Jüdisches Leben in Bad Honnef „Hinter jeder dieser Haustüren verbirgt sich eine ganz besondere Geschichte“

Bad Honnef · Fotografien zeigen Orte in Bad Honnef, an denen einst jüdische Menschen wohnten und arbeiteten. Wo heute eine Tankstelle steht, stand etwa einst eine Synagoge. Die Foto-Ausstellung ist die zweite Ausstellung im Rahmen der Initiative „Erinnerung und Gegenwart jüdischen Lebens in Bad Honnef“.

 Fotografin Cornelia Danetzki dokumentiert mit ihren Bildern Orte jüdischen Lebens in Bad Honnef. Die neue Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef ist bis 13. November zu sehen.

Fotografin Cornelia Danetzki dokumentiert mit ihren Bildern Orte jüdischen Lebens in Bad Honnef. Die neue Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef ist bis 13. November zu sehen.

Foto: Frank Homann

Eine Spurensuche in Schwarz-Weiß: Nachdem die Initiatoren des Projekts „Erinnerung und Gegenwart jüdischen Lebens in Bad Honnef“ bereits im Sommer im Kunstraum eine Ausstellung mit Werken zweier jüdischer Künstlerinnen organisierten, zeigt nun im zweiten Schritt Kornelia Danetzki ihre Fotografien, die Orte in Bad Honnef zeigen, an denen einst jüdische Menschen wohnten und arbeiteten.

Bisher hätte sich die Erinnerungskultur auf das Gedenken zur Reichspogromnacht und auf eine Kranzniederlegung am Volkstrauertag auf dem Jüdischen Friedhof beschränkt, sagte Bürgermeister Otto Neuhoff (parteilos) bei der Ausstellungseröffnung. „Zum ersten Mal wird innerhalb unserer 1100-Jahr-Feier mit diesem Projekt ein größerer Ansatz verfolgt. Das ist ein Riesenschritt“, und er sei nötiger denn, so der Bürgermeister. Er sei dankbar für das Engagement der Familien Lingenthal und Cremer und ihrer Mitstreiter in der Initative. Rolf Cremers Onkel, Richard Vreden, habe einst den Gedenkstein an die jüdischen Mitbürger initiiert.

Viel über jüdisches Leben in Honnef unbekannt

Christiane Lingenthal nennt als Beweggründe, jüdisches Leben wieder sichtbarer zu machen, dass viele Menschen, auch ältere, wenig darüber wissen würden. Der Erinnerungsort an der Bad Honnefer Kirchstraße würde nicht genügend gewürdigt. Lingenthal präsentierte dem Publikum die Fotografien, die gewollt kontrastreich gehalten sind.

Fotografin Kornelia Danetzki, die mit Christiane Lingenthal die Häuser angesehen hatte, in denen die jüdischen Bewohner vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager gelebt hatten, nutzte Filter, um auch bei dunkelblauem Himmel diese Kontraste zu erzielen. „Das ist ja kein lustiges Thema“, so die international tätige Berufsfotografin.

Seit neun Jahren lebt sie in Bad Honnef. Und bei diesem Projekt erfuhr sie durch Christine Lingenthal, dass gleich um die Ecke ihrer eigenen Wohnadresse einst eine Synagoge stand – heute befindet sich dort eine Tankstelle. Dieses Gebäude hat sie ebenso abgebildet wie Häuser an verschiedenen Straßen; und darüber hinaus auch die davor in die Bürgersteige eingelassenen Stolpersteine.

Lingenthal sagte: „Hinter jeder dieser Haustüren verbirgt sich eine ganz besondere Geschichte von Menschen, die gedemütigt, verfolgt, deportiert und ermordet wurden vom NS-Terrorregime.“ Danetzki zeige mit ihren Fotos „sichtbare Spuren der ehemaligen Bewohner, die bewusst unsichtbar gemacht wurden“.

Ihre letzte Lebensphase ab 1941 wird fotografisch beleuchtet – vom eigenen Heim in das „Judensammelhaus“ an der Rommersdorfer Straße, weiter in das Lager Much und von dort in die Messehalle Deutz oder nach Beuel zur Massendeportation in Lager im Osten.

„Besonders bedrückend empfand ich den Gedenkstein in Much“, so Kornelia Danetzki, die auch den Erinnerungsstein auf der Helte fotografiert hat. Auch die Hebräische Bibel mit Silberdeckel, ein Geschenk von Nahum Goldmann an Konrad Adenauer anlässlich der Unterzeichnung des Luxemburger Abkommens 1952, die in der Ausstellung der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus zu sehen ist, habe beeindruckt.

Die im Kunstraum Bad Honnef Ausstellung wird künftig beispielsweise Schulen zur Verfügung stehen. „Wir wünschen, dass sich auch die nächste Generation mit der Vergangenheit auseinandersetzt.“ Stephanie Troscheit begleitete die Vernissage am Klavier musikalisch passend zum Thema.

Die Ausstellung ist im Kunstraum Bad Honnef, Rathausplatz 3, bis zum 13. November zu sehen, und zwar donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr.

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