Verregneten Sommer Hoch "Hein" kann Einbußen nicht wettmachen

BAD HONNEF · Das Wetter wird besser: In den kommenden Tagen soll Hoch "Hein" für Sonnenschein und sommerliche Temperaturen sorgen, sagen die Meteorologen. Für die Gastronomen in der Region ist das aber nur ein schwacher Trost: Ihnen hat das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die meisten Gastwirte haben weniger Umsatz gemacht als im Vorjahr.

"Dieses Jahr haben wir mit einer besonders unseligen Kombination aus schlechtem Wetter und einer allgemeinen Kaufzurückhaltung zu kämpfen", sagt Jürgen Schwalb, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Bad Honnef und Inhaber der Gaststätte "Altes Standesamt". Konkret beziffern möchte er die Umsatzrückgänge zwar nicht. "Aber es ist klar, dass das deutliche Auswirkungen hat." Ganz besonders bei den einheimischen Gästen mache sich bemerkbar, dass insgesamt sparsamer mit dem Geld umgegangen wird.

"Als Tourist geht man ''gezwungenermaßen'' aus, wenn man ohnehin schon unterwegs ist." Aber auch dann schauten die Gäste sehr auf den Preis. "Forciert wird das Ganze auch noch durch das Wetter." Von Hoch "Hein" erwartet Schwalb keine große Besserung der Situation: "Zumindest bei uns beschränkt sich die Außengastronomie auf die Abende. Und im August wird es abends auch bei schönem Wetter schnell zu kalt, um noch lange draußen zu sitzen. Das kann man für dieses Jahr abhaken."

"Das ist kein guter Sommer für Eisdielen", klagt auch Alessandro Chiappin, Inhaber des Eiscafés Alessandro in Rhöndorf: "Der Umsatz ist wirklich schlecht." Wenn die Leute in sein Café kommen, dann um Milchkaffee oder Cappucchino zu trinken. "Und anstelle von Eis werden Toast oder belegte Brötchen bestellt", sagt er. Wer auf die Leckereien in Waffeln und Bechern dennoch nicht verzichten möchte, der ordert laut Chiappin in diesem Jahr eher Milcheis als Fruchtsorten.

Um die finanziellen Verluste "auszubügeln", hofft der Eiscafé-Inhaber, dass sich das bessere Wetter doch noch etwas hält - und zwar nicht nur im August, sondern auch im September. "Ein paar schöne Tage können die Umsatzeinbußen nicht mehr auffangen", meint indes Manuela Bollig, Restaurantleiterin des Inselcafés auf Grafenwerth. Der sonst so beliebte Biergarten musste diesen Sommer an etlichen Tagen geschlossen bleiben, und auch sonst wurden erheblich weniger Besucher gezählt als im vergangenen Sommer.

"Die finanziellen Einbrüche sind deshalb erheblich", sagte Bollig auf Anfrage des General-Anzeigers. Hakan Ulug, Inhaber des Rheingarten, fasst das schlechte Wetter sogar in Zahlen: "In den letzten Sommern hatten wir zwischen Mai bis Ende September immer so 25 bis 35 Sonnentage, in diesem Jahr war bislang nur an zwölf Tagen Biergarten-Wetter."

Entsprechend machen die Umsatzeinbußen bei ihm bereits etwa 50 Prozent aus. Hinzu kommt, dass der Gastronom erst im Mai einen neuen Biergarten an der Rolandsecker Fähre eröffnet hat. Der heißt zu allem Überfluss "R(h)einfall" ("Weil es bei der Eröffnung an Rhein in Flammen schon so geregnet hat") und sei wegen des Wetters bislang auch ein solcher, sagt Ulug mit Galgenhumor. Er ist allerdings fest davon überzeugt, "dass wir dieses Jahr einen super September haben werden."

Viel Platz hatten abgehärtete Schwimmer in den vergangenen Wochen auch im Freibad auf der Insel Grafenwerth. "Dramatisch schlecht" sei die Situation im Vergleich zu den beiden Vorjahren, sagt Klaus Kemp, Geschäftsführer der zuständigen Freizeitbäder Grafenwerth GmbH: "Der Juli blieb weit hinter den Erwartungen zurück, und der August brachte bislang überhaupt gar keine nennenswerten Besucherzahlen."

Bislang wurden nur 35.000 Badegäste registriert, 2001 waren es aber insgesamt 81.000. "Das ist nicht mehr einzuholen, auch wenn es ab heute jeden Tag 30 Grad gibt", sagte Kemp dem GA.

Wenn Leute erst einmal in Urlaub gewesen seien, ziehe es sie nicht mehr so sehr ins Schwimmbad wie im Frühsommer: "Da muss dann schon richtig heißes Wetter sein. Hinzu kommt, dass die Nächte im August oft so kühl sind, dass die Liegewiese bis gegen Mittag feucht bleibt." Dennoch hofft Kemp auf eine anhaltende Wetterbesserung, nicht zuletzt wegen der Beach-Party am 24. August.

Bisher hatte das Freibad übrigens jeden Tag geöffnet: "Wir haben eine treue Kundschaft in den Morgenstunden. Zum Frühschwimmen kommen regelmäßig 20 bis 40 Leute." Wenn sich dies auch wirtschaftlich nicht rechne, "möchten wir diesen Service doch aufrecht erhalten". Des einen Leid, des anderen Freud: "Man kann fast sagen, wir freuen uns über jeden Tag, an dem es regnet", sagt Renate Dissmann vom Reisebüro Central. "Wegen des Wetters kommen viele, die spontan wegmöchten. Am liebsten mit dem Flugzeug in die Sonne."

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