Unterstützung für Senioren und Patienten Am Montag startet der Hilfstransport aus Bad Honnef in Richtung Ukraine

Bad Honnef · Innerhalb einer Woche haben Michael Schidelko von Interplast und die Ukrainerin Xenia Rak einen Hilfstransport für die Ukraine organisiert. An diesem Montag startet die rund 1.800 Kilometer lange Fahrt.

 Xenia Rak (28) startet an diesem Montag in Richtung ukrainische Grenze.

Xenia Rak (28) startet an diesem Montag in Richtung ukrainische Grenze.

Foto: Marco Rauch

Mehr als zwei Wochen sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine vergangen. Die humanitäre Lage im Land verschlechtert sich von Tag zu Tag. Die Hilfsbereitschaft der Menschen im Siebengebirge ist groß, auch der Bad Honnefer Arzt Michael Schidelko und die gebürtige Ukrainerin Xenia Rak haben beschlossen, Spenden zu sammeln und per Lieferwagen an die ukrainische Grenze zu bringen.

Schidelko, Sektionsleiter Siebengebirge der gemeinnützigen Organisation Interplast, startet am Montagmorgen von Bad Honnef aus gemeinsam mit Xenia Rak die mehr als 1.800 Kilometer lange Tour an die ukrainische Grenze. Die 28-Jährige lebt seit 22 Jahren in Deutschland, stammt gebürtig aus Kiew und wuchs in Chernivtsi im südlichen Westen der Ukraine nahe der Grenze zu Rumänien auf. Dort hat sie noch immer Freunde und Familie.

Kontakte zu Seniorenheim und Krebsklinik

„Über meine Großmutter halte ich Kontakt zu einem Seniorenheim und habe dort den Bedarf abgefragt“, erzählt sie. Zudem stehe sie über eine Freundin in der Stadt mit einer Krebsklinik in Verbindung. Die Transportmöglichkeit für die benötigten Hilfsgüter ergab sich über einen ehemaligen Schulkameraden, der bereits für Interplast tätig war, und den Kontakt zu Schidelko herstellte. Der Bad Honnefer Mediziner plante ebenfalls einen Transport in die Ukraine, suchte aber noch ein Ziel. „Wir haben den Bedarf mit dem Angebot verbunden“, erklärt Rak.

Seit rund einer Woche laufen die Planung und Organisation. „Ich habe die Sektionsleiter von Interplast, Nachbarn, Freunde und die Pfarrgemeinde kontaktiert“, berichtet Schidelko. „Wir von Interplast sammeln hauptsächlich medizinisches Material wie Desinfektionsmittel, Antibiotika, Schmerzmittel oder OP-Handschuhe. Aber auch Platten, Schrauben oder Schienen für Verwundete sind dabei“, so der 71-Jährige. Bedarf besteht laut Rak aber etwa auch an Windeln, Einlagen oder Decken.

Spenden werden am Grenzübergang übergeben

Am Grenzübergang Porubna-Siret werden die gesammelten Spenden an die Krebsklinik übergeben und von dort aus weiter verteilt. Zwar haben die Kriegsgefechte Chernivtsy noch nicht erreicht, dafür aber sind mittlerweile unzählige Geflüchtete aus betroffenen Städten eingetroffen, die dringend Hilfe benötigten. Rak: „Durch die steigende Zahl an Patienten und eine durch den Krieg zerstörte Infrastruktur kann der Bedarf nicht mehr eigenständig gedeckt werden.“

Zudem sind Seniorenheime, wie das von Xenia Raks Großmutter, auf Spenden angewiesen, denn viele Materialien seien in der Ukraine nicht mehr erhältlich. Der 28-Jährigen ist „wichtig, dass alles dort ankommt, wo es vorgesehen ist.“ Daher stehe sie im ständigen Kontakt mit Organisatorinnen in der Ukraine.

Notfalls wird im Auto übernachtet

Die Fahrt dorthin ist weit, mehr als 1800 Kilometer. Bisher wissen Rak und Schidelko noch nicht, wo sie übernachten werden. „Notfalls schlafen wir im Auto“, meint der Arzt. Angst vor Gefahren auf der Reise haben beide nicht. „Da wir die Grenze nicht überqueren, mache ich mir relativ wenig Sorgen um den Transport“, sagt die 28-Jährige.

Dennoch sei die aktuelle Lage für sie natürlich furchtbar. Lange habe sie nicht an einen Krieg geglaubt: „Erst Mitte Februar wurde der Krieg zum Gesprächsthema bei meinen Freunden und mir. Dann war er plötzlich da, dieser unlogische, irrationale und unnötige Krieg.“ Der Krieg sei „eine unumkehrbare Katastrophe, die das Land aus der langsamen Entwicklung zu einem demokratischen, innovativen und wirtschaftlich starken Staat extrem zurückwirft“.

Für ihre Freundin Ella Madey, die in Chernivtsy wohnt, sieht die Lage „nach Anarchie und einer humanitären Katastrophe aus. Es herrscht eine allgemeine Panik“, berichtet sie aus dem Kriegsgebiet. Das Alltagsleben habe sich verändert: „Eine Nacht im Keller verändert die Art, wie man über das Leben denkt. Deine Werte werden nie wieder dieselben sein.“

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