Löwenburg im Siebengebirge Hans Metternich leitete die Sanierung - jetzt geht er in Ruhestand

SIEBENGEBIRGE · Ein Mauerstück der Löwenburg packt Hans Metternich dann doch ein. Eines jener Stücke, die von den Bohrungen in den Wänden stammen. Es ist zylindrisch, der Stein ist grau, die Oberfläche glatt. Den Laien erinnert das Andenken weniger an das historische Gemäuer und seine dicken, rauen Steine. Aber für den 60-Jährigen steht dieses Stückchen Stein für zwei Jahre Projektleitung der Sanierungsarbeiten an der Löwenburg.

Metternich hat die Maßnahmen geplant und überwacht. Der Diplomingenieur arbeitet beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der für das Projekt "Notmaßnahme Löwenburgruine - Hangsicherung und Bauwerkstabilisierung" verantwortlich zeichnet. Eigentümerin des Bergfrieds ist die Bezirksregierung Köln. Die Arbeiten an der Hangsicherung sind abgeschlossen, nach den Sommerferien beginnen die Arbeiten an der Burg selbst.

Bisher kraxelte Metternich etwa einmal pro Woche den steilen Weg hinauf zur Ruine, um nach dem Rechten zu sehen. Das wird er von der kommenden Woche an immer noch tun, allerdings von seinem Garten in Oberwinter aus. Denn Metternich ist ab dem kommenden Montag nicht mehr der Projektleiter. Er geht in den Ruhestand. Seinen Job wird dann sein Kollege Manfred Fischer übernehmen. "Ich habe aber auch dann noch genug zu tun", betont Metternich. Und meint etwa sein Engagement im Heimatverein oder die Arbeit an seinem Fachwerkhaus von 1722. Da sei immer etwas zu tun.

Sagt es und steht schon an einer der Löwenburg-Mauern, ruckelt an einem Stein und streicht mit den Fingern über die Fugen. Prompt rieselt es. "Das Material ist total durchwurzelt und bröselig", kommentiert er dann den Zustand. "Das ist wie Erde." Wie zersetzt die Mauer ist, zeigte eine Maus eindrucksvoll. Als sie während einer Ortsbegehung die Experten an der Ruine entdeckte, verschwand sie in der Mauer in einem Loch und kam einige Meter weiter wieder heraus. "Das war für mich das schönste Beispiel, dass es in diesem Mauerwerk wirklich enorme Hohlräume gibt", sagt Metternich.

Die Ruine wird deshalb demnächst eine gewisse Zeit lang ein Korsett tragen müssen. Damit soll das Bauwerk zusammengehalten werden, wenn Zementleim in die Hohlräume gespritzt wird. Das soll in Zukunft vermeiden, dass erneut die Kombination Hohlräume, Wasser und Frost für gefährlichen Steinschlag vom alten Gemäuer sorgt.

In den Hohlräumen hatte sich bisher Regenwasser gesammelt. Sobald es im Winter fror, dehnte es sich aus und drückte so Steine aus den Mauern. Das Resultat war dann zum Beispiel sichtbar in dem Loch, das sich im April 2012 plötzlich auftat. Die Brocken hatten sich aus dem Bergfried gelöst und waren auf den Wanderweg unterhalb der Ruine geknallt - ein gefährlicher Zustand, gegen den etwas getan werden musste.

Der Wanderweg musste vorerst gesperrt werden. "Wir haben sogar einen Bauzaun aufgestellt und ihn auf der einen Seite im Felsen verdübelt", erinnert sich Metternich. Das hinderte die Touristen aber nicht daran, trotzdem hinaufzuwandern. Einer jener Zaunkletterer habe sich sogar schriftlich beschwert über die "schäbige Absperrung", an der man sich beim Drüberklettern verletzen könne. Eine Nachricht, über die Metternich bis heute schmunzeln kann. Oder auch über jenes ältere Pärchen, dass jeden Tag einen Spaziergang zur Löwenburg unternimmt und die Arbeiten genau beobachtet.

Dass sich noch viel tun wird, bezeugen ein Gerüst direkt am Bergfried und eben jene kreisrunden Löcher in den Steinen. Kernbohrungen gaben genaue Informationen über das Material und seinen tatsächlichen Zustand. Auf dieser Basis wurde erörtert, welche Maßnahmen zur Sicherung nötig sind. Ein solcher Bohrkern samt den vielen darin enthaltenen Informationen gehört nun Hans Metternich: Auch wenn das Stück optisch absolut nicht an die Löwenburg erinnert, für ihn steht es für all sein Engagement an der Ruine.

Langfristige Investition in die Sicherheit

Erst der Steinbruch an der Ruine im April 2012 zeigte, wie marode der komplette Bergfried der Löwenburg war. Zwar waren bis dahin immer wieder Fugen saniert und Steine ersetzt , aber der Zustand des Gesteins nicht ausreichend untersucht worden. Die jetzt umgesetzten und noch bevorstehenden Maßnahmen sind eine langfristige Investition. Die Kosten betragen für die Hangsicherung 250.000 Euro, die Stabilisierung des Bergfrieds wird voraussichtlich etwa 350.000 Euro kosten.

Nach den Sommerferien beginnen die Arbeiten an der Ruine selbst. Für Besucher soll die Löwenburg - bis auf den abgesperrten Baustellenbereich - auch während der Baumaßnahmen zugänglich bleiben. Die Arbeiten sind voraussichtlich zum Jahresende abgeschlossen.

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