Rhöndorfer Weingut Pieper Grüner Veltliner am Drachenfels

RHÖNDORF · Der viel gescholtene Klimawandel mit seinen wärmeren Temperaturen kommt bei den Winzern im Siebengebirge gar nicht mal so schlecht an. Die Eisheilige "Kalte Sophie", die nach einer alten Bauernregel im Mai noch einmal mit kaltem Polarwind Bodenfrost bringen kann, bleibt häufig mild.

Gerodet ist die Fläche für den Anbau von Grünem Veltliner bereits. Am Donnerstag werden die Pflanzen eingesetzt.

Gerodet ist die Fläche für den Anbau von Grünem Veltliner bereits. Am Donnerstag werden die Pflanzen eingesetzt.

Foto: Frank Homann

Das ermöglicht dem Weingut Pieper in Rhöndorf beispielsweise den Anbau einer in diesen Breitengraden eher selten zu findenden Rebsorte. Auf einem rund 2600 Quadratmeter großen Stück Steilhang werden am kommenden Donnerstag Pflanzen von Grünem Veltliner eingesetzt.

Sie ersetzen die bisherige Sorte Ortega, die dort in den vergangenen 30 Jahren gestanden hatte. "Nach drei Jahrzehnten ist es Zeit, den Boden durchzuarbeiten und etwas Neues zu probieren", erklärte Bobbi Pieper vom Weingut dem General-Anzeiger.

Das Erdreich ist mittlerweile gerodet und zweimal durchpflügt worden. Beim sogenannten Rigolen geht der Pflug mit 60 Zentimetern besonders weit in die Tiefe, um die dortigen Mineralstoffe an die Oberfläche zu befördern. Die Mineralien aus der ersten Schicht haben die Reben über die Jahre weitgehend aufgenommen. Der Boden ist nun so präpariert, dass mit einem Sitzpflug nur noch die Gräben aufgemacht und die Reben mit einem Abstand von 1,20 Meter zueinander eingesetzt werden müssen.

Dass sich die Piepers für den Weißwein Grünen Veltliner entschieden haben, hat laut Bobbi Pieper mehrere Gründe: Die vor allem in Österreich beliebte Rebsorte gibt es zwar an einigen Stellen im angrenzenden Rheinland-Pfalz, aber in Nordrhein-Westfalen eben noch nicht; sie hat aber eine durchaus große Anhängerschaft unter den Weinliebhabern. "Insofern", sagte Bobbi Pieper, "bieten wir künftig schon etwas Besonderes an."

Zudem versprechen er und sein Sohn Felix Pieper sich vom Grünen Veltliner eine besondere Geschmacksnote, weil der kaliumreiche Vulkangesteinsboden eine leicht mineralische Note an die Trauben und später an die Säure im Wein weitergibt. Bis es soweit ist, dauert es aber noch einige Jahre. Im vierten oder fünften Jahr rechnen die Winzer mit vollem Ertrag. Bis dahin werden die Früchte früh geerntet, damit die Rebstöcke stabil gedeihen.

Insgesamt verfügt das Weingut über Steilhänge mit einer Bewirtschaftungsfläche von rund neun Hektar am Drachenfels. Ein halbes Hektar bester Lage hat es durch den Bau des Sicherheitszauns unterhalb des Siegfriedfelsens eingebüßt. Interesse hat Felix Pieper an einem Stück Land oberhalb des Ziepchensplatz am Ulanendenkmal, das in der Vergangenheit bereits als Weinberg genutzt wurde, und jetzt Teil einer Erbmasse geworden ist. Ob die Erben überhaupt verkaufen wollen und - wenn ja - zu welchem Preis, ist aber noch nicht klar.

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