Turmfest in Aegidienberg Klarer (Wett-)Sieg für die Gemeinschaft

AEGIDIENBERG · Die Wette galt! Pfarrer Stefan Bergner setzte darauf, dass es nicht möglich ist, mehr als 80 Leute beim Turmfest der Evangelischen Kirchengemeinde Aegidienberg dazu zu bewegen, gemeinsam das Lied "Vom Aufgang der Sonne" vorzutragen. Da hatte er sich aber sehr verschätzt. 120 Besucher studierten mit Jutta Rix vom Presbyterium den Text ein.

 Spaß mit Fingerfarben: Beim Turmfest hinterließen die Besucher ihre Handabdrücke auf einer großen Leinwand.

Spaß mit Fingerfarben: Beim Turmfest hinterließen die Besucher ihre Handabdrücke auf einer großen Leinwand.

Foto: Frank Homann

Als Wetteinsatz hatte Bergner 500 Euro als Spende für Flüchtlingskinder, die ohne Begleitung in Deutschland eintreffen, angeboten. "Die zu unterstützen, ist mir ein großes Anliegen. Was es bedeutet, ohne Eltern in einem fremden Land wie dem unseren anzukommen, ist erdenklich. Es ist unsere Aufgabe, uns zu kümmern." Der jüngste "Sänger" war ein einjähriges Kind, eine 85-jährige Frau die älteste Mitstreiterin im "Wetten-dass-Chor" von Aegidienberg. Auch eine Flüchtlingsfamilie aus Albanien, die seit einer Woche in Aegidienberg wohnt, schloss sich der großen Singgemeinschaft an.

Das Motto des Turmfestes, das die Gemeinde zusammen mit ihren beiden Kindertagesstätten "Die Wurzelkinder" und "Die Sonnenkinder" feierte, lautete diesmal "Einer für alle" zum Thema "Inklusion". Pfarrer Bergner: ",Einer für alle? bedeutet Hilfsbereitschaft. Das hat für uns eine christliche Bedeutung. Gott ist Gott für alle." Und was die Flüchtlinge anbelange, gelte das Motto "Einer für alle" für alle, für diese Zeit, in der sie hier leben, egal, ob sie Asyl erhalten oder abgeschoben werden.

Dem Thema war auch der Gottesdienst gewidmet, den Bergner gemeinsam mit Katrin Wüst hielt, der Pfarrerin für Behindertenarbeit im Kirchenkreis an Sieg und Rhein. Sie gingen dabei auf die Verschiedenheit, die Gleichwertigkeit und die Zusammengehörigkeit der Menschen ein. Auf jedem Stuhl in der Kirche lagen drei Wollfäden in drei Farben. Und während eines Musikstückes tauschten die Besucher die Fäden aus, so dass sie dann symbolisch am Handgelenk verschiedenfarbige Bänder trugen.

Im vergangenen Jahr war das Turmfest mit der Einführung von Pfarrer Bergner in die Kirchengemeinde Aegidienberg gefeiert worden. Diesmal sorgte er für eine Neuerung: Das Festgelände wurde zur Straße hin eingerichtet. Denn: "Wir wollen uns als Gemeinde noch mehr zum Ort öffnen und uns am Leben in Aegidienberg beteiligen." Auch Bürgermeister Otto Neuhoff war da. "Das Gegenteil von Inklusion ist Exklusion", sagte er. Und: Die Kindergartenarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Aegidienberg sei ein gelungenes Beispiel für gelebte Inklusion in Bad Honnef. Der Stadtelternrat überreichte eine Spende von 1100 Euro für die Anschaffung von Geräten für das Kindergarten-Außengelände, die auch von behinderten Kindern genutzt werden können.

Viel Spaß machte das Festprogramm. An einer großen Leinwand konnten sich die Besucher mit einem Handabdruck verewigen. Eine Reittherapeutin war mit einem Pferd gekommen, ein Rollstuhlparcours war aufgebaut. Es fand ein Menschenkicker-Turnier statt, aus dem die Kindergarten-Eltern als Sieger hervorgingen. Es gab Aktionen wie Bilderbuchkino oder Kinderschminken. Der MGV Liederkranz trat auf, ebenso der Projektchor der Gemeinde.

Kaffee und Kuchen waren zu haben. Der Männerkochclub brutzelte Würstchen und Steaks und sorgte auch für Getränke. Bier ging bei der Hitze kaum, dafür aber Wasser. Und als das knapp wurde, plünderte Pfarrer Bergner kurzerhand seinen häuslichen Vorrat.

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