Aegidienberger Friedenskirche Gregorianische Gesänge in mystischer Atmosphäre

Aegidienberg · Ohne mehrfache Zugaben kam "The Gregorian Voices" nicht davon. Die Gruppe von acht bulgarischen Sängern wurde von den Besuchern immer wieder mit Beifall im Takt zurück in die Friedenskirche gerufen.

 In Mönchskutten traten die acht bulgarischen Sänger auf.

In Mönchskutten traten die acht bulgarischen Sänger auf.

Foto: Frank Homann

Und am letzten Tag ihrer Deutschlandtournee gaben die Künstler noch einmal alles. Die Musikgruppe widmet sich den klassischen gregorianischen Gesängen, kombiniert sie aber auch mit Popmusik, die im Stil des gregorianischen Gesangs neu arrangiert ist. Und traf damit voll den Nerv des Publikums.

Mancher Zuhörer ertappte sich bei dem Gedanken, singen Mönche jetzt etwa auch "Knocking On Heavens Door" von Bob Dylan, "Yesterday" von den Beatles oder "I'm sailing" von Rod Steward. Denn schnell geriet in dieser mystischen Atmosphäre in Vergessenheit, dass da vorn im Altarraum ja keine Ordensbrüder stehen, sondern "lediglich" mit Mönchskutten verkleidete Opernsänger im pinkfarbenen Lichtschein der ansonsten abgedunkelten Kirche.

Künstlerischer Leiter von "Gregorian Voices" ist Georgi Pandurov, Jahrgang 1954, der an der Musikakademie in Sofia studierte und danach im Opernhaus seiner Heimatstadt Plovdiv das erste Engagement fand. Seit 1984 ist er am Kölner Opernhaus zu Hause, mit dessen Ensemble er die ganze Welt bereiste.

Die Erfahrungen in mehreren bedeutenden Kosakenchören ließen die Liebe zur orthodoxen Musik bei Pandurov wachsen. Dieses musikalische Erbe einem breiten Publikum zu vermitteln, machte er sich zur Aufgabe. Seit drei Jahren ist er das Herz der Truppe. Georgi Pandurov geht es dabei um die frühe Tradition der Kirchenmusik mit den gregorianischen Chorälen des 9. bis 12. Jahrhunderts wie "Salve Regina" oder "Adoro Te Devote".

Lieder der Renaissance und des Barocks flicht der künstlerische Leiter in den musikalischen Strauß ein und eben Klassiker der Popmusik, die a cappella im Stil der mittelalterlichen Gregorianik dargeboten werden. Von Männern, die über phantastische Stimmen verfügen und es fertiggebracht haben, von Anfang Januar bis jetzt allabendlich aufzutreten, jeden Tag in einer neuen Stadt nach der Fahrt im Tourbus dahin - und dabei der grassierenden Grippewelle tapfer Paroli boten.

Von einem bisschen Halskratzen ließen sie sich jedenfalls nicht unterkriegen. Hut ab, dass die acht Herren dennoch so frisch und konzentriert am letzten Tag ihren Dienst taten und die Aegidienberger Konzertbesucher dabei hinreißend in die Welt der mittelalterlichen Klöster entführten - vor allem bei dem einstimmigen liturgischen Gesang in lateinischer Sprache.

Und die Frage war angebracht, wie das alles erst klingen würde in dem Gemäuer einer jahrhundertealten Kirche. Die meditative Wirkung aber stellte sich auch in der Friedenskirche ein, die künftig, so Sönke Grunwaldt, Kirchmeister der evangelischen Gemeinde, "Kulturkirche" sein soll mit zwei solch hochkarätigen Konzerten im Jahr. Mit "Ameno" von ERA und "Halleluja" von Leonard Cohen beendete "The Gregorian Voices" den Auftritt.

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