VVS-Chef Hans Peter Lindlar "Ich empfehle, nicht zu zahlen"

BAD HONNEF · Die Finanzierung der Steinschlagschutzzäune in den Rhöndorfer Weinbergen droht am Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) zu scheitern. Nachdem Land, Kreis, Stadt Bad Honnef und NRW-Stiftung ihre finanzielle Beteiligung an der Rettungsaktion für den Weinanbau bereits zugesagt haben, stehen die Entscheidungen in Königswinter und beim VVS noch aus. VVS-Vorsitzenden Hans Peter Lindlar äußert sich dazu im GA-Interview.

Herr Lindlar, der VVS soll 25 Prozent der Kosten, bis zu 500.000 Euro, übernehmen. Was werden Sie den Mitgliedern bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am kommenden Donnerstag raten?
Hans Peter Lindlar: Ich persönlich werde den Mitgliedern empfehlen, nicht zu zahlen und eine mögliche gerichtliche Auseinandersetzung abzuwarten. Das habe ich auch schon zum Abschluss der Veranstaltung am Mittwoch in Düsseldorf gesagt. Der Staat will hier einen Privaten dazu verdonnern, bei einer im allgemeinen Interesse liegenden Sanierung eine halbe Million Euro zu zahlen. Das ist ein ganz außergewöhnlicher Vorgang. Es ist meine feste Überzeugung, dass das nicht richtig ist.

Ist das bisher Ihre exklusive Meinung?
Lindlar: Ich habe mit einigen im Vorstand darüber gesprochen, die keine andere Meinung haben als ich.

Die Beteiligung an den Kosten würde ja keinen Armen treffen. Angeblich soll der VVS reichlich Geld auf einem Festgeldkonto haben...Lindlar: Wir haben hohe Pensionsrückstellungen für frühere fest angestellte Mitarbeiter. Außerdem müssen wir unser Gebäude in Schuss bringen. Wir müssten in jedem Fall Flächen verkaufen.

Wie viele wären das, um die 500.000 Euro aufzubringen?
Lindlar: Je nach Wertigkeit wären es zwischen 35 und 45 Hektar. Zudem hätten wir eine jährliche Ertragsminderung aus den Flächen, die wir an den Landesbetrieb Wald und Holz verkaufen müssten.

Vertrauen Sie dem von der Stadt Bad Honnef in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten aus dem Jahr 2011, das keine Verantwortung beim Verschönerungsverein sieht?
Lindlar: Ja. Danach ist der VVS nicht als "Störer" anzusehen und derjenige selber schuld, der in einen Gefahrenbereich hineinbaut. Dem liegen Urteile des Bundesgerichtshofs von 1985 und des Reichsgerichts von 1931 zu Grunde. Dahinter steht eine ausgereifte Meinungsfindung. Dabei sind die Winzer genauso gekniffen wie wir. Das Land hat bei der Flurbereinigung schließlich bis an den Siegfriedfelsen herangebaut. Da sehe ich das Land ganz klar in der Verantwortung. Für mich ist das auch ein Präzedenzfall.

Inwiefern?
Lindlar: Es ist nicht auszuschließen, dass sich auch anderswo Gestein löst. Und wenn man einmal einen Sympathiebeweis erbracht hat, wird jeder Richter sagen, ihr habt das doch damals anerkannt.

Der Weinanbau wird aber nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu retten sein. Sehen Sie da keine moralische Verantwortung des Vereins?
Lindlar: Die Mitmenschlichkeit ist natürlich ein wesentlicher Punkt, der gegen diese Haltung spricht. Das Thema betrifft das Zusammenleben im Siebengebirge.

Welches Votum erwarten Sie bei der Mitgliederversammlung?
Lindlar: Das ist völlig offen. ich kann die Befindlichkeiten der Mitglieder überhaupt nicht einschätzen.

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