Literarisch-musikalische Reise in Bad Honnef Kästner-Abend in der Parkresidenz

Bad Honnef · Martin Seidler und Peter Grabinger verbinden Erich Kästners Gedichtzyklus „13 Monate“ mit der Musik großer Komponisten. Das Ergebnis begeistert die Zuhörer.

 Martin Seidler und Peter Grabinger (r.) überzeugten mit ihrem Kästner-Abend in der Parkresidenz.

Martin Seidler und Peter Grabinger (r.) überzeugten mit ihrem Kästner-Abend in der Parkresidenz.

Foto: Frank Homann

Die Tische im Restaurant der Parkresidenz waren alle besetzt: Rund 70 Gäste waren am Freitagabend gekommen, um sich auf eine literarisch-musikalische Reise durch ein ganzes Jahr zu begeben. Ihre „Reiseleiter“ waren Martin Seidler und Peter Grabinger. Die beiden trugen den Gedichtzyklus „13 Monate“ von Erich Kästner vor, wobei Seidler, bekannt als Moderator der SWR Landesschau, die Texte rezitierte und dabei von dem Pianisten Grabinger am Flügel begleitet wurde.

Kästner hat jedem Monat ein Gedicht gewidmet und schildert jeweils die schönen wie die melancholischen Seiten. So begleitet man das Jahr von der „Wiege“, in der es im Januar noch liegt, bis ins greise Alter, das es im Dezember erreicht hat. Im letzten Gedicht „Der dreizehnte Monat“ malt Kästner sich dann einen Wunschmonat aus, der die schönsten Seiten aller Monate vereint. Diese Idee verwirft er jedoch wieder und schließt mit den Worten „Werden kann nur, was schon immer war. Und dem Dezember folgt der Januar.“

„Es ist definitiv eins meiner Lieblingsbücher“, führte Martin Seidler mit dem kleinen Taschenbuch von Erich Kästner in der Hand in den Abend ein. Das Buch habe er als Kind von seinen Eltern geschenkt bekommen, erzählt der Moderator, und von da an habe es ihn begleitet. Und auch nachhaltig geprägt. Denn die Idee, Kästners lyrischen Jahreskalender mit Musik zu unterlegen, sei ihm viele Jahre später auf dem Weg zur Arbeit gekommen. Im Auto lief eine CD des Jazztrompeters Till Brönner, und diese erinnerte ihn so stark an die Gedichte Kästners, dass er sich mit seinem Freund und Kollegen Peter Grabinger zusammensetzte und die beiden für die einzelnen Monate passende Melodien suchten – und fanden.

Die Lieder, mit denen Kästners Worte untermalt sind, sind zum Beispiel bekanntere Stücke wie Chopins Mazurka in As-Dur, die die Urlauber im Juli begleitet, oder Gershwins „Summertime“, das für den August nicht passender sein könnte. Grabinger hat aber auch einige wunderbar auf den Text abgestimmte Eigenkreationen komponiert und schafft so etwa beim Gedicht zum März den Spagat zwischen „Springflut und Havarie, Sturm und Lawinen“ und dem Erscheinen der ersten Blümchen.

Die dreizehn Gedichte von Kästner sind an sich schon lohnenswert. Die Vortragsweise gemeinsam mit der Musik wertete die Gedichte aber noch einmal auf.

Dazu war es eine äußerst lebendige Veranstaltung: Zwischen den Monaten erzählte Seidler, der viel mit dem Publikum interagierte, immer wieder kleine Anekdötchen oder erklärt etwa, warum und wie bestimmte Lieder ausgewählt worden sind. Er war an dem Abend nicht nur Rezitator, sondern auch ein Stück weit Entertainer. Vor dem Stück zum Februar wies er zum Beispiel drauf hin, dass zwei Karnevalslieder eingebaut seien, die das Publikum erkennen solle. Als die Zuhörer die Lieder „Am Rosenmontag bin ich geboren“ und „Heile Heile Gänsje“ erkannt hatten, sang Seidler kurzerhand den Re-frain des Letzteren – und das Publikum in der Parkresidenz stimmte freudig ein.

Die anderthalb Stunden waren so, trotz der melancholischen Seiten, die gegen Ende des Jahreszyklus ebenfalls aufkommen, ein großer Spaß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort