Ausbildungsbörse in Bad Honnef Immer mehr Betriebe suchen händeringend Auszubildende

Bad Honnef · Für Unternehmen wird es immer schwieriger, Auszubildende zu finden. Bei der Ausbildungsbörse im Bad Honnefer Kursaal suchten 40 Betriebe den Kontakt zu ihren potenziellen Azubis.

 Kontakte sind das A und O: Bei der Ausbildungsbörse im Kursaal Bad Honnef stehen Gespräche zwischen Ausbildern und potenziellen Auszubildenden im Mittelpunkt.

Kontakte sind das A und O: Bei der Ausbildungsbörse im Kursaal Bad Honnef stehen Gespräche zwischen Ausbildern und potenziellen Auszubildenden im Mittelpunkt.

Foto: Frank Homann

Über 500 Schüler aus sieben Schulen trafen im Kursaal auf fast 40 Betriebe: Bei der Ausbildungsbörse konnten sich die Jugendlichen einen Überblick über viele Berufe verschaffen. Gerade Handwerksbetriebe, Pflegeeinrichtungen oder die Gastronomie klagen über Nachwuchsprobleme. Und auch einige der Unternehmen, die sich bei dieser von Stadt und Stadtjugendring organisierten Veranstaltung präsentierten, wissen ein Lied davon zu singen.

„Wir tun uns schwer, Bewerber zu finden“, sagte Nadine Dams vom Maritim Hotel Königswinter, „vor Corona war das leichter.“ Offensichtlich würden die Leute mehr auf „Work-Life-Balance“ achten. Aber: „In unserem Bereich wird sonntags und feiertags gearbeitet. Besonders bei den Köchen brennt es.“ Da gebe es zwar viele Bewerber, aber die müssten auch auf Deutsch kommunizieren können. „Wir unterstützen da gerne.“ So würde es denen ermöglicht, Fachkraft für Küche zu werden, in der Berufsschule gibt es dafür eine Extraklasse. „Aktuell haben wir acht Azubis.“ Mit 1000 Euro wird im ersten Lehrjahr gestartet. Alessia (17) und Janet (16) aus Bad Honnef treten am Montag ein Praktikum an. „Wir möchten die Arbeit im Hotel kennenlernen.“

Mit „Rotbäckchen“ sind viele aufgewachsen. Am Stand von Rabenhorst aus Unkel informierten Felix Wolf und Tatjana Pizir, welche Ausbildungsberufe es bei ihnen gibt. „Wir bilden seit Jahrzehnten nach Bedarf aus und bieten große Übernahmechancen. Wir haben in diesem Jahr die Mechatroniker-Ausbildung nicht besetzen können. Beim Fruchtsafttechniker haben wir immer mal wieder Leerlauf.“

Corona hat die Situation verschärft

Auch Petra Wiemer, kaufmännische Ausbilderin bei Mepa in Rheinbreitbach, betont: „Es wird seit Corona immer schwieriger, Auszubildende zu finden. Andere rätseln auch, woran das liegt. Diesem Phänomen müsste mal auf den Grund gegangen werden.“ Aktuell sind alle sechs Lehrstellen im kaufmännischen und gewerblichen Bereich belegt. „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen, wir nehmen unsere Azubis richtig mit in die Arbeit rein. Es gibt Firmen, die locken Auszubildende mit einem Tablet oder einem kleinen Firmen-Pkw. Aber das kann doch nicht die Motivation für eine Ausbildung sein, sondern das muss doch Leidenschaft sein.“

Für Cedric Clement steht fest, dass er Physiotherapeut oder Polizist werden will. Salko Osmancevic meinte: „Ich möchte zur Bundespolizei.“ In diesem Fall konnten sie direkt Kontakt aufnehmen. Sowohl Bundes- als auch Landespolizei NRW waren vertreten. Polizeihauptkommissar Sascha Fürle, in der Personalvertretung in Ramersdorf und vorher 25 Jahre im Streifendienst tätig, meinte: „Genügend geeignete Leute zu finden, das ist schwierig. Wir haben viele Bewerber. 30 bis 40 Prozent von ihnen können wir aufnehmen.“ Über Infostunden an Schulen, Sprechstunden und die Vorbereitung auf das Auswahlverfahren werden junge Leute gesucht und unterstützt.

Senioren- und Pflegeeinrichtungen finden kaum Nachwuchs

Menschen helfen - darum geht es auch in Krankenhäusern und Altenheimen. Für die Generalistische Pflegeausbildung warben die Ausbilderinnen Anne Steinrötter, Sabine Scherner und Stefanie Heinrich-Gröbner von der GFO, zu dem das Cura-Krankenhaus in Honnef und drei Altenheime im Siebengebirge zählen. „Es ist sehr schwer, Azubis zu finden. Den Pflegeberufen geht der Ruf voraus, die Bezahlung sei schlecht. Das stimmt nicht. Ein Azubi steigt mit 1140 Euro ein.“

Auch bei der Kreissparkasse Köln geht es mit 1118 Euro los. „Wir sind gut aufgestellt, haben aber weniger Anwärter im Vergleich zu früher“, meinte Celine Behr, die Azubi Linus Schmidt gleich mitgebracht hatte. „Ich habe diese Berufswahl nie bereut.“

Praktikum weckt Interesse an der Ausbildung

So ergeht es auch Azubi Yahya Türker bei Edeka Klein, der Susi Stopperich und Ausbilderin Andrea Schertler begleitete. „Einzelhändler ist ein schöner Beruf.“ Schertler: „Wir übernehmen unsere Azubis auch mindestens für ein Jahr, so haben sie keinen Bewerbungsstress während der Prüfungen.“

Auch Personalreferent Martin Hinz vom Autohaus Thomas wurde von Lehrlingen begleitet – Kira Stringer, angehende Kauffrau, und Kai Langguth. Der Kfz-Mechatroniker hatte eigentlich nichts am Hut mit Autos – ein Praktikum entfachte die PS-Leidenschaft. Hinz: „Es wird schwieriger, Auszubildende zu finden. Wir schicken unsere Azubis als Botschafter in Schulen.“

Auch die Stadtverwaltung präsentierte ihr Angebot. Und verwundert stellten Jugendliche fest, dass sie sogar bei der Stadtjugendring gGmbH eine Lehre antreten können. „Als Erzieher oder Kinderpfleger“, so Geschäftsführerin Silke Kornstädt. Das und mehr findet sich auch im begleitenden Ausbildungsatlas.

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