Turnverein Eiche Hauptamtlicher Vorstand für Bad Honnefer Sportverein

BAD HONNEF · Die Delegierten des mit 2800 Aktiven größten Bad Honnefer Sportvereins haben die Weichen für die Zukunft gestellt. Weil die Aufgaben ehrenamtlich nicht mehr zu bewältigen waren, soll es nun ein hauptamtlicher Vorstand richten. Zur Seite steht im dabei ein ehrenamtliches Präsidium.

 Ziehen an einem Strang: Hauptamtliche Vorsitzende Marita Weinberg (Mitte am Spiegel), Vorstandskollegen und Präsidium.

Ziehen an einem Strang: Hauptamtliche Vorsitzende Marita Weinberg (Mitte am Spiegel), Vorstandskollegen und Präsidium.

Foto: Frank Homann

Der Turnverein Eiche hat aktuell fast 2800 aktive Mitglieder, der Haushalt hat ein Volumen von 1,2 Millionen Euro – Größenordnungen, die schon für sich genommen an die Dimensionen eines Unternehmens denken lassen, verbunden mit enormem Zeitaufwand und Verantwortung für den Vorstand. Die Mitglieder trugen dem jetzt Rechnung: In einer außerordentlichen Delegiertenversammlung segneten sie eine neue Satzung ab, nach der der Verein fortan keinen ehrenamtlichen, sondern einen hauptamtlichen Vorstand hat. Der Beschluss war einstimmig. Neue Vollzeit-Vorsitzende ist die bisherige Geschäftsführerin Marita Weinberg. Ihr zur Seite steht auch ein ehrenamtliches Präsidium als eine Art Aufsichtsrat; Sprecherin ist die bisherige Vorsitzende Marie-José Püllen

Gegründet vor 115 Jahren

Vor 115 Jahren wurde der Turnverein Eiche gegründet. Oft war er seiner Zeit voraus, baute beispielsweise den eigenen Bewegungskindergarten oder ein Fitnesszentrum auf. Jetzt startet der TVE also wiederum in ein neues Zeitalter. Nachdem Vorsitzende Püllen und ihr Vize Hermann-Josef Hinsenkamp nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung standen und sich kein ehrenamtlicher Kandidat fand, gab sich der Verein die neue Struktur. Weinberg, die als Geschäftsführerin seit drei Jahren bereits eine bezahlte Stelle beim TVE innehatte, übernimmt den Vorsitz. Zum Vorstand zählen außerdem Michael Solzbacher, bereits seit 1999 für die Finanzen zuständig, und Bruno Barbier, der besonders das Thema Jugend betreut. Die beiden erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Weinberg: „Der Ausfall der Spitze des Vereins war Anlass zu überlegen, wie wir den Verein künftig anders organisieren. Wir machen jetzt das, was irgendwann ohnehin gekommen wäre.“ Ein Präsidium wird ehrenamtlich als Aufsichtsrat tätig, bestellt die drei Mitglieder des Vorstandes, kontrolliert und unterstützt dessen Arbeit und entwickelt mit ihm Strategien. Weinberg: „Für die Kontinuität in der Arbeit des Vereins ist es ein Glücksfall und extrem wichtig, dass sich alle bisher handelnden Personen aus dem ehemaligen geschäftsführenden Vorstand entschlossen haben, für mindestens zwei Jahre ein Amt in der neuen Struktur des Vereins zu übernehmen. Damit ist der Übergang problemlos möglich und die Rahmenbedingungen können in enger Abstimmung gesetzt werden.“ Dazu zählen neben Püllen und Hinsenkamp auch Mechthild Berger, Vera Wattenbach und Robert Zug, Vize-Leiter der Handballabteilung.

20 Wochenstunden Ehrenamt für den Verein

Der 1902 von zwölf jungen Turnrecken gegründete TV Eiche zählte lediglich vier Vorsitzende in seiner Geschichte. 2003 übernahm Püllen nach fünf Jahren im Vorstand den Vorsitz von Franz-Josef Neuhoff, der 40 Jahre an der Spitze stand. Wie sehr das Ehrenamt sie einspannte, belegt eine Zahl. „Die Belastung hat zugenommen. Bei 20 Wochenstunden für den TV Eiche waren wir. Das schlaucht“, so Präsidiumssprecherin Püllen. „Jetzt wird der Aufwand geringer für uns, deshalb begleiten wir diese Phase auch als Präsidiumsmitglieder.“ Hinsenkamp, der zehn Jahre als stellvertretender Vorsitzender agierte: „Die Arbeit hat Spaß gemacht, aber es war sehr viel. Jetzt soll die Jugend nach vorn treten.“

Püllen ergänzte: „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Wir haben den Verein jetzt so aufgestellt, dass wir die nächsten zehn, zwanzig Jahre schaffen. Wir haben einen funktionierenden Vorstand von ehren- und hauptamtlichen Kräften.“ Wattenbach, auch bereits 20 Jahre im Vorstand: „Die Entscheidungswege werden kürzer. Wir haben so mehr Kontinuität. Das ist die Grundlage einer modernen Organisation.“

16 Abteilungen und 50 Sportangebote

900 der TVE-Mitglieder sind Jugendliche. In 16 Abteilungen werden 50 Sportangebote in der Woche geboten. 25 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt der Verein. 90 Übungsleiter und Helfer sind im Einsatz. Allein diese Zahlen lassen ahnen, warum ein ehrenamtlicher Vorsitzender nicht mehr zu finden war. Püllen: „Wir sind überzeugt, dass nur eine professionelle Führung, bei der das Ehrenamt durch Hauptamtlichkeit unterstützt wird, die gewachsenen Anforderungen bewältigen kann.“ Die ehrenamtlich geleiteten Abteilungen erhalten Unterstützung von der zentralen Geschäftsstelle und dem Vorstand des Gesamtvereins. Weinberg: „Dieser Mut zur Delegation, kombiniert mit einer systematischen Qualifizierung unserer hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter, wird auch zukünftig unsere Vereinsorganisation prägen.“ Bei der ersten Delegiertenversammlung in neuer Struktur dankte Weinberg Püllen, Hinsenkamp, Berger und Wattenbach mit Blumen. Und die scheidende Vorsitzende überreichte ihrer Nachfolgerin einen Strauß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort