch aus den Geschichtsbüchern. Trotzdem oder gerade deshalb ist es uns wichtig, unsere Partnerschaft mit Wittichenau lebendig zu erhalten und gerade auch in der jungen Generation zu verwurzeln.

Wie kann das konkret aussehen?
Endler: In den letzten Jahren sind Verbindungen zwischen Schulen in Bad Honnef und Wittichenau entstanden, über die wir uns sehr freuen. So gibt es seit einiger Zeit einen intensiven Austausch zwischen der Europaschule in Rhöndorf und der Wittichenauer Krabat-Grundschule. Auch der Hagerhof hat inzwischen einen Kontakt nach Wittichenau geknüpft: Erstmals war jetzt unsere Partnerstadt in der Oberlausitz Ziel einer Klassenfahrt.

Was haben sie sich für die Zukunft vorgenommen?
Endler: Wir arbeiten weiter an der Intensivierung dieser Schul-Verbindungen. Darüber hinaus sind wir sehr bemüht, durch unsere innerdeutsche Partnerschaft eine Brücke zu schlagen zwischen den Partnerstädten Bad Honnefs in West-, Süd- und Nordeuropa sowie den Partnerstädten Wittichenaus im Osten.

Europäische Jugendbegegnungen sind künftige Eckpfeiler der Arbeit des Komitees. Ziel ist eine Vernetzung der Jugendarbeit der durch Partnerschaft verbundenen Städte. Die Tradition der Jahresreisen nach Wittichenau und die angrenzenden Regionen in Polen und Tschechien wollen wir fortsetzen, um möglichst vielen Honnefern die Möglichkeit zu geben, die vielfältige Kultur der Lausitz und ihrer Umgebung mit ihren sorbischen Wurzeln kennenzulernen.