Prunksitzung in Bad Honnef Halt Pol außer Rand und Band

Bad Honnef · Ritsch, ratsch, de Botz kapott. Nein, soweit kam es nicht wie in ihrem Marschlied. Auch wenn die Rot-Weißen Funken von 1823 aus Köln auf der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Halt Pol wibbelten, was das Zeug hielt. Sie präsentierten de Klabüs, sie drehten sich und waren beim Stippeföttche einfach unschlagbar. Und mittendrin: Bürgermeisterin Wally Feiden und Jörg Pütz. "Funken, marsch!"

 Tränen der Rührung gab es nur nach Mitternacht. Vorher wurde knapp fünf Stunden lang kräftig gefeiert.

Tränen der Rührung gab es nur nach Mitternacht. Vorher wurde knapp fünf Stunden lang kräftig gefeiert.

Foto: Frank Homann

Für Jörg Pütz ging ein Wunsch in rut-wieß in Erfüllung. "Ich wollte schon immer mal mit den Kölschen Funken tanzen", sagte der Präsident der KG Halt Pol nach seinem gekonnten Wibbel-Einsatz. Er fiel unter den Funken auch gar nicht auf in der Uniform seiner Gesellschaft. Bei Wally Feiden im Clownskostüm war das schon anders.

Ganz große Klasse: Tanzmariechen Tanja Wolters und ihr Offizier Pascal Solscheid sorgten mit akrobatischen Meisterstücken für Schnappatmung - aber beim Zuschauer. "Das war ein Anfang nach Maß", sagte Jörg Pütz nach dem 120-Mann-Funken-Auszug mit Wally Feiden mittendrin.

Selbst Halt Pol vermag sich noch zu übertreffen. Dafür sorgte über fünf Stunden lang ein fein abgestimmtes Programm mit einem gelungenen Spagat aus Musik und guter Rede. Köstlich Martin Schopps: "Ich bin Lehrer, verheiratet und Mitglied beim 1. FC Köln. Das Schicksal hat schwer zugeschlagen." Aber manchmal schaut er sich sein Hochzeitsvideo an. Rückwärts. Und wenn er dann so ganz allein die Kirche wieder verlässt...ein Glücksgefühl.

Mama mia! Ein Waterloo erlebten die American Dream vum Rhing jedenfalls nicht. "Halten Sie Ihre Damen zurück!", warnte Präsident Pütz, bevor die vereinseigene "Boygroup" die Bühne stürmte. Zu Abba-Liedern wirbelten die Halt-Pol-"Jungs" über die Bühne. Frauen kreischten, als die Herren dann zu "Euphoria" von Loreen tanzten oder gar selbst sangen. Cantz schön traurig aber war Guido Cantz: Er hatte den Dream-Boy-Auftritt von Jörg Pütz verpasst. Dann legte er los: Die Geräusche im Kölner Dom durch die U-Bahn sind von der Kirche bestellt.

"Bei Kardinal Meisner schlafen die Besucher der Messen immer ein. Die werden nun wachgerüttelt", meinte Halt Pols Mann für alle Fälle. Anschließend ging es in die Luft: Mit 15 bildhübschen Mädchen und ihren Offizieren vom Tanzkorps der KG Sr. Tollität Luftflotte. Atem-beraubend! Dafür schoss das Publikum Raketen hinterher. Außer Rand brachten auch de Klüngelköpp die Honnefer. Mit dem Tambourcorps des TV Eiche zog das Siebengebirgsprinzenpaar Martin I. und Gaby III. ein und eroberte die Herzen der Jecke im Sturm - wie schon bei der Mädchensitzung. Und die Prinzessin überreichte Präsident Pütz ein Bittgesuch. Im nächsten Jahr möchte sie mit den Honnefer Damen feiern.

Aber dann, nach Mitternacht: Et Klimpermännche, Thomas Cüpper mit Frack, Quetsch und Bibi, brachte es fertig, das Publikum mucksmäuschenstill zu legen. Er begeisterte als Krätzjessänger, gepaart mit leisem Mutterwitz im Stile der großen Interpreten wie Willi Ostermann. Da liefen bei einigen Tränen der Rührung. So wie bei Karnevalist Helmut Brethauer, der, als Willy Millowitsch verkleidet, andächtig "Ich bin ne kölsche Jung" mitsang. Drehung um 180 Grad: Mit Querbeat ging es in ein fulminantes Finale.

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