Stimmen zur Fusion der Spardaka „Ich bin sehr enttäuscht von dir“

Aegidienberg · „Heinz-Peter Witt, ich bin sehr enttäuscht von dir“. Mit dieser Meinung stand Franz-Josef Scharfenstein bei der Generalversammlung weitgehend alleine da. Die meisten Mitglieder der Spardaka hatte Witt, der seit 39 Jahren in Aegidienberg beschäftigt ist und bereits vor 34 Jahren als 26-Jähriger Vorstandssprecher wurde, mit seinen Argumenten überzeugt.

 Nach der Stimmabgabe: Jochen Zien, Karin Wiedemann und Alfred Pera (v.l.) beim Auszählen.

Nach der Stimmabgabe: Jochen Zien, Karin Wiedemann und Alfred Pera (v.l.) beim Auszählen.

Foto: Frank Homann

„Ich bin erschüttert über die Untergangsstimmung, die ich heute wahrgenommen habe. Warum sollen wir fusionieren, wenn wir die erfolgreichste Bank von Deutschland sind“, meinte Scharfenstein, der nach eigenen Worten schon einmal eine geplante Fusion der Bank verhinderte. „Was für Köln der Dom ist, sollte für Aegidienberg die Spardaka sein“, so Scharfenstein.

Mitglied Karl-Heinz Merten äußerte die feste Überzeugung, dass das Untergangsszenario nicht stimme und auf dem Markt genügend qualifiziertes Personal vorhanden sei. Auch würde der größte Teil der Mitarbeiter künftig auf Reisen gehen müssen. „Auch die Bilanz spricht eindeutig gegen eine Verschmelzung“, meinte er.

Altbürgermeisterin Wally Feiden wies auf die schwere Entscheidung hin, die die Mitglieder zu treffen hätten. Vorstand und Aufsichtsrat hätten aus sachlichen Zwängen heraus diese Fusion vorschlagen müssen. Der Widerspruch zwischen Herz und Kopf sei auch in Witts Rede deutlich geworden. „Seien wir froh, dass eine sachliche Lösung gefunden ist, die uns sichert, dass die Bank zehn Jahre in Aegidienberg bleibt“, sagte Feiden. Die heimische kuschelige Bank gäbe es dann zwar nicht mehr, aber in der Vergangenheit habe man ja bereits viele Erfahrungen mit größeren Einheiten gemacht. „Aegidienberg war ja auch mal selbstständig. Das hat damals auch weh getan“, sagte sie. Das Herz täte ihr auch heute wieder weh, dennoch werde sie für die Fusion stimmen.

Auch Jochen Zien, Leiter der Anlageberatung bei der Spardaka, appellierte an die Mitglieder und gab einen Einblick in sein Seelenleben. „Wir Mitarbeiter haben hier immer mit einem gewissen Stolz gearbeitet. Wir waren geschockt, wütend und teilweise auch sehr traurig, als wir von der Fusion hörten“, berichtete er. Gleichzeitig sehe er jedoch auch, dass er durch die vielen regulatorischen Aufgaben nur noch 30 Prozent seiner Arbeitszeit den Kunden widmen könne. Jahrelang habe man auch vergeblich einen dritten Anlageberater gesucht. „Bei einer kleinen Bank bewirbt sich einfach keiner mehr“, so Zien. Aus diesen Gründen stünden inzwischen alle Mitarbeiter geschlossen und aus freien Stücken hinter der Fusion.

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