Bad Honneferin in Südafrika Hilfe für die Kinder von Potchefstroom

Bad Honnef/Johannesburg · Sich von der Familie zu verabschieden und in den Flieger zu steigen - klar, das sei schwer gefallen. "Dieses Abschiedsgefühl, das war schon schrecklich", sagt Teresa Tafel. Ein ganzes Jahr fort von zu Hause, "da ist man natürlich aufgeregt".

 Wellblechhütten prägen das Bild: Ausblick auf das Township, in dem die Freiwilligen gearbeitet haben.

Wellblechhütten prägen das Bild: Ausblick auf das Township, in dem die Freiwilligen gearbeitet haben.

Foto: Teresa Tafel

Teresa machte den Schritt, arbeitete zwölf Monate als Freiwillige in Südafrika. Und kehrte zurück mit Eindrücken, die sie nicht missen möchte. Und die sie nie vergessen wird. "Ich bereue keinen Tag. Es ist eine besondere Erfahrung, eine andere Kultur so zu erleben. Nur im Urlaub, da geht das nicht", erzählt die 20-Jährige.

Ermöglicht wurde ihr der Aufenthalt durch das Deutsch-Südafrikanische Jugendwerk (DSJW). In der Nähe von Johannesburg war Teresa im Rahmen des Programms "Weltwärts" für dessen örtliche Partnerorganisation "Mosaic" tätig. Die Idee, ins Ausland zu gehen, reifte während der Schulzeit. "Eigentlich wollte ich nur ein paar Monate", berichtet die Abiturientin des Siebengebirgsgymnasiums. Es kam anders. Denn: Das Weltwärts-Programm, das aus Bundesmitteln gefördert wird und für Teilnehmer kostenfrei ist, ist an einen Aufenthalt von mindestens einem Jahr gebunden.

Im August 2014, wenige Monate nach dem Abitur, hieß es Koffer packen. Teresas Ziel: Potchefstroom, eine 45.000-Einwohner-Stadt in der südafrikanischen Region Transvaal, etwa 120 Kilometer südwestlich von Johannesburg. Potchefstroom, berichtet Teresa, "ist sehr europäisch geprägt"; die Stadt gilt als die älteste europäische Siedlung im Gebiet von Transvaal. Als Sitz des Hauptcampus der North-West University zieht Potchefstroom viele junge Menschen an.

Aber es gibt auch diese andere Seite von Potchefstroom: Wellblechhütten und Armut, vor allem in der schwarzen Bevölkerung im Township. Der Not der Menschen etwas entgegen zu setzen, dafür arbeiten Akteure von Programmen wie jenem, an dem Teresa teilnahm. "Wir haben geholfen. Darauf kommt es an", zieht die 20-Jährige Bilanz.

Ein neues Heim für Waisen

Sie und andere Freiwillige waren in einer Einrichtung von "Mosaic" im Einsatz. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Waisen ein neues Heim zu geben. Dabei erhalten Familien, die mindestens zwei Waisen - Teresa: "Meist sind es Aids-Waisen. Aids ist dort eine der Haupt-Todesursachen." - aufnehmen, ein angemessenes Haus. Ein ordentliches, festes Dach, Strom- und Wasseranschluss, das alles ist keineswegs normal in den Townships. Für die "neuen" Familien der Waisen, nicht selten Verwandte, bedeutet das neue Heim auch ein neues Leben, auch die Hilfe bei der Jobsuche. Teresa: "Manche Männer helfen beim Bau der Häuser. Die Frauen stellen Dinge her, die verkauft werden." Hilfe zur Selbsthilfe.

Teresas Aufgabe war es, mit den Kindern Hausaufgaben zu machen sowie Ferienprogramme und Fahrten. "Wir hatten Verantwortung, sind mit den Kindern nach Johannesburg gefahren. Man hat uns ganz schön 'was zugetraut." Ob sie auch erwachsener geworden ist? "Schon, nicht nur, weil man auf sich alleine gestellt war ohne die eigene Familie", sagt sie. Keine Frage: Vor allem an Weihnachten habe sie schon Heimweh gehabt. Es wurde viel geskypt mit der Familie, "es gab ja immer viel zu erzählen". Ihre Eltern Ulrike und Klaus Tafel besuchten sie sogar - und sind so begeistert von Mosaic, dass sie nach Teresas Worten darüber nachdenken, von Deutschland aus zu helfen.

Bedrücken Armut und die Erfahrung, dass die Apartheid noch längst nicht überwunden ist? "Sicher. Manches versucht man auch auszuschalten", sagt Teresa. Die Erfahrung in Afrika mache den Blick weit für die Zusammenhänge in der Welt. In Erinnerung bleiben auch die Natur und Weite des Landes, von dem sie viel gesehen hat - natürlich auch "ihren" Tafelberg, erzählt Teresa. Mehr noch aber haben sie die Menschen beeindruckt, "ihre Offenheit und Lebensfreude. Ich wurde oft zum Essen eingeladen, obwohl die doch selbst nicht viel haben."

Geprägt hat sie die Zeit über das Jahr hinaus. Nicht zuletzt die Entscheidung, Lehrerin zu werden sei dort gereift. Und um ihren Hals baumelt eine Kette, daran Afrika als silberner Miniatur-Kontinent mit einem ausgestanzten Herz im Süden. "Ich würde es immer wieder tun", sagt Teresa.

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