Sommerakademie im Physikzentrum Bad Honnef Hochbegabte planen den perfekten Mord

SIEBENGEBIRGE · 75 Oberstufenschüler aus der Region tüftelten neun Tage lang an wissenschaftlichen Aufgaben, auch aus der Psychologie und Forensik. Die Akademie der Hochbegabten-Stiftung der Kreissparkasse Köln fand zum 24. Mal statt.

 Wissenschaft kann so spannend sein: Teilnehmer der Sommerakademie im Forensik-Labor.

Wissenschaft kann so spannend sein: Teilnehmer der Sommerakademie im Forensik-Labor.

Foto: Frank Homann

Kevin-Jérôme liegt tot auf dem Waldboden in Nähe eines Ameisennestes. Ludwig der Sechzehnte treibt als Seeleiche im Wassereimer – groteske Szenerien am helllichten Tag im Physikzentrum Bad Honnef. Doch keine Sorge: Dies war Teil eines forensischen Langzeitexperiments, dem sich bei der Sommerakademie der Hochbegabten-Stiftung der Kreissparkasse Köln zwölf Nachwuchsforscher der Biologie-AG widmeten.

Von Natur- und Sozialwissenschaften bis hin zu einem Sprachkursus für kreative Köpfe warteten sechs expertengeleitete Spezialkurse auf die 75 teilnehmenden Jugendlichen – teils im Physikzentrum, teils im Siebengebirgsgymnasium. Am Sonntag stellte der hochbegabte Nachwuchs in einer äußerst humorvollen Abschlusspräsentation Eltern und Freunden die Ergebnisse vor.

Stichwort: Leichen. Die inoffizielle Soko Kevin-Jérôme unter der Leitung von Biologin Regina Lützenkirchen wollte herausfinden, „wie Forensik in der Realität funktioniert“, so der Titel des neuntägigen Workshops, der sich unter anderem mit dem Sezieren, der Tatorterfassung und der Frage nach dem perfekten Mord befasste.

Zwecks Erforschung des Verwesungsprozesses nahmen die Jugendlichen sogar Unappetitliches in Kauf. Bei den untersuchten Toten handelte es sich um Ratten, die auf dem Gelände des Physikzentrums verscharrt und auf verschiedene Art präpariert wurden. Jede bekam einen Spitznamen, „denn“, so entschuldigten sich die Biologen augenzwinkernd bei ihren Mitstreitern, die hin und wieder unter unvermeidbaren Gerüchen gelitten hatten, „wir sind ja keine Unmenschen“.

Selbstversuch im Video festgehalten

Weniger eklig, dafür umso amüsanter war die Versuchsreihe der AG von Miriam Meyer, die sich mit Verkehrspsychologie befasste. Getestet wurde das Phänomen der Veränderungsblindheit, also der Nichtwahrnehmung von eigentlich frappierenden visuellen Unterschieden – was im Straßenverkehr schnell in einen Unfall münden kann. „Niemand denkt, dass ihm das selbst passieren könnte“, meinten die Forscher und bewiesen das Gegenteil mit einem Selbstversuch, dessen Ergebnis sie auf Video festhielten.

20 nichtsahnende Probanden lockten die Tester an ihren „Umfragestand“ in der Innenstadt – und siehe da: Während die Teilnehmer mit dem Ausfüllen eines Fragebogens beschäftigt waren, tauschte die Fragestellerin den Platz mit einer anderen AG-Forscherin, die sich bislang unter dem abgedeckten Tisch versteckt gehalten hatte. Obwohl auf einmal eine gänzlich andere Person vor ihnen stand, bemerkten lediglich drei von 20 Probanden überhaupt eine Veränderung.

Seit 1999, dem Jahr nach der Gründung der Hochbegabten-Stiftung, wird die Sommerakademie bereits regelmäßig ausgetragen; insgesamt 1562 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren haben seitdem jeweils in den ersten Ferienwochen geforscht, getüftelt und dabei ihre Freude an der Wissenschaft vertieft. In diesem Jahr wurden die Teilnehmer, allesamt Oberstufenschüler der Gymnasien und Gesamtschulen aus allen vier Landkreisen des Kölner Umlandes, an neun Tagen à acht Schulstunden in Kleingruppen unterrichtet. Nächtliche Arbeitskreise und etliche Liter Kaffee gegen das Schlafdefizit inbegriffen.

Im Begleitprogramm wurden den Nachwuchsforschern zudem Expertenvorträge geboten, darunter etwa vom Kriminologen Christian Pfeiffer und von Verena Bentele, Behindertenbeauftragte der Bundesregierung.

Das Fazit der Teilnehmer

Einhelliges Fazit aller Beteiligten: Eine ebenso geniale wie anstrengende Woche mit etlichen neuen Erkenntnissen, vielen gefangenen Pokémon und einigen versäumten Schlafstunden. Und wenn die gemeinsame WhatsApp-Gruppe, die auch nachts kaum zur Ruhe kommen wollte, weiterhin Bestand hat, dürfte in Zukunft auch die ein oder andere frisch geknüpfte Freundschaft vertieft werden.

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