Amnesty-Aktion in Bad Honnef Kabarett wirbt für Menschenrechts-Engagement

BAD HONNEF · Der Kölner Jürgen Becker tritt anlässlich des Tages der Menschenrechte bei der Honnefer Amnesty-Gruppe auf und interpretiert das Thema Volksbegehren ganz neu.

 Vom Sexualleben der Blattlaus und des Menschen: Jürgen Becker präsentiert im Kursaal sein Programm „Volksbegehren“.

Vom Sexualleben der Blattlaus und des Menschen: Jürgen Becker präsentiert im Kursaal sein Programm „Volksbegehren“.

Foto: Frank Homann

Das Kurhausfoyer wurde quasi zum „Postamt“. Hier stand der gelbe Briefkasten für den Amnesty International-Briefmarathon. Und der Kursaal? Der war komplett ausverkauft. Die Amnesty-Gruppe 1138 Bad Honnef hatte anlässlich des Tages der Menschenrechte zum Kabarett eingeladen: Jürgen Becker zeigte sein neues Soloprogramm „Volksbegehren“. Wer nun glaubte, es ginge um politische Mitbestimmung, Basisdemokratie, eben um Politik, lag allerdings falsch. Der Kölner Kabarettist unterhielt sein Publikum vielmehr mit der Geschichte der Fortpflanzung, die ja irgendwie auch mit Begehren zu tun hat. Dazu zeigte er an einer Leinwand Meisterwerke der erotischen Malerei und zwischendurch schlich sich auch eine Blattlaus ins Bild.

„Wenn deine Frau von mir schwanger ist, sind wir dann verwandt?“ – „Verwandt nicht, aber quitt!“ Becker wusste, dass die Männer 60 Prozent des Tages nur Sex im Kopf haben. „Das bedeutet, nur 40 Prozent ihrer Gedanken drehen sich um Fußball.“ Eine gewisse Liebesmüdigkeit machte er bei den Herren aus. „Der Alltag tötet die Leidenschaft total.“ Ihr Intimleben sei so fade, dass es sie schon erregt, wenn sie beim Sex an die Steuererklärung denken.

Und schon war Becker in der Welt der Blattläuse. Denn die, so brachte der Kabarettist mit Wortwitz und rheinischem Humor dem Publikum nahe, hätten es viel leichter als die Menschen, die zunächst einen Partner suchen und um ihn balzen müssten. Die Blattlaus, grün und hässlich, indes würde sich ohne Sex vermehren. „An einem Tag kann das Lausmädel zehn Töchter gebären, unehelich, in einer Saison 80 Millionen Nachkommen.“ Ohne den Lausbub.

Sex sei der Jungbrunnen des Menschen. „Wir sind Tiere und werden es immer bleiben. Daran erinnert uns der Sex, weshalb er so beunruhigend und aufwühlend ist.“ Das Publikum erfuhr, dass eine Russin 69 Kinder geboren und ein Sultan 888 Kinder gezeugt habe. „Da wird selbst die Blattlaus neidisch.“ Becker berichtete von Paaren, die einmal pro Woche dem Motto dieses Abends nachgingen – er montags, sie mittwochs. Und der Kabarettist klärte auf: „Xanthippe ist griechisch und heißt: Ich habe Kopfschmerzen.“

300 Briefe unterstützen Amnesty-Anliegen

Am Schluss gab es Blumen für Jürgen Becker. Und gewissermaßen dann doch noch ein „Volksbegehren“. 300 Briefe landeten an dem Abend im Kasten – für bestimmte Anliegen von Amnesty. Wilfried Schneider, Sprecher der Honnefer Gruppe: „Der Amnesty-Briefmarathon im Dezember ist eine Erfolgsgeschichte. Millionen fordern jedes Jahr weltweit Regierungen auf, politische Gefangene freizulassen und Unrecht zu beenden. Das wirkt.“

Diesmal richteten sich die Unterschriften gegen ein Staudammprojekt in Kanada, das die Lebensgrundlage der dort lebenden Indianer zerstören würde. Die beiden anderen Aktionen sollen eine im Iran gefangene Frau unterstützen und ein unter Albinismus leidendes Mädchen in Malawi. Bürgermeister Otto Neuhoff sagte: „Wir sind stolz, solch eine rührige Gruppe hier zu haben, dass es Leute gibt, die sagen, es gibt etwas über der Macht – und das ist die Menschenwürde.“ Vizebürgermeister Peter Profittlich spendete 150 Euro für die Amnesty-Arbeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort