Streit um „Sommer Open Air“ Befürworter der Konzerte auf Grafenwerth kritisieren BUND

Bad Honnef · Anfang der Woche will der Rhein-Sieg-Kreis entscheiden, ob die Konzerte beim „Sommer Open Air“ auf der Insel Grafenwerth zugelassen werden können oder nicht. Nun melden sich Befürworter der Konzerte und kritisieren den BUND für sein Vorgehen.

 Bei gutem Wetter ist die Insel Grafenwerth ein Anziehungspunkt für Besucher. Die Frage, ob Konzerte auf der Insel zugelassen werden können oder nicht, sorgt derzeit für Diskussionen.

Bei gutem Wetter ist die Insel Grafenwerth ein Anziehungspunkt für Besucher. Die Frage, ob Konzerte auf der Insel zugelassen werden können oder nicht, sorgt derzeit für Diskussionen.

Foto: Frank Homann

Im Disput um die Konzerte auf der Insel Grafenwerth melden sich Jonathan Grunwald (CDU), neu gewählter Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Rhein-Sieg II, sowie der nach eigenen Angaben seit 1986 als gemeinnütziger Umweltverband tätige Verkehrsclub Deutschland (VCD) zu Wort. Sie üben Kritik am Vorgehen des Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Wie berichtet, will der BUND die Konzerte verhindern. Anfang dieser Woche wird die Entscheidung des Rhein-Sieg-Kreises dazu erwartet.

Der BUND hatte beim Verwaltungsgericht Köln einen Eilbeschluss erwirkt, nach dem die Konzerte nicht ohne Einzelfallprüfung durch die Untere Naturschutzbehörde zugelassen werden dürfen. Der Kreis hatte – anders als sonst üblich – auf eine solche Einzelfallprüfung dieses Mal verzichtet. Sowohl Grundwald als auch Karl-Heinz Rochlitz, Vize-Vorsitzender des VCD Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, appellieren an die Behörde, das Versäumte nachzuholen und die Konzerte damit zuzulassen. Stadt Bad Honnef und Konzertveranstalter hatten mehrfach darauf hingewiesen, die erforderlichen Gutachten lägen ohnehin vor. Der BUND hatte die Gutachten als „fehlerhaft“ kritisiert. Zugleich hatte BUND-Sprecher Achim Baumgartner dem GA gesagt, „Traditionsveranstaltungen“ wie „R(h)einspaziert“ des Stadtjugendrings seien weiterhin zulässig.

Offener Brief an Landrat Sebastian Schuster

In einem offenen Brief an Landrat Sebastian Schuster und die Naturschutzbehörde erläutert Rochlitz, Schutzinteressen sollten bei der konzeptionellen Neuaufstellung der Insel durchaus eine Rolle spielen, seien aber „in ein angemessenes Verhältnis zu Erholungs- und Freizeitbedürfnissen zu setzen“. Aspekte des Naturschutzes und Freizeitaktivitäten seien also sachgerecht miteinander abzuwägen. Rochlitz: „Das derzeit sehr aggressive Auftreten des BUND dient aber leider nicht diesem Anliegen.“

Dabei spräche viel dafür, die Insel als Ort für Konzerte zu nutzen. Als da wäre: die umweltfreundliche und nachhaltige Erreichbarkeit mit dem Öffentlichen Personennahverkehr, zumal aktuell gelte, dass An- und Abreise sogar im Ticket enthalten seien. Rochlitz: Die Klosterruine Heisterbach in Königswinter, bei der ebenfalls Open-Air-Veranstaltungen stattfänden, „ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr viel mühsamer zu erreichen“.

Insel umweltfreundlich erreichbar

Nicht zuletzt diene die Insel seit rund 170 Jahren der Bevölkerung des Ballungsraumes für Erholung und Freizeitaktivitäten. Open-Air-Aktivitäten im Ballungsraum „vor Ort“ seien für den VCD grundsätzlich zu begrüßen, weil sie „Kulturveranstaltungen gerade solchen Bevölkerungskreisen attraktiv präsentieren, die sonst nicht zu solchen Veranstaltungen gehen könnten, und zugleich keinen großen Verkehrsaufwand erfordern“.

Grafenwerth biete sich wegen seines Charmes besonders für die „Klassik auf der Insel“ an. Rochlitz: „Warum dafür zum Beispiel ins Münsterland oder nach Schleswig-Holstein reisen, wenn es dafür auch bei uns solch hervorragend geeignete Orte gibt?“ Nicht zuletzt würden mit dem ersten Konzert Künstler aus der Region gefördert – nach den Einbußen während der Pandemie müsse auch das in die Waagschale geworfen werden.

Ähnlich argumentiert Grundwald und übt zugleich Kritik an der „Posse“ des BUND, die für Juni und Juli geplanten Konzerte auf der Insel gewollt kurzfristig gerichtlich zu unterbinden. „Die Insel Grafenwerth ist als Naherholungsraum ein unverzichtbarer Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens in unserer Region. Ich gehe davon aus, dass der Kreis die erforderlichen Genehmigungen für die bereits vollständig organisierten Konzerte schnellstmöglich erteilt“, so Grunwald, auch Vorsitzender der CDU Bad Honnef.

CDU-Landtagsabgeordneter bittet Landesvorstand des BUND um Gespräch

Nicht nur den Kreis sieht der Landtagsabgeordnete am Zug: „Ich habe den Landesvorsitzenden des BUND um ein Gespräch gebeten, da der Fall den Eindruck erweckt, dass weniger der Naturschutz, sondern vielmehr rechtliche Verwaltungslücken im Zentrum der BUND-Aktivitäten stehen“, so Grunwald. Da die Konzertplanungen durch die pandemiebedingten Verschiebungen bereits seit Sommer 2020 öffentlich bekannt seien, erschließe sich auch „nicht die Notwendigkeit für einen Eilantrag unmittelbar vor dem ersten Konzert“. „Durch dieses Verfahren wird eine mündliche Anhörung umgangen, die zur Klärung des Sachverhalts sicherlich beigetragen hätte“, so Grunwald abschließend.

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