Prunksitzung der Großen Selhofer KG In der „Weltstadt mit Herz“ bebt die Halle

SELHOF · Wie soll das erst 2027 werden, wenn die Große Selhofer Karnevalsgesellschaft 100 wird? Die Prunksitzung zum 90-jährigen Bestehen der Blau-Weißen war schon nicht zu toppen. Fünf Stunden lang ging die Post ab.

 Klatschmarsch fürs Tanzcorps: Zu den vielen Höhepunkten des Abends zählte der Auftritt von Rot-Weiß Etscheid.

Klatschmarsch fürs Tanzcorps: Zu den vielen Höhepunkten des Abends zählte der Auftritt von Rot-Weiß Etscheid.

Foto: Frank Homann

Die KG um Präsident Stefan Meyer zündete ein Nonstop-Feuerwerk über fünf Stunden, und im rappelvollen Saal der Gaststätte Kaiser herrschte permanenter Raketenalarm. Naja, Selef ist eben die „Weltstadt mit Herz“, wie der Hastenraths Will in dieser „Karnevalshochburg am Rhein“ feststellte.

Der „Touristiker“ hatte vor seiner Anreise zur Jubiläumssitzung die Geschichte Selhofs studiert, dieses „funkelnden Juwels zwischen Königswinter und Rheinbreitbach“. Und er verkündete: „Selhof ist ein historischer Ort.“ Das Büttenas stellte archäologische Kenntnis unter Beweis: „Bei Ausgrabungen ist auch dieser Saal entdeckt worden, hier atmet man Geschichte.“ Schnappatmung bei seinen Zuhörern. Das Publikum lag flach vor Lachen, um sich dann aber wieder aufzurappeln und den Will zu feiern. Der unterstrich: „Was wäre Bad Honnef ohne die Große Selhofer Karnevalsgesellschaft?!“

Und was wäre diese KG ohne ihre drei fantastischen Tanzcorps? Das ging ja schon gut los mit der süßen Rasselbande, die nach dem fetzigen Einzug des Elferrats mit dem Tambourcorps „Frei weg“ antrat. Dank der feinen Musikwahl waren die Besucher von Minute eins an im Klatschmodus. Zu Liedern wie „Ich han dä Millowitsch jesinn“ hatte Trainerin Nadine Batzella mit ihren Co’s Karolina Ewers und Angelika Mastallerz eine feine Choreografie hinbekommen. 50 Pänz tanzten das Publikum schier schwindelig. Die Stars zwischen all den Mädels: die drei Offiziere Alexis Batzella, Lasse Bös und Domenik Chudy. Später das Tanzcorps Blau-Weiß. Die 26 Aktiven begeisterten mit varietéreifen Schrittfolgen und als perfekte Pyramidenbauer – hoch hinauf, bis zu einer Handbreit unter der Saaldecke.

Beichtvater Otto feierte mit

Hierbei waren besonders die Tanzoffiziere mit ihren Partnerinnen gefragt: Oliver Kendzia mit Denise Renner, Marius Quadflieg mit Nora Knickenberg, Domenik Kraut mit Farina Klein und Alex Foppen mit Laura Hoffmeister. Die Trainerinnen Denise Renner und Bianca Heck hatten im Jubiläumsjahr ganze Arbeit geleistet. Und dann die Oldstars der KG, von ihren Trainerinnen Petra Brethauer und Andrea Steinbach-Jungheim in Superform gebracht. Meinte Präsident Meyer: „Der Bürgermeister überlegt sich, ob er nächstes Jahr als Major mittanzt.“ Diesmal hatte Otto Neuhoff aber anderes zu tun: Mit einem Pileolus auf dem Scheitel und in einem Talar mit dem Schriftzug „Mobile Beichte“ war er der Mann für dringende Sündenbekenntnisse. Beichtvater Otto.

Und tatsächlich, ein bisschen sündig ging es schon zu, als die „Kieselsteine“, die Damen vom „Moulin Rouge op Selef“, die Bühne enterten – die roten Strumpfbänder und Buxen blitzten, als die Cancan-Stars übers Parkett wirbelten und Rad schlugen. Ihren Auftritt widmeten die feschen „Pariserinnen“ dem Selhofer Original 2017: Heinz Olbermann, der mit Vater Josef den Jubiläums-Orden ziert. Perfektes Timing: Stefan Meyer konnte ihm auch zum Geburtstag gratulieren.

Da kam die Wohlfühl-Animation von „Bolle“ und seinen beiden Pänz gerade recht. „Arme nach oben“, dirigierten die drei das Publikum. Will Bolle mit Gattin zur Kreuzfahrt aufbrechen. „Getrennte Betten oder getrennte Kabinen?“ – „Getrennte Schiffe!“ Köstlich auch „Dä Knubbelisch vom Klingelpütz“, Ralf Knoblich, der seinen Beruf auch als „Delikt-Designer“ bezeichnete und mit „Spezialisten für rhythmische Eigentumsverschiebung“ zu tun hat. Da kennt er sich aus – er ist tatsächlich Beamter in Ossendorf. Zugabe-Rufe! „Köbes“ Olli Materlik rümpfte die Nase über alkoholfreies Bier. „Das hat schon seine Entziehungskur gemacht.“

Und Comedian Marcus Krebs berichtete: „Ich wurde aus dem Töpferkursus geschmissen – ich hatte mich im Topf vergriffen.“ Noch ein tolles Corps begeisterte die Selhofer: Die Tanzgarde Rot-Weiß Etscheid, Deutsche Meister, Vize-Europameister, trat zur Flugschau an. „Eine Super-Truppe“, lobte der Präsident. Und dann kam die „schönste Boygroup der Welt“, die „Big Maggas“. Mit einer echten Puch Maxi knatterte Frontmann Roy „Rakete“ Ostermann auf die Bühne. Die vier Hamburger Jungs ließen die Selhofer Mädels kreischen und mitsingen. Roy Rakete: „Ihr seid super!“ Die Hütte brannte. Mit den „Botzedresse“ ging’s ins fulminante Finale. Selhof, die Weltstadt mit Herz, bebte.

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