Kommentar Keine Kompromisse

BAD HONNEF · Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Bad Honnefer Kommunalpolitiker wollten ein eigenes Jugendamt. Sie sind aus der Solidargemeinschaft des Kreisjugendamtes ausgestiegen und haben es bekommen. Doch jetzt, wo es installiert ist, müssen sie auch für ausreichend Personal sorgen. Denn dass gerade bei Pflegefamilien genau hingeschaut werden muss, haben die Bad Honnefer im Fall Anna direkt vor ihrer Haustür auf tragische Weise erfahren müssen.

Natürlich wurden die städtischen Jugendämter in vielen Kommunen gegründet, um Geld zu sparen. Da darf man sich nichts vormachen. Und natürlich ist die Unterbringung in einer Pflegefamilie um ein Vielfaches günstiger als ein Heimaufenthalt. Aber was die Politik bei allen fiskalischen Überlegungen nicht vergessen sollte: Es geht hier um - meist schwer traumatisierte - Kinder. Sie brauchen - und haben sie auch verdient - Pflegefamilien, die mit der unbestreitbaren Belastung umgehen können. Familien, die vorbereitet und geeignet sind.

Damit aber diese Familien gefunden werden, sie für diese Aufgabe gewappnet sind, sie ausreichend begleitet werden und es nicht zu so groben Fehleinschätzungen wie im Fall Anna kommt, bedarf es ausreichenden Personals. Das Wohl von Pflegekindern ist keine Aufgabe, die man nebenbei erledigt, wo man, wenn man es heute nicht schafft, irgendwann anders mal vorbeischaut. Denn dann kann es bereits zu spät sein.

Die Honnefer Politiker haben A gesagt und ein eigenes Jugendamt bekommen. Jetzt müssen sie auch B sagen und die Stelle für den Pflegekinderdienst schaffen. Auf diese 0,7-Fachkraft kommt bei derzeit 17 betroffenen Familien, deren Kinder in Obhut genommen wurden, sowieso enorme Arbeit zu. Aber es wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Denn es gibt Stellen, an denen nicht gespart werden kann und darf.

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