Kunst auf der Insel Grafenwerth wird zum Umwelt-Skulpturenpark

Bad Honnef · Kultur und Umwelt müssen sich nicht ausschließen: Die Insel Grafenwerth ist der ein Beweis dafür. Die „Blaupause – Konstruktion einer Insel“ von Antye Günther ist das erste Werk. Weitere Kunst soll in Zukunft folgen.

 Eröffnung des Umweltskulpturenparks: (v.l.) Beate Kummer, Christoph Dänzer-Vanotti, Otto Neuhoff und Preisträgerin Antye Günther.

Eröffnung des Umweltskulpturenparks: (v.l.) Beate Kummer, Christoph Dänzer-Vanotti, Otto Neuhoff und Preisträgerin Antye Günther.

Foto: Frank Homann

Kultur und Umwelt müssen sich nicht ausschließen - im Gegenteil. Beides kann sich nicht nur ergänzen, das eine kann sich sogar wunderbar harmonisch in das andere einfügen. Ein Beweis dafür findet sich auf der Insel Grafenwerth – dort, wo das Tauziehen zwischen Umweltschützern und denjenigen, die die Insel als Naherholungsgebiet nutzen möchten, unlängst für Negativ-Schlagzeilen gesorgt hat. Ein Positiv-Beispiel ist indes der Umwelt-Skulpturenpark, der am Sonntag eröffnet wurde.

Zwar können Spaziergänger auf dem hinteren Teil der großen Wiese, nahe der Uferpromenade, erst eine einzige Skulptur bewundern, doch weitere sollen folgen. „Wir wollen den Park sukzessive aufbauen“, so Christoph Dänzer-Vanotti und Beate Kummer von der Kummer-Vanotti-Stiftung. „Jedes Jahr soll ein Kunstwerk hinzukommen“.

Kunst und Klima

Die Stiftung war 2018 gegründet worden, um Projekte zu fördern, die sich besonders kreativ mit Umwelt- und Klimaschutz auseinandersetzen. Hierfür wurde eigens ein Preis ins Leben gerufen. Die prämierten Kunstwerke werden - für jeden erlebbar - im öffentlichen Raum aufgestellt. Hierfür stellte die Stadt der Stiftung ein Stück Wiese zur Verfügung. Der erste „Environment and Art Award“, der 2020 vergeben, aber coronabedingt erst jetzt verliehen wurde, ging an Künstlerin Antye Günther und ihr Werk „Blaupause Grafenwerth - Konstruktion einer Insel“.

Sechseckige, blaue Keramikfliesen, die sich wie eine Insel in das Rasenmeer einfügen, laden nicht nur zum Anschauen ein: die Künstlerin wünscht sich, dass ihr Kunstwerk als Picknickunterlage genutzt wird, auf der man sich dann „gemeinsam auf die verschiedenen Informationsebenen zwischen Vision und Endzeit einlassen kann“. Drei kleine Erhebungen laden dazu ein, Becher und Teller abzustellen.

Die Kacheln mit den weißen Inschriften und Abbildungen sind nicht nur schön anzuschauen, sie enthalten viele Informationen zur Geschichte der Insel, zu Nutzungskonflikten und Umweltaspekten. Zudem haben sich hier viele Erinnerungen von Zeitzeugen „eingebrannt“. „Kacheln sind Kulturprodukte, die tausende von Jahren überstehen“, so Kunstexperte und Jurymitglied Sebastian Bader. „Die Informationen, die hier eingebrannt wurden, werden sich also sehr lange halten“.

Wenn die Insel verschwindet

Das ist auch die Idee, die hinter dem Kunstwerk steht: „Ich habe mir die Frage gestellt, was ist, wenn der Klimawandel dazu führt, dass eine Insel irgendwann völlig verschwindet. Welche Informationen würde die Bevölkerung gerne aufschreiben, um sie für die Zukunft zu erhalten“, so Günther. Um Antworten zu erhalten, hat sie zahlreiche Interviews geführt. Auf den Kacheln nachgelesen werden können, zudem Daten und Fakten - von Fischzählungen bis hin zu Emissionswerten.

Utopische Erzählebene

Dabei gibt es eine dystopische und eine utopische Erzählebene. Die eine geht von einer zunehmenden Zerstörung und Denaturierung aus, die andere läuft auf eine fruchtbare Einigung zwischen Stadt und Umweltverbänden hinaus – wie sie sich Bürgermeister Neuhoff auch für die Insel wünscht. Er versprach, einen vernünftigen Weg finden, um einen Ausgleich von Kultur und Natur herzustellen. Zum Skulpturenpark sagte er: „Die Idee, Umwelt und Kunst zusammenzubringen, ist perfekt. Und es gibt keinen besseren Ort dafür, als die Insel“. Übrigens: Da in der Jury der Stiftung auch ausgewiesene Umweltexperten vertreten sind, entsteht der Skulpturenpark ausdrücklich mit dem Segen der Naturschützer. Die Siegerskulptur des Jahres 2021 soll ebenfalls noch in diesem Jahr aufgebaut werden: die Darstellung eines Baumes vom Kölner Medien-Künstler Achim Mohné.

(qg)
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