Puppentheater in der Oberen Burg „Hier kommt Seine Mayonnaise, der König“

RHEINBREITBACH · Der Puppenspieler Gerd J. Pohl entzückt mit seinem Figurentheater Kinder und Erwachsene in der Oberen Burg.

 Gerd Pohl mit seinen Puppen vor der Oberen Burg in Rheinbreitbach.

Gerd Pohl mit seinen Puppen vor der Oberen Burg in Rheinbreitbach.

Foto: Horst-Dieter Küsters

Enormer Andrang herrschte jetzt vor der Oberen Burg von Rheinbreitbach. Vor allem ganz junge Besucher warteten ungeduldig auf Einlass. Der Grund: Gerd Pohl war mit seinen Handpuppen zum Förderkreis Obere Burg gekommen. Und das wenige Stunden vor seinem Edgar Allan Poe-Abend im Bonner Pantheon. „Meine Puppen stammen noch von dem bekannten deutschen Puppenbauer und -spieler Fritz-Herbert Bross und sie sind rund 20 Jahre älter als ich“, verriet der 45-jährige Stammgast der Oberen Burg. Die jungen Theatergäste mit ihren Eltern und Großeltern eroberten den Saal. Weingummi-Schnuller verkürzten die Zeit, bis die Kasper-Glocke endlich den Beginn des Stückes ankündigte.

Prinzessin Marzipan ist fort

Hatte Pohl im Vorjahr seinen „Kasper im Gespensterschloss“ übernachten lassen, so hatte er dieses Mal mit „Die Prinzessin ist futsch“ ein fast 90 Jahre altes Kasperspiel des legendären Puppenspielers Otto Schulz-Heising mitgebracht. Schulz-Heisings Enkel Jan hat für Pohl die Musik für dessen Inszenierung geschrieben. „Ihr müsst kräftig mitmachen. Der Kasper braucht Eure Hilfe, denn ohne die kann er seinen Kampf gegen das Böse nicht gewinnen“, motivierte Pohl die Kinder, mitzuspielen.

Noch vor dem Kasper erschien jedoch Wuschel, der treuherzige Hund, über dem roten Vorhang. Für ihn gab es eigentlich keine Rolle im Stück, bis er von seinem Herrchen zum Ansager des Königs befördert wurde. Und prompt erntete Wuschel den ersten Lacherfolg mit seiner Ankündigung: „Achtung! Hier kommt Seine Mayonnaise, der König!“ Der klagte den Kindern verzweifelt das Verschwinden seiner Tochter, der liebreizenden Prinzessin Marzipan. „Vielleicht weiß Professor Peppermint, wo sie steckt“, mutmaßte er.

Als dieser erschien, wussten die Kinder sofort: Wer so scheußlich aussieht und einen so spitzen Zaubererhut trägt, der ist ein Bösewicht. Und schon behauptete dieser nach einem Blick durch sein Fernrohr in den Himmel, die Sterne würden ihm erzählen, die Prinzessin sei tot. In Wirklichkeit hatte er Prinzessin Marzipan auf seine Schloss entführt, um sie zu zwingen, ihn zu heiraten, damit er selber König im Märchenland werden kann.

Da aber hatte er die Rechnung natürlich ohne die Kinder gemacht. Und ohne Kasper, dem seine jungen Freunde sofort alles verrieten. Schnell machte er sich auf durch den Hexenwald und hatte Glück, dass Räuber Pechdraht Hexe Schiefmaul gerade im Krankenhaus besuchte, nachdem die mit ihrem Besen gegen einen Baum geflogen war. So konnte Kasper zur Freude der Kinder aus dem Hexenhaus das Zauberbuch entwenden.

Inzwischen hatte der Zauberer die Prinzessin in den Keller verbannt, nicht ohne dass Pohl beim vorangegangen Dialog zur Gaudi der erwachsenen Zuschauer den schnellen Wechsel vom tiefsten Zauberer-Bass zum lieblichen Falsett-Stimmchen von Marzipan beklagt hatte. Dafür aber hatte er es auch in Kürze geschafft. Kasper befreite die Prinzessin aus dem Verlies, nachdem ihm seine jungen Helfer lautstark das Versteck verraten hatten. Und dann verwandelte er auch noch den Zauberer in einen schönen Blumenstrauß. „Den bring ich der Großmutter, nachdem ich mir im Schloss meine Belohnung, Erdbeerkuchen mit Schlagsahne, abholt habe“, verabschiedete er sich von den Kindern, von denen etliche mit leuchtenden Augen und hochroten Wangen den Heimweg antraten.

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