Leseförderung in Aegidienberg Kita-Kinder werden zu Lese-Helden

AEGIDIENBERG · Fernsehen, Computer und Smartphone haben ernsthafte Konkurrenz bekommen: Das Team der Bücherei in Aegidienberg zeigt Vier- und Fünfjährigen, wie spannend Bücher sein können.

 Abenteuer zwischen Bücherregalen und Buchdeckeln erlebten Kinder in Aegidienberg.

Abenteuer zwischen Bücherregalen und Buchdeckeln erlebten Kinder in Aegidienberg.

Foto: Frank Homann

Fernsehen ist cool, Computerspiele oder „daddeln“ am Smartphone sind besser – aber ein Buch lesen? Monika Jostes, Leiterin der katholischen öffentlichen Bücherei in Aegidienberg, weiß aus Erfahrung, dass vor allem Jungen heutzutage regelrechte Lesemuffel sind: Die beherrschten zwar perfekt das Wischen am Handy, aber das Umblättern von Buchseiten ohne Knicke und Eselsohren sei für manchen geradezu eine Herausforderung. Das beginne bereits im Kindergarten.

„Da die Eltern leider immer weniger vorlesen, sind Bücher für viele Kinder keine Selbstverständlichkeit mehr“, so Jostes. Das möchte sie mit ihrem Büchereiteam ändern: in Aegidienberg werden daher Jungen zu Lese-Helden gemacht.

Mit Indianern durch die Prärie

Indianer gehen mit Pfeil und Bogen auf die Jagd, das weiß doch jedes Kind. Paul, Louis, Mads, Jonas und die anderen Kinder aus dem katholischen Familienzentrum in Aegidienberg wissen aber auch, dass Indianer in Amerika leben. Und sie müssen auch nicht lange überlegen, was das „Eiserne Pferd“ war: „Die Eisenbahn“. Kein Wunder, schließlich haben die angehenden Lese-Helden beim Vorlesen gut aufgepasst. An fünf Vormittagen haben sich zwölf Jungen im Alter von vier und fünf Jahren jeweils zwei Stunden lang in der Bücherei mit Indianern beschäftigt und sind mit Begeisterung in die spannende und bunte Welt der Bücher eingetaucht.

Es war bereits die vierte Aktion dieser Art mit Kindergartenkindern, die das Büchereiteam im Rahmen des Leseförderprojekts „Ich bin ein Lese-Held“ des Borromäusvereins durchgeführt hat. Durch Zufall war Jostes auf das Projekt gestoßen, das auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. „Ich fand das total spannend“, berichtet die Büchereileiterin. Durch die Teilnahme an einem Leseabenteuer sollen die Kinder für das Medium Buch begeistert werden – denn Tatsache ist: Haben Kinder einmal Feuer gefangen, sind sie die motiviertesten Leser.

Jeden Dienstag las der Häuptling vor

Als Identifikationsfigur dient bei dem Lese-Helden-Projekt ein männliches Vorbild: Heinz Döring fungierte in Aegidienberg quasi als Indianerhäuptling. An jedem Dienstag hat er seinem Stamm in den vergangenen Wochen eine Geschichte vorgelesen. Im Anschluss bastelten und spielten alle zum Thema Indianer. Für den letzten Tag hatten sich die Büchereimitarbeiterinnen für die kleinen Krieger etwas Besonderes ausgedacht: Im Dunkeln galt es mit einer Taschenlampe Silhouetten zu erkennen. Da wurde selbst der größte Büchermuffel zum Lese-Helden.

Für Paul, Louis, Mads und die anderen Kindergartenkinder ist das Projekt nun zu Ende. Zum Abschluss durften sie sich leihweise ein Buch über Indianer in der Bücherei aussuchen. In dem soll nun zu Hause geschmökert werden – für die passende Beleuchtung sorgt die nagelneue Leselampe, die sie als Abschiedsgeschenk erhalten haben. Außerdem gab es für alle eine Urkunde.

Jostes hofft nun, möglichst viele der kleinen Lesehelden bald in der Bücherei wiederzusehen. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht“, berichtet sie. „Es kommen tatsächlich immer einige wieder, und die bleiben uns dann auch länger erhalten.“ Viele Eltern hätten bis dahin nicht einmal gewusst, dass es in Aegidienberg eine Bücherei gibt.

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