Gaststätte "Am Ziepchen" in Rhöndorf In der Traditionsgaststätte gehen die Lichter aus

Rhöndorf · In der Rhöndorfer Traditionsgaststätte „Ziepchen“ gehen die Lichter aus. Resi und Helmut Brethauer, Wirtsleute seit mehr als 25 Jahren, gehen in den Ruhestand.

Es sei ein „herber Verlust“, sagt Bürger- und Ortsvereinsvorsitzender Alfred Höhler. Eine „logische Konsequenz“ ist es für Resi Brethauer, Wirtin der Traditionsgaststätte „Am Ziepchen“ in Rhöndorf. Beide Aussagen beziehen sich auf eine Entscheidung, die vor allem die Vereine im Ort hart treffen dürfte: Im „Ziepchen“ gehen die Lichter aus.

Resi und Helmut Brethauer, Wirtsleute seit mehr als 25 Jahren, gehen in den Ruhestand. Zeitgleich endet Ende 2016 die mehr als 100-jährige Geschichte des „Ziepchen“ als Gastwirtschaft. Das bestätigte gestern die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) als Eigentümerin des Hauses.

Seit 1990 betreiben Marie-Therese „Resi“ Brethauer und ihr Mann Helmut das Gasthaus mit 75 Plätzen plus Außengastronomie. „Und wir haben es immer mit Herzblut getan“, so die Wirtin gestern zum GA. Entsprechend sei die Entscheidung für den Abschied nicht leicht gefallen. Gerüchten, es gebe einen Zwist mit der KLJB, tritt sie entschieden entgegen: „Da gibt es keinerlei Unstimmigkeiten.“

Tatsache sei, dass sie seit geraumer Zeit darüber nachdenke, aufzuhören. Sie werde kommendes Jahr 70, ihr Mann sei 73 Jahre alt. „Da ist es eine logische und auch vernünftige Entscheidung, aufzuhören. Man will ja nicht irgendwann hinter der Theke umkippen.“ Mit der KLJB sei man dazu immer im Gespräch gewesen. Seit „mehr als zwei Jahren“ gebe es „intensive Gespräche in wertschätzender Atmosphäre“, teilte die Katholische Landjugendbewegung mit.

Bundesgeschäftsführer Artur Jez: „Die KLJB war als Eigentümerin in Sachen Gaststätte immer kompromissbereit. So hat der Verband schon vor einigen Jahren einer Reduzierung der Pacht zugestimmt, um den Pächtern einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb zu ermöglichen.“ Aber die KLJB macht dennoch klar: Man sei auch „dem Wunsch der Pächter nachgekommen, die Gaststätte nicht bereits zum Ende vergangenen Jahres zu schließen, was für die KLJB aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten geboten gewesen wäre.“ Weiter heißt es: „Gerne hätte die KLJB den Gaststättenbetrieb auch nach dem altersbedingten Ausscheiden der aktuellen Pächter aufrechterhalten.“

Problem: Dazu bräuchte es „Investitionen zur Instandsetzung der Räumlichkeiten und des Inventars in sechsstelliger Höhe“ – Geld, das die KLJB „als gemeinnütziger Verein nicht hat“ und dessen Verwendung nicht dem Vereinszweck des Jugendverbandes entspreche. Zuschüsse könnten für die Sanierung des Gasthauses nicht akquiriert werden.

Alles in allem eine Gemengelage, bei der auch Resi Brethauer um Verständnis für alle Beteiligten wirbt. „Die KLJB hat sich immer sehr bemüht, auch hin- und hergerechnet.“ An nötigen Investitionen, auch durch gestiegene Auflagen für Gastronomiebetriebe, und damit der Frage der Wirtschaftlichkeit würde man allerdings nicht vorbeikommen.

Resi Brethauer versteht, dass die Nachricht vom baldigen Aus des „Ziepchen“ im Ort Sorgen auslöst. „Das ist ein Schlag ins Kontor, für die Vereine ist es schon eine Katastrophe, wenn dieser Treffpunkt wegfällt“, stellt der Bürger- und Ortsvereinschef Höhler fest. Zwar sei ein Rückzug des Wirtsehepaares absehbar gewesen, doch man hoffe auf eine Nachfolge.

Dieser Hoffnung erteilt die KLJB allerdings eine Absage, wenn auch über die zukünftige Verwendung des Gebäudes noch nicht entschieden sei, wie es gestern hieß. Klarheit werde es erst nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten der benachbarten KLJB-Bundesstelle geben. Die Hauptstelle der KLJB mit bundesweit 70.000 Mitgliedern wird zurzeit saniert. Etwa 600.000 Euro werden in die Standortsicherung investiert, aus Eigenmitteln und mit Förderungen wie vom Erzbistum und der Bischofskonferenz.

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